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Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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Kopf jagen!
    Doch sie zog nur ein Lederetui hervor, und als sie es öffnete, kamen ein schmales schimmerndes Metallfläschchen und eine Metallscheibe zum Vorschein.
    »Möchten Sie einen Drink, Mr Gates?«, fragte Hense und schaute mich aus diesen ausdruckslosen Augen an, während sie die beiden Metalldinger herausholte. »Gin. Echter Gin.«
    Das kam unerwartet, und eine Sekunde lang schrillten bei mir sämtliche Alarmglocken. Ich zweifelte daran, dass die Bullen ihre Opfer in den Verhörräumen routinemäßig vergifteten, und ich rief mir ins Gedächtnis zurück, dass ich sowieso nichts mehr zu verlieren hatte. Also zwang ich mich dazu, mich wieder zu entspannen. »Haben Sie vielleicht ’nen Strohhalm?«
    Sie drückte und drehte an der Metallscheibe herum, bis das Ding sich in einen Becher verwandelt hatte, schraubte den Deckel von dem kleinen Gefäß ab und starrte mich erneut an. »Lösen Sie seine Fesseln!«, sagte sie.
    Happling geriet sichtlich ins Stocken; seine Arme zuckten. Er hatte schon einen ersten Schritt getan, bevor er dann doch innehielt. »Was?!«
    »Lösen Sie Mr Cates’ Fesseln«, sagte die Frau langsam und betonte dabei jede Silbe einzeln, »damit wir zusammen einen gottverdammten Drink nehmen können, wie es sich für zivilisierte Menschen gehört!«
    Noch eine Sekunde lang zögerte Happling. Seine riesigen Hände verkrampften sich, und sein Adamsapfel zuckte sichtlich oberhalb des schmerzhaft eng sitzenden Kragens. Dann sprang er auf mich zu. Plötzlich hatte er eine winzige Klinge in der Hand, die im Schein der Lampen aufblitzte. Der Captain trat hinter mich, verschwand so aus meinem Blickfeld, und plötzlich tat es einen Ruck, und meine Hände waren frei. Beide Arme waren völlig taub, und meine Füße waren immer noch an den Stuhl gefesselt. Mit reiner Willenskraft zwang ich meine Arme dazu, sich wieder zu bewegen. Sie gehorchten mir sogar – aber in einer gespenstischen Art und Weise, als hätten sie überhaupt nichts mit meinem Körper zu tun. Hense beugte sich vor und hielt mir den glänzenden Becher entgegen, und ich schaute zu, wie meine Hände ganz von selbst danach griffen. Kurz hielt ich mir den Becher vor die Augen. Das Aroma dieses Gebräus war sehr stark. Ich starrte die Frau an und bemerkte, dass der Becher in meiner Hand kräftig zitterte. Plötzlich nahm ich auch den Duft wahr, der von der Frau ausging: ein ganz natürlicher, guter, sehr weiblicher Duft.
    Sie hob das Fläschchen, nickte mir zu, setzte an und nahm einen kräftigen Zug. Innerlich zuckte ich mit den Schultern und gab mein Bestes, legte den Becher an meine geschundenen Lippen und schaffte es tatsächlich, mir einen Großteil des Getränks in den Mund zu befördern. Kurz spürte ich brennenden Schmerz, dann rann der Gin meine Kehle hinab und blühte in meinem Magen herrlich wärmend auf – das erste gute Gefühl seit … wie lange? Stunden? Tagen? Scheiße, wer wusste das schon.
    Erneut streckte Hense die Hand aus, und ich reichte ihr den Becher. Sorgfältig brachte sie ihn wieder in seine ursprüngliche Form und verstaute die Scheibe ebenso wie das kleine Gefäß in dem Lederetui mit konzentrierten, äußerst präzisen Bewegungen. Mit dem einen Auge, das ich noch aufbekam, beobachtete ich sie und wartete. Ich hatte die Erfahrung gemacht, dass es immer dann, wenn System-Bullen nett zu einem waren, anschließend äußerst unschön wurde. Als mir das letzte Mal einer von denen einen Drink angeboten hatte, hätte er mir nur wenige Minuten später beinahe beide Daumen abgeschnitten.
    »Vor einer Stunde haben wir ein äußerst interessantes Gespräch mit Director Terries von der GB geführt«, sagte sie unvermittelt, den Blick fest auf ihr Fläschchen gerichtet. Ihre Stimme klang sehr ruhig. »Als er ins Krankenhaus kam. Er macht sich Sorgen, er könne sehr bald sterben, und seine Ärzte scheinen diese Befürchtungen zu teilen. Er hat uns aufgefordert, Sie zu finden, und uns erklärt, Sie seien der Schlüssel zu dieser Krankheit, die ganz Downtown aufmischt. Aber ich habe lange gebraucht, Sie zu finden, weil diverse Officers Sie in Gewahrsam genommen und das nicht gemeldet haben.«
    Happling hatte Haltung angenommen, den Blick fest auf die Decke gerichtet.
    Sie ließ ihn noch einen Augenblick im eigenen Saft schmoren, dann schraubte sie sorgfältig das Fläschchen in ihrer Hand zu. »Um Captain Happlings willen habe ich diese Information bislang noch nicht weitergegeben. Erklären Sie mir, was hier vor sich geht, Mr

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