Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
Vom Netzwerk:
Seite und warf mir einen prüfenden Blick zu.
    Es war Zeit, sich in Bewegung zu setzen. Keiner der Cops achtete auf mich. Während ich zuschaute, verschwand Belling hinter einem Stapel alter Sessel und Vid-Schirme. Eine Sekunde später explodierte der ganze Schrotthaufen: Shredder-Salven verwandelten ihn in Staub. Unterdessen schlug Happling mit der Waffe auf seine beiden Angreifer ein und brüllte dabei wie ein Tier. Er schlug sie Zentimeter um Zentimeter zurück, und dann setzte er sich auch schon wieder in Bewegung. Sein Hemd schien aus einem einzigen gewaltigen Schweißfleck zu bestehen. Er rannte auf die Stelle zu, an der Belling verschwunden war. Ich wusste, dass Belling dort längst nicht mehr sein würde. Der alte Mann hatte sich die verschiedensten Verstecke überlegt und würde die Cops hier notfalls bis in alle Ewigkeit auf Trapp halten können.
    Ich steuerte den Tresen am vorderen Ende des Raumes an; mein gebrochenes Bein schmerzte und protestierte. Zu meiner Rechten sah ich eine Bewegung und blickte gerade rechtzeitig in die Richtung, um zu sehen, wie Belling auf einem der Metallrohre auftauchte, die diesen Raum hier kreuz und quer durchzogen. Ich hielt inne und sog scharf die Luft ein, während mein alter Kampfgefährte einige Sekunden lang unablässig auf die Sturmtruppen feuerte. Bevor die reagieren konnten, ließ sich Belling fallen und verschwand auf die gleiche Art und Weise, in der er dort oben erschienen war. Wie jeder Revolverheld, der es schaffte, älter als achtzehn Jahre zu werden, hatte Belling das Allerwichtigste bereits erledigt: Lern immer gut deine Umgebung kennen!
    Ich ging weiter und hatte das Gefühl, solange ich die Cops nicht anschaute, würden die mich auch nicht anschauen -Psychologie der billigsten Sorte, aber irgendwie war man so für eine kurze Zeit tatsächlich unsichtbar. Als ich den Tresen schließlich erreicht hatte, holte ich zweimal schmerzhaft Luft. Ich sammelte mich, dann zog ich mich in einer einzigen, erstaunlich fließenden Bewegung an der Theke empor und darüber hinweg. Auf der anderen Seite rollte ich mich nach Kräften ab und landete auf dem Boden. Der Krach, den mein Aufprall verursachte, ging im herrschenden Kampflärm unter.
    Ich rollte mich auf den Bauch und betrachtete das Gebiet, das unmittelbar hinter dem Tisch lag. Der einzige Ausgang, den ich hier sah, bestand in einer äußerst instabil wirkenden Tür aus Holz und Glas, mit der Aufschrift BEHANDLUNGSRÄUME – eigentlich war es kaum mehr als ein aufgeblasener Raumteiler. Ich kroch darauf zu, blieb dabei dem Boden so nah wie irgend möglich; Schweiß strömte mir in die Augen. Hinter mir sah die Lage ziemlich haarig aus, und die immer noch glühend heißen Shredder heulten schon wieder auf. Dumpf fragte ich mich, ob vielleicht ein Dutzend Sturmtruppler Wa Belling doch würden erledigen können. Bislang war er mir immer schlichtweg unsterblich erschienen. Ich kroch weiter. Zu kriechen war ich gewohnt. Als ich die Tür schließlich erreichte, drehte ich mich rasch auf den Rücken, hob die Hand und versuchte es mit ein paar der üblichen Handzeichen zum Entriegeln des Schlosses. Doch als ich mich gegen das Türblatt lehnte, öffnete sich die Tür einfach so, und ich purzelte in den Flur hinaus.
    Ich zog die Beine dicht an die Brust und rollte mich herum. Die Tür schloss sich wieder. Sofort ging ich auf die Knie. Nachdem ich mir den Lageplan auf Markos Display ins Gedächtnis zurückgerufen hatte, ging ich einen breiten weiß gestrichenen Flur hinab. Zu meiner Rechten war die Wand mit einer grünen Linie markiert. Ich nahm mir einen Augenblick Zeit, mich ganz aufzurichten, und zwang mich, einmal tief und schmerzhaft Luft zu holen. Ich fuhr mir mit der Hand durch mein verstrubbeltes Haar und wischte mir mit dem Taschentuch über die Lippen. Jetzt wäre Geschwindigkeit wirklich entscheidend. Ich musste Gatz ins Visier kriegen und sofort abdrücken – nein: noch schneller! Ich musste abdrücken, sobald ich den Raum betrat. Bei der geringsten Verzögerung würde er mich ›pushen‹, daran bestand gar kein Zweifel.
    Ich umklammerte den Griff meiner Waffe und stürmte voran; mein Bein war immer noch steif und ungelenk.
    Als ich um die Ecke bog, ebbte der Lärm hinter mir deutlich ab, und ich hörte nur noch mein eigenes keuchendes Atmen und wie meine immer noch nassen Stiefelsohlen auf den Boden klatschten. Nach all dem Blut im Wartezimmer erschien mir hier alles erstaunlich sauber. Der Boden sah tatsächlich

Weitere Kostenlose Bücher