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Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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und zu aufgesetzt.
    Ich fuhr mir mit trockener Zunge über die Überreste meiner Lippen; sie brannten. »Normal«, antwortete ich krächzend und sprühte dabei blutigen Rotz in alle Richtungen.
    Er nickte. »Mach dir keine Sorgen, wir bringen dich nicht um! Wir prügeln dich nur halb tot, dann pflegen wir dich sorgfältig wieder gesund. Dann holen wir zwei weitere Leute hier rein und prügeln dich erneut halb tot. Wir werden hier einen richtigen Club gründen.«
    Ich rang nach Luft. Meine Kehle fühlte sich an wie zugeschnürt; ich hatte das Gefühl zu ertrinken.
    Der Rote Riese ließ sich vom Tisch gleiten und zog eine filterlose Zigarette aus der Tasche. Er zerdrückte sie zwischen den riesigen Handtellern, nahm dann ein Tabakknäuel von seiner Handfläche und stopfte es sich in die Backentasche. »Weißt du, mittlerweile gilt hier eine neue Politik – kommt von ganz oben. Der Oberschnüffler hat gesagt: Hier ist eine Liste mit den Namen all der Leute, die ihr nicht umbringen dürft, sonst trete ich euch so was von in den Arsch! Und selbst wenn du offiziell überhaupt nicht hier bist, sind wir natürlich ein bisschen vorsichtig: Niemand von uns hier kann auch nur kacken gehen, ohne dass Dick Marin genau weiß, welche Farbe die Scheiße hat und wie oft man gestöhnt hat.« Er rieb sich die Hände, um die Zigarettenreste loszuwerden; Papierfetzen und Tabakkrümel rieselten zu Boden. »Aber dein Freund mit dem Riesenafro, der steht auf keiner Liste. Um den brauchst du dir also keine Sorgen mehr zu machen.«
    Ich versuchte die Augen zu schließen. Mein linkes war ja ohnehin schon zugeschwollen, deswegen änderte sich da nichts, mein rechtes ließ sich dafür gar nicht mehr ganz schließen. Allzu gut hatte ich Jabali nicht gekannt, und besonders lange auch nicht. Den musste ich jetzt auch auf meine Liste aufnehmen.
    Der Rote Riese beugte sich weit genug vor, dass sein Gesicht auf gleicher Höhe mit meinem war. Seine strahlenden Augen traten ihm fast aus den Höhlen. Sein kantiges Gesicht erinnerte mich an ein Skelett. Sein Jackett hatte er nicht zugeknöpft, und so sah ich in der kleinen Metallbrieftasche seine holographische Dienstmarke aufblitzen. Gleichzeitig bemerkte ich auch den schwarzen Schatten seiner Waffe in einem Schulterhalfter.
    »Ich bin Captain Nathan Happling, Mr Gates«, sagte er leise. »Und ich bin Ihr persönlicher Reisebegleiter bei dieser unvergesslichen Erfahrung.«
    Ich musste lachen, verschluckte mich an meinem eigenen Blut und hustete unkontrolliert. Jeder einzelne Hustenkrampf fühlte sich an, als würden mir jeden Moment die Augen aus den Höhlen springen und über den Boden rollen. Dieser Kerl da gefiel mir.
    Ich wusste nicht, wie lange ich in diesem Verhörzimmer gewesen war; wieder und wieder hatte ich das Bewusstsein verloren. System-Bullen hatten mich schon öfter zusammengeschlagen, klar, aber noch nie so wie jetzt. Bislang war es immer um irgendetwas gegangen: Die hatten Informationen von mir haben wollen, oder sie wollten mir eine Lektion erteilen. Aber das hier war bloß eine einzige endlose Tracht Prügel. Die wollten nichts von mir kriegen, und sie wollten auch nicht, dass ich irgendetwas für sie tat. Ich war ein Cop-Killer, und so waren sie zufrieden, dass ich mich einfach nur in ihrer Gewalt befand -gänzlich inoffiziell, natürlich.
    Mein Bewusstsein kehrte zurück, als Purpuranzug wieder den Raum betrat. Er war totenbleich, auf seiner Haut schimmerte kalter Schweiß. Er bewegte sich völlig steif und verzog dabei gequält das Gesicht. Happling hockte wieder auf dem Tisch und kaute fröhlich auf seinem Tabak herum. Mit seinen Glotzaugen verfolgte er die Bewegungen seines Partners nach, während Purpuranzug auf mich zu taumelte. Ausnahmsweise hatte er seinen Mantel dieses Mal sogar angelassen.
    »Da draußen herrscht totales Chaos«, sagte er und keuchte.
    »Hier drinnen ist alles friedlich«, gab Happling zurück. »Alles okay, Bob-O? Du siehst doch ein bisschen mitgenommen aus.«
    »Leck mich doch, Happ!«, grollte Purpuranzug und baute sich vor mir auf. »Ich glaube …«, setzte er gerade an. Doch dann brach er in einen heftigen Hustenanfall aus, der überhaupt nicht mehr aufhörte. Sein Gesicht wurde dunkler und dunkler. Als der Cop sich endlich wieder in der Gewalt hatte, stieß er einen Grunzlaut aus und spie einen rötlichen Schleimklumpen auf den Boden. Einen Moment lang starrten wir alle das Ding bloß an.
    »Bob-O«, sagte Happling mit ruhiger Stimme, »vielleicht

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