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Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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war.
    »Ooh, du machst mir aber Angst!«, hatte sie mich angefaucht. »Ich bin ja richtig in Panik!«
    Und dann hatte sie mir ein kleines Messer in den Bauch gerammt, fast drei Zentimeter tief, und ihr ganzer kleiner Körper hatte vor Anstrengung gezittert. Dann stieß sie einen kaum hörbaren Grunzlaut aus – es war richtig süß gewesen. Ihre Augen hatten geblitzt, als sie mich anschaute, sie war richtig eifrig gewesen. Ich erinnerte mich noch, wie Belling, der hinter ihr gestanden hatte, in schallendes Gelächter ausgebrochen war.
    Ich hatte sie eng an mich gedrückt, während Blut mir über den Unterleib strömte, und ich erinnerte mich auch daran, wie sich ihre Miene mit geradezu grotesker Geschwindigkeit von wildem Triumph in heilloses Entsetzen verwandelte.
    »Es t-t-tut mir leid«, hatte sie geplappert. »Es tut mir echt leid!«
    Ich erinnerte mich daran, wie ich die Kleine angelächelt hatte. »Dir tut leid, dass dein Messer zu klein ist«, hatte ich gesagt, und da hatte sie das Lächeln erwidert: Ihr ganzes Gesicht hatte sich in etwas wirklich Schönes verwandelt. Und jetzt war sie fort. Ich öffnete die Augen und musste nun auch noch sie in meine Gesamtwertung aufnehmen.
    »Gib mir …« Ich räusperte mich. »Gib mir Belling.«
    Wieder eine Pause, im Hintergrund war undeutlich Stimmengewirr zu hören, und dann: »Der auch.«
    Ich blinzelte. Plötzlich hatte ich das dringende Bedürfnis, den Sender aus der Instrumententafel zu reißen und mir die Finger dabei zu ruinieren, das ganze Cockpit zu zerstören. Das war gottverdammtnochmal unmöglich! Ich hatte sie beide doch noch vor wenigen Stunden gesehen! Sie hatten geatmet, sie hatten geredet. Es war gottverdammtnochmal unmöglich! Dann musste ich an Gleason im Restaurant denken: knallrot im Gesicht und schweißüberströmt – sie hatte einfach schrecklich ausgesehen.
    »Was?« Es gelang mir, ungerührt zu klingen, obwohl ich die Hände zu Fäusten ballte.
    »Der auch«, sagte die Stimme. »Er nicht hier, der Alte.«
    Mit der Faust schlug ich so fest auf die Instrumententafel, dass der Schmerz bis in den Oberarm hinaufschoss. Obwohl mir die Fingerknöchel schmerzten, wiederholte ich die Bewegung. Plastikscherben wirbelten durch die Luft. Belling sollte tot sein? Belling war doch unsterblich!
    »Was meinst du damit?«, stieß ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, und jedes einzelne Wort kostete mich immense Mühe. »Was heißt: ›Er nicht hier‹, verdammte Scheiße?«
    Wieder hörte ich, wie mehrere Personen miteinander sprachen, und am liebsten wäre ich jetzt selbst durch den Verbindungskanal gekrochen und hätte jeden Einzelnen dieser Idioten eigenhändig erwürgt, die da für mich arbeiteten. »Vergiss es«, sagte ich. »Wiederhole jetzt Wort für Wort, was ich als Nächstes sage, oder du kannst dir sicher sein, dass ich mir genau merke, mit wem ich es hier zu tun habe – und ich werde dafür sorgen, dass du diesen Scheiß auf jeden Fall bereust! Ich brauche …«
    Ich stockte und neigte den Kopf zur Seite. Angst durchfuhr mich, und ich streckte die Hand aus und unterbrach die Verbindung. Was ich dort in der Ferne hörte, war unverkennbar: Schweber-Verdrängung. Und sie kam näher und näher.
    Die Cops, dachte ich. »Leck mich am Arsch«, murmelte ich. »Sieht ganz so aus, als wäre mein Taxi schon da.«

VI
    Tag drei:
    ein kurzer Moment des Glücks,
    der es wirklich wert war
     
     
    Entsetzt kauerte ich in dem zerstörten Cockpit und betrachtete meine wunderbare Lage: Ich war nicht nur einmal von jemandem aus meiner eigenen Organisation verraten worden, sondern gleich zweimal. Meine beiden wichtigsten Leute waren, wie es schien, geheimnisvollerweise tot, ich war unbewaffnet, und ich befand mich mitten auf dem flachen Land, das mir keinerlei Deckung bot, umgeben von den Leichen mehrere offizieller Regierungsvertreter.
    Plötzlich wünschte ich mir, ich wäre wieder in Newark. Die Augen verbunden und eine Waffe an der Schläfe hörte sich immer noch besser an als diese Scheiße hier – und Glee wäre immer noch da.
    Als das Tosen des immer näher kommenden Schwebers stetig lauter wurde, sprang ich auf und zwängte mich durch die Luke in die Kabine des Schweberwracks. Die drei Leichen lagen dicht beieinander, gestützt von einem der Sitze. Alles war blutverschmiert. Die toten Drillinge hatte die Augen weit aufgerissen und schienen mich blicklos anzustarren. Ich zog mich an einem anderen Sessel hoch und blickte die drei einen Moment lang nur

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