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Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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ich den Kopf, wurde endlich richtig wach und versuchte mich zurückzulehnen, doch ich konnte es nicht. Vielleicht zwei Zentimeter vor meinem rechten Auge sah ich ein riesiges gezacktes Stück Glas, das genau auf mich wies. Die dicke Windschutzscheibe war beim Aufprall geborsten. Der Bug des Schwebers hatte sich zur Hälfte in Erdreich und Schnee gebohrt, und mich hielten nur noch die Sicherheitsgurte im Pilotensitz. Die ganze Kabine roch nach Blut: metallisch und salzig. Feiner bläulicher Rauch trieb durch den Raum, brannte mir in den Augen.
    Ich wandte den Kopf zur Seite, aus den verschiedensten Ritzen und Spalten fielen kleine Glassplitter klirrend zu Boden, und dort war der Pilot selbst – oder zumindest die Hälfte von ihm, zwischen meinem Sitz und dem Boden eingeklemmt. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er zu mir empor, seine Augen waren erstaunlich grün – hell und klar. Als wolle ich mich entschuldigen, verzog ich gequält das Gesicht und machte mich daran, meine Arme zu befreien. Sie waren immer noch durch die engen Gurte fest an meinen Körper gepresst. Bei jeder Bewegung regneten weitere Scherben zu Boden, ein beständiges knisterndes Klirren umgab ich. Immer wieder blickte ich zu den gläsernen Klingen unmittelbar vor mir. Ein plötzlicher Ruck, und es ginge mir wir diesen Bettlern auf dem Broadway, die versuchten, sich den einen oder anderen Yen zu erbetteln. Oder ich wäre einfach tot.
    Aber ich hatte nicht die Zeit, mir wilde Gedanken zu machen. Ein Schweberabsturz war immer laut und unschön, und die System-Bullen würden sich zweifellos schon bald darum kümmern. Ich wusste nicht, ob Shockley und sein Spießgeselle tot waren oder vielleicht wieder zu sich kommen würden – hochgradig verärgert und dazu in der Lage, mich zu vermöbeln, ohne auch nur einen einzigen Finger bewegen zu müssen. Meine Leute waren wahrscheinlich schon wieder auf dem Weg. Also musste nur noch ich endlich hier aufbrechen! Abgesehen davon: Wenn die gottverdammten hohen Tiere einen erst einmal auf ihre Listen gesetzt hatten, dann kamen die immer wieder, und ich bezweifelte doch sehr, dass es einen Unterschied machte, ob man hier von Cops oder von irgendwelchen anderen Bürokratenärschen an Schreibtischen sprach.
    Alles schmerzte. Ich schloss die Augen, um mich wenigstens nicht mehr von diesen Glassplittern unmittelbar vor mir ablenken zu lassen, und konzentrierte mich ganz darauf, meine Arme zu bewegen. Ich hatte ein wenig Spielraum, also atmete ich so weit aus, wie ich nur konnte, und spannte dann den Arm an. Entrüstet knackten meine Rippen. Schweiß trat mir auf die Stirn und troff auf die Instrumententafel, während ich mich bewegte. Dann, endlich, war ich die Sicherheitsgurte los. Im gleichen Moment ruckte mein ganzer Körper zwei, drei Zentimeter nach vorn, und die Spitze des Glasbrockens bohrte sich geradewegs in mein zuckendes Augenlid.
    Ich schmeckte Blut auf der Zunge. Ich war ein gottverdammtes Wrack.
    Ich musste mit Lügen und billigen Tricks die Panik bekämpfen, wandte den Kopf zur Seite, zog mir einen unschönen Schnitt genau auf dem Augenlid zu, und schließlich spürte ich die Spitze dieser Glasscherbe an meiner Schläfe. Wie das meine Lage verbessert haben sollte, war mir nicht ganz klar. Ich öffnete die Augen wieder, rollte geradezu krampfhaft damit. Ins linke Auge tropfte mir Blut, sodass ich wie verrückt blinzeln musste. Hektisch fuchtelte ich mit den Armen umher, doch ich fand einfach nicht den Scheißverschluss von diesem gottverdammten Sicherheitsgurt! Wieder rollte ich mit den Augen und griff nach der Glasscherbe, schlug danach, aber dieses Scheißding war wie eine Küchenschabe: Es hatte schon sein höchsteigenes Äquivalent zu einem Atomkrieg überstanden und sah überhaupt nicht ein, jetzt so mir nichts, dir nichts aufzugeben. Es war, als wäre das Ding an Ort und Stelle festgeschweißt.
    Erneut suchte ich hektisch mit den Augen die Umgebung ab, atmete stoßweise durch die Nase, spürte den Schweiß auf meiner Oberlippe. Mein Blick fiel auf den gedrungenen, blutüberströmten Griff meines Messers, das immer noch aus dem Nacken des Piloten ragte. Ich versuchte danach zu greifen, streckte mich, hörte Schultern und Ellbogengelenk knacken. Meine Fingerspitzen erreichten den Griff, strichen darüber -es war ein unendlich vertrautes Gefühl. Es war eine Bewegung, die ich schon unzählige Male in einsamen, leeren Stunden vollführt hatte: wenn ich in eisigen Schatten stand und auf eine

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