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Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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und zündete sie mir an, sog den kratzigen, geschmacklosen Rauch ein.
    Ich spie einen großen Schleimklumpen in den Schnee, wandte mich dann wieder dem Schweber zu. Die Maschine war in bemerkenswert gutem Zustand. So, wie sie dort aus dem Erdreich herausragte, schien sie noch mehr oder weniger in einem Stück zu sein. Die Sicherheitszelle des Schwebers hätte vielleicht allen an Bord das Leben gerettet, hätte ich nicht vorher schon mein Bestes gegeben, so viele Insassen wie möglich fertigzumachen. Ich schnippte meine Zigarette in die nasskalte Luft und kletterte dann zurück ins Cockpit. Nachdem ich den Torso des Piloten zur Seite gestoßen und mir die Hände völlig mit Blut verschmiert hatte, schaute ich mir die Instrumententafel etwas genauer an und fand auch das Funkfeuer, das im Abstand von etwa einer halben Sekunde unablässig unsere Position durchgab. Ich zog mich an den Sicherheitsgurten hoch, die von der Rückwand des Cockpits herabhingen, balancierte mich aus und machte mich daran, dem Funkfeuer einen kräftigen Tritt zu verpassen. Ein Treffer mit der Spitze meines Stiefels ließ Funken aufstieben. Auf einmal roch es nach Ozon. Man musste es diesen Scheiß-Psionikern ja nicht auch noch einfach machen, mich aufzuspüren, nur damit die dann wieder mit mir machen konnten, was sie wollten.
    Ich hing immer noch in der Luft, während ich mich ein weiteres Mal in der Kabine umschaute. Überall sah ich nur Blut und einen bemerkenswert sauberen Schuh, der in die Luft ragte.
    Vorsichtig verlagerte ich mein Gewicht, bis ich auf der Instrumententafel stand. Dann ließ ich die Sicherheitsgurte los. Endlich fand ich die Einheit, mit der man Datenströme zum Satelliten hinaufschicken konnte, und stellte das Gerät auf den Niederfrequenzbereich ein, den wir nutzen – Frequenzen, die die Cops und die Regierung schon vor langer Zeit aufgegeben hatten. Natürlich wurden auch diese Frequenzbänder überwacht, deswegen nutzten wir sie nicht allzu oft und änderten stündlich die Frequenz. Ich versuchte mich daran zu erinnern, was momentan die richtige Frequenz sein müsste, und stellte das Gerät dann darauf ein. Zur Belohnung hörte ich schon bald das tonlose Rauschen einer stehenden Verbindung.
    »Ich brauche ein Taxi«, sagte ich und klang selbst erstaunlich tonlos. Die Stille absorbierte meine Stimme, als hätte ich nie ein einziges Wort gesagt.
    »Wer ist da?«
    Ich erkannte die Stimme nicht, und auch der schwere, kaum verständliche Akzent half mir nicht weiter.
    »Wo ist Gleason?«
    »Wer ist da?«
    Leise fluchte ich vor mich hin, schloss die Augen und betete um inneren Frieden.
    »Dein gottverdammter Boss! Wenn du jemals wieder irgendetwas zu beißen kriegen willst, schaff mir sofort Gleason ans Rohr!«
    Ich wartete. Erneut erfüllte die tonlose Stille der stehenden Verbindung die gesamte Kabine, und hinter mir knarrte und stöhnte es schon wieder bedrohlich. Allmählich wurde ich nervös. Jeder Augenblick, den ich hier draußen mitten im gottverdammten Nirgendwo hockte, war höchst gefährlich, und meine Leute hatten eigentlich entschieden zu viel Angst vor mir, um mich derart zu verarschen. Das würde einige Leute den Kopf kosten, und allein schon dieser Gedanke machte mich unendlich müde. Eigentlich zog ich es vor, eher beiläufig auf längst vergangene Gräueltaten zu verweisen und mehr nicht.
    Mit einem trockenen Schlurfen kam die Stimme wieder an die Leitung. »Glee nicht da.«
    Ich kniff die Augen zusammen. »Wo zum Teufel ist sie?«
    Wieder kam eine Pause. »Glee tot. Sie tot.«
    Ich starrte die Instrumententafel an. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund wiederholte die Stimme es noch einmal: »Sie tot.«
    Ich fühlte überhaupt nichts. Einen Moment lang kauerte ich nur dort. Das dumpfe Rauschen der stehenden Verbindung schien mich einzuhüllen, eine Mischung aus Statik und Atmen. Gleason war damals ins ›Pick’s‹ gekommen, ein Teenager unter vielen, eine echte ›Kleine‹. Obwohl sie sich rasch in eine verdammt gefährliche Frau verwandelt hatte, sah ich in ihr doch immer noch bloß die ›Kleine‹. Tot. Das war unmöglich.
    Tränen stiegen mir in die Augen, und ich kniff sie zusammen. Ich würde jetzt nicht weinen! Ich sah sie vor mir: zwölf Jahre alt, auf frischer Tat ertappt – eine ihrer schmutzigen Hände steckte wirklich noch in meiner Tasche, ganz im wahrsten Sinne des Wortes. Ich hatte sie am Handgelenk gepackt und einfach hochgehoben, bis ihr Gesicht auf gleicher Höhe mit meinem gewesen

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