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Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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Meine Augen brannten, Staub senkte sich darauf wie unsichtbarer Schnee und ließ sie völlig austrocknen. Sicher wurden sie allmählich gelblich; sie fühlten sich auch schon ganz brüchig an. »Irgendetwas stimmt hier nicht, Sanjay! Schau dir den Piloten an! Wieso war der nicht angeschnallt?«
    »Vielleicht hatte er Schwierigkeiten mit dem Generator und hat versucht, noch irgendetwas zu retten«, schlug Sanjay vor. Ich konnte mir richtig vorstellen, wie er achtlos mit den Schultern zuckte.
    »Nö – denk doch mal darüber nach! Da steuert man so einen Erdnagel durch die Luft und hat plötzlich einen Energieabfall oder kann nicht mehr steuern oder was auch immer. Da springt man doch nicht aus dem Sessel auf und dreht durch! Alle Steuereinheiten sind doch extra so angeordnet, dass man sie vom Pilotensitz aus erreichen kann – darum geht es doch gerade! Da bleibt man schön angeschnallt!«
    »Also gut, du Genie, dann bleibt man eben angeschnallt! Wir reden hiervon irgendeinem GB-Idioten! Einer von Rubertos Arschlöchern! Fragst du mich allen Ernstes, ob vielleicht einer von diesen Schwachköpfen durchdrehen könnte und dann Scheiße baut? Verdammt noch mal, klar kann das passieren!«
    »Und die da hinten auch? Die alle? Die alle beschließen also plötzlich, fröhlich in der Gegend herumzutanzen, als der Schweber abschmiert? Hol die GB ans Rohr! Wir müssen rauskriegen, was die mit diesem Schweber eigentlich vorhatten.«
    Ich hörte, wie der zweite Cop mit jemandem redete – mit jemandem, der eindeutig nicht hier war. Implantierte Sensoren übermittelten seine Worte drahtlos zum Hauptquartier des SSD im ›Rock‹. Ich versuchte zu schlucken, langsam und lautlos, erstickte dabei fast und musste mit Macht einen Hustenanfall unterdrücken. Dabei zitterte ich am ganzen Leib. Das Mädchen über mir bewegte sich ein wenig hin und her. Ich versuchte unterdessen, mich wieder zu beherrschen.
    Dann hörte ich, wie der erste der beiden Cops, dieser Vaideeki, zur Kabine hinaufkletterte und dabei angestrengt grunzte. Meine Augen tränten jetzt noch schlimmer, und es war fast unmöglich, nicht mit den Lidern zu flattern. Ich umklammerte den Griff meines Messers, als einer der Cop-Stiefel in meinem Augenwinkel auftauchte – nur ein riesiges, undeutlich erkennbares Objekt, das jetzt gegen den Leichnam des Mädchens über mir stieß, sodass sie ein wenig zur Seite rutschte. Ich wusste schon, wie das jetzt ablaufen würde: Irgendetwas würde dem Kerl auffallen – dass mir der Schweiß über die Stirn rann, dass meine Augen tränten, dass meine Brust sich kaum merklich hob und senkte, während ich so flach atmete, wie ich nur konnte, um meinen brennenden, vor Schmerzen schreienden Lungenflügeln wenigstens etwas Luft zukommen zu lassen. Irgendetwas musste er doch bemerken: Die System-Bullen waren einfach zu gut ausgebildet, als dass ihnen alles entgehen konnte. Der Cop würde etwas bemerken, dann aber so tun, als sei nichts gewesen. Vielleicht würde er kaum merklich zögern, das einzige Anzeichen dafür, dass er doch nicht ganz ahnungslos war. Er würde sich sogar ein wenig von mir abwenden, etwas Belangloses zu seinem Partner sagen, und dann würde er herumwirbeln und die Waffe aus dem Holster an seiner Hüfte reißen.
    Vielleicht wäre ich ja sogar schneller als er. Vielleicht könnte ich die Klinge hochzucken lassen und sie ihm in den Hals rammen, bevor er schießen könnte, oder sein Schuss würde das Ziel verfehlen, weil der Cop voller Entsetzen zurücktaumelte. Und was dann? Dann müsste ich versuchen, an seine Kanone zu kommen, und das schnell, müsste dazu die einhundert Pfund schwere Leiche einer Scheiß-Psionikerin von mir herunterwuchten, dem Kerl seine Automatik aus den erschlaffenden Fingern friemeln und schneller schussbereit sein als sein Partner – von dem ich nur hoffen konnte, dass er die ganze Zeit über bloß ungläubig mit weil aufgerissenem Mund dabeistünde.
    Wahrscheinlicher hingegen ist, ging es mir durch den Kopf, und ich stand kurz vor einer Panik, dass der zweite Cop mir den Schädel wegbläst, und das ungefähr fünf Sekunden, bevor ich ihn auch nur ausgemacht habe. Und am allerwahrscheinlichsten war wohl, dass ich nicht einmal den ersten Cop erledigen könnte. Am Ende wäre ich also einfach bloß tot, ohne auch nur das Geringste erreicht zu haben.
    Die Stimme des zweiten Cops hallte durch die Kabine, so laut, dass ich fast zusammengezuckt wäre. »Die GB verrät uns gar nichts! Die sagen, das sei

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