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Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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solltest du mal Pause machen.«
    Halb wandte sich Purpuranzug Happling zu, dann erstarrte er, drehte den Kopf in einer völlig unnatürlichen Bewegung 7.ur Seite, und ein ersticktes Zischen entrang sich seiner Kehle. Dann brach er zusammen, einfach an Ort und Stelle. Einen Moment lang starrten Happling und ich bloß auf ihn herab.
    »Oh-oh«, sagte Happling dann leise und ließ sich wieder vom Tisch gleiten. »Bob-O hat’s erwischt.« Er kniete sich neben seinen Cop-Kameraden und blickte dann zu mir auf, eine Augenbraue gehoben. Seine Lippen verzogen sich zu etwas, das beinahe schon ein Lächeln hätte sein können. »Du hast ihn doch wohl nicht … mit der Kraft deiner Gedanken getötet, oder?«, fragte er und brach dann in heiseres Gelächter aus. Gleichzeitig tastete er nach Bob-Os Puls.
    Ich musste meine erste Einschätzung über diese Lage revidieren: Ich befand mich in einem Raum mit einem Arschloch und einem echten Psychopathen. Ich konzentrierte mich darauf, durch die immer kleiner werdende Öffnung zu atmen, die früher einmal mein Mund gewesen war. Als sich die Tür zum Verhörzimmer plötzlich erneut öffnete, war ich beinahe schon froh darüber. Alles war besser als in diesem winzigen abgeriegelten Raum eingesperrt zu sein, zusammen mit diesem Roten Riesen-diesem Happling-, der sich nicht mehr darüber einkriegen konnte, dass sein Partner schon bald eine Leiche sein würde.
    Einen Moment lang umrahmte der Türrahmen die Frau wie ein Gemälde. Eine winzige, wirklich winzige Frau, deren Haut so dunkel war, als wäre sie verbrannt. Rotbraunes Haar umwogte ihren Kopf wie eine bizarre Wolke. Vielleicht war die Frau so alt wie ich, vielleicht auch jüngeres war völlig unmöglich, das abzuschätzen. Ich hatte das sonderbare Gefühl, sie schon einmal gesehen zu haben, aber verdammte Scheiße: Ich hatte schon Hunderte von Cops gesehen und jedes Mal versucht, die Gestalten so schnell wie möglich wieder zu vergessen. Die Frau war hübsch. Oder sie wäre zumindest hübsch gewesen, wenn in diesem rundlichen ebenmäßigen Gesicht nicht die mit Abstand kältesten Augen gefunkelt hätten, die ich jemals gesehen hatte.
    »Captain«, sagte sie knapp und gab mit ihrer Mimik und ihrem Tonfall dem Begriff ›unwirsch‹ eine ganz neue Bedeutung.
    Zu meiner Überraschung sprang Happling sofort auf die Beine. »Sir!«, sagte er zackig und trat einen Schritt zurück.
    »Oh, rühren, Sie Idiot!«, fauchte sie. »Was ist mit ihm los?«
    Happling wich von Purpuranzug zurück, als müsse er etwas Unsichtbarem entkommen. »Er ist gerade zusammengebrochen, Sir.«
    Die Augen der Frau waren dunkelbraun und wirkten in ihrem Gesicht wie schwarze Löcher. Sie zuckten von der Gestalt auf dem Boden zu mir, dann zu Happling hinüber, und keinen einzigen Moment lang veränderte sich ihre Miene. »Ist er tot?«
    Happling schaute auf Purpuranzug herab und richtete den Blick dann wieder auf die Wand neben der Frau. »Noch nicht«, sagte er, und ganz kurz zuckte ein krampfartiges Lächeln über seine Lippen.
    Ich fuhr mir mit der geschwollenen Zunge über die Lippen. »Wer zum Teufel sind Sie?« Es fühlte sich gut an, den Cops gegenüber frech aufzutreten. Ich hatte hier ohnehin kaum noch etwas zu verlieren. Nicht, dass die Cops es mir hoch anrechnen würden, diesen Scheiß hier wie ein Mann zu ertragen, geschweige denn, dass sie mich hier jemals wieder lebend herauslassen würden.
    Die Frau richtete diese leeren leblosen Augen auf mich und wartete einen Moment lang ab. Dabei stand sie so reglos vor mir, dass es mich doch wieder nervös machte – es war die Art Ruhe, die unmittelbar vor der Gewaltanwendung kam. »Colonel Janet Hense«, sagte sie schließlich, trat ein und wartete ab, bis sich die Tür hinter ihr wieder geschlossen hatte. Sie hatte eine dünne lederne Aktentasche bei sich und war gänzlich in Schwarz gekleidet: eine gut geschnittene Hose, die ihr ausgezeichnet stand, dazu einen dicken schwarzen Rollkragenpullover und eine teuer wirkende Lederjacke. Sie warf die Aktentasche auf den Tisch, starrte Happling noch paar Sekunden lang an. Unterdessen studierte er nur weiterhin die gegenüberliegende Wand, als hinge sein Leben davon ab, herauszufinden, woraus genau sie eigentlich bestünde. Dann wandte sich die Frau mir zu und schob die Hand in das Innere ihrer Jacke.
    Einen Sekundenbruchteil lang spannte ich mich innerlich an und dachte: Scheiße, der SSI) hat einen der Obermotze gerufen, und der darf dir jetzt eine Kugel durch den

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