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Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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beeindruckenden Fassade, alles schien nur noch aus herausragenden Gebäudeinnereien zu bestehen; und all das Glas, das dieses Gebäude früher hatte in der Sonne glitzern lassen, war jetzt geborsten und zerschmettert. Was ich jetzt sah, war nichts als eine riesige Kiste, eckig und schlank und unglaublich hässlich. Das Gebäude hatte schon während der Vereinigungs-Ausschreitungen einiges abbekommen, und seitdem hatte sich niemand bequemt, irgendetwas zu unternehmen. Ich starrte an dem Gebäude empor, während wir einen hastig errichteten Checkpoint geflissentlich ignorierten – bislang hatte sich noch niemand mit dem Colonel anlegen wollen – und die letzte Straße überquerten. Der Asphalt war aufgeworfen und geborsten. Einen Augenblick später hatten wir den Fluss erreicht. Das kleine Schweber-Feld war eingezäunt und wurde von ein paar Brechern bewacht, die Hense entsetzt anstarrten, als wir uns näherten.
    Ich schaute zum Flugfeld hinüber. Allzu viel war dort nicht los. Es standen dort nur einige wenige alte Schweber, die einen traurigen Anblick boten: rostig und verbeult, als habe man sie achtlos zurückgelassen.
    »Es tut mir leid, öhm … Colonel«, sagte einer der Brecher, ein älterer Mann von bestimmt vierzig Jahren mit hagerem Gesicht. Seine Uniform war ihm derart zu groß, dass der Anblick fast schon komisch wirkte. »Wir haben Anweisung, diese Dinger hier nicht starten zu lassen.«
    Zu meiner großen Überraschung blieb Hense tatsächlich stehen und musste sich sichtlich zusammennehmen. Erst blickte sie zu mir herüber, dann zu Happling, dem Roten Riesen. Schließlich schaute sie wieder den Brecher an, dem das ganz offensichtlich nicht gefiel.
    »Von wem kommt diese Anweisung?«
    Es gelang dem Brecher, tatsächlich peinlich berührt zu wirken. »Von Director Marin, Colonel.«
    Hense nickte und trat einen Schritt vor. »Director Marin ist jetzt nicht hier«, sagte sie mit kühler, ruhiger Stimme. »Er kann Ihnen also nichts tun. Ich hingegen bin hier, und bei mir sieht das ganz anders aus. Von mir aus können Sie gleich ja eine entsprechende Meldung machen. Aber versuchen Sie nicht, uns aufzuhalten!«
    Der Brecher schaute erst sie an, dann den Rest von uns, und schließlich wirbelte er zu seinem Partner herum, der sich schlauerweise wieder in die kleine Hütte zurückgezogen hatte, die ihm zumindest ein wenig Schutz bot. »Scheiße«, murmelte er. »Sie werden nicht einmal die Stadt verlassen können, Colonel!. Ich meine …«
    »Entschuldigung!«
    Erstaunt wirbelten wir alle herum. Ich sah, wie Happlings Hand zu seiner Waffe zuckte und dann mitten in der Bewegung innehielt, als wir sahen, dass eine elegant gekleidete Gestalt die Straße überquerte. Es war ein hochgewachsener junger Mann mit erstaunlich breiten Schultern. Sein Gesicht wirkte wie gemeißelt, seine Haut war sehr rein – dahinter steckt wirklich richtig aufwändige Schönheilschirurgie, dachte ich, und dazu kommen noch ein paar Gen-Aufarbeitungsschritte. Richtig teurer Scheiß. Seine Kleidung, in Hellrot und Weiß, war geschickt geschnitten und fiel äußerst elegant. Unbeirrt kam der Fremde auf uns zu. Diebeiden Cops, dachte ich, sind viel zu überrascht, um jetzt irgendetwas zu machen.
    »Bitte«, sagte er lächelnd. »Für eine Fahrt aus der Stadt bin ich auch bereit zu zahlen – sogar großzügig.« Er zog einen Credit-Dongle aus der Tasche. »Bitte … ich habe Familie. Es gibt Gerüchte … über eine Krankheit, und Downtown sind wieder diese Tiere unterwegs. Ich bin …«
    Happling trat vor, stellte sich dem Fremden geradewegs in den Weg und brachte ihn so dazu, einen Schritt zurückzutreten. »Hast du gerade versucht, uns zu bestechen, du Dreckskerl?«
    Das zuversichtliche Lächeln des junges Mannes schwand sofort. »Nein, nein! Natürlich nicht!«, sagte er rasch und hob abwehrend die Hände. »Ich wollte nur …«
    Der riesenhafte Cop gab ihm eine Ohrfeige, so rasch, dass es völlig unmöglich gewesen wäre, irgendwie zu reagieren. Sofort zuckte der Kopf dieses gut aussehenden jungen Mannes zurück; seine Unterlippe platzte auf, Blut rann ihm als feines Rinnsal übers Kinn. Der Gesichtsausdruck des Fremden verriet mir eindeutig, dass er noch nie zuvor geschlagen worden war. Noch nie in seinem ganzen Leben. Er hatte noch nicht einmal Angst, er war einfach nur verflucht erstaunt. Und mir ging durch den Kopf: Wer wächst denn heutzutage ganz ohne Schläge auf? Wie reich muss man dafür sein? Ich wollte Zahlen hören. Ich

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