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Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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Reihe faustgroßer Kästchen über Kabel miteinander verbunden. Ein weiteres Kabel verband das Geflecht mit einem kleinen Bildschirm, den er in der Hand hielt. Dieses Display starrte er an, während er gleichzeitig einige Schalter an dem

Kästchen bediente. Das grünliche Leuchten des Bildschirms ließ sein Gesicht kränklich und verdorrt aussehen.
    »Klar«, krächzte ich unter Schmerzen. »Und du bist irgendjemand, von dem ich noch nie gehört habe.«
    Er blickte nicht auf. Seine Augen zuckten über den Bildschirm, und seine Finger bewegten sich voller Anmut, als wären sie gänzlich eigenständige Lebewesen, die nur zufällig an den Enden seiner Arme hingen. »Haben Sie wirklich so viele Leute umgebracht, wie es immer heißt?«
    Ich schaute aus dem Fenster, betrachtete die umherwirbelnden Wolken. Nach einer kurzen Pause antwortete ich: »Vielleicht halb so viele.«
    »Hatten die alle es verdient?«
    Darüber musste ich nachdenken. Es hatte eine Zeit gegeben, da wäre ich mir ziemlich sicher gewesen, dass jeder Einzelne es auf die eine oder andere Weise verdient gehabt hatte, von mir umgebracht worden zu sein-von ein paar Fehlern einmal abgesehen. Jetzt war ich mir längst nicht mehr so sicher. Irgendwie war es etwas anderes, wenn man nicht dafür angeheuert worden war, sondern handelte, um seine eigenen Interessen zu vertreten.
    »Die meisten«, sagte ich schließlich. »Was machst du da?«
    »Ich analysiere die Signale unserer kleinen Freunde – dieser Mikro-Roboter. Ich will schauen, was ich über die herausfinden kann – vielleicht kann ich deren Wirkungsweise ja umkehren.« So angeschlagen, wie ich im Moment war, konnte ich aus dem Augenwinkel nicht das Geringste erkennen. Aber ich hatte doch das Gefühl, dass der Techie mich anschaute. »Und Sie kennen wirklich Ty Kieth? Den Ty Kieth? Der vor sechs Jahren in Amsterdam gearbeitet hat?«
    »Ja, den kenne ich. Das ist ein nervender kleiner Scheißkerl, aber das kann man ja über jeden Techie sagen.« Ich dachte über das unablässige Klingeln in meinen Ohren nach und fragte mich, ob Happling wohl etwas Wichtiges losgeschüttelt hatte. »Aber er hat schon für mich gearbeitet.«
    »Der ist ein Genie«, sagte Marko ohne jede Spur von Verlegenheit. »Ein echtes Genie. Der spielt in der gleichen Liga wie Amblen und Squalor, wenn Sie mich fragen. Klar, ein Krimineller, den nichts und niemand mehr retten kann, so wie jedes andere Genie aus der Zeit vor dem ›Großen V‹. Squalor gründet also die Cyber-Kirche, und sein Kumpel Amblen verschanzt sich im ›Star‹ und macht dort weiß Gott was.« Der ›Star‹ war eine Inselfestung vor Manhattan – irgendwelche Überreste von einem Monument oder einer Statue oder irgendetwas ähnlich Nutzlosem. Es ging das Gerücht um, nicht einmal der SSD könne in diese Festung eindringen, weil Amblen so viel illegalen Technik-Scheiß verbaut habe. Aber ich wusste ja selbst, was von solchen Gerüchten zu halten war. »Kieth ist Nummer vierunddreißig auf der Liste des SSD, wussten Sie das? Bevor er Sie kennen gelernt hat, war er Nummer dreiundfünfzig. Sie haben seine Karriere ganz schon angeschoben.«
    »Stets zu Diensten.«
    »Überall hier findet sich sein Name wieder. Als habe er es darauf angelegt, alle wissen zu lassen, dass er dahintersteckt.«
    Ich wandte den Kopf zur Seite, um den jungen Burschen anzuschauen. Dabei hörte ich in meinem Nacken ein knackendes Knirschen. »Als wolle er alle wissen lassen, er würde dahinterstecken – die ganzen zwei Tage lang, die einem noch bleiben, bevor man an seinem eigenen Blut erstickt?«, fragte ich nachdenklich. »Warum sollte er so etwas denn wollen?«
    Marko blickte erneut auf sein kleines Display. »Mr Cates, es werden nicht alle sterben. Da ist beispielsweise kein Vektor für die Mönche, verstehen Sie?« Er beugte sich ein wenig weiter vor und schaute mit zusammengekniffenen Augen seinen kleinen Bildschirm an. »Von Ihnen geht noch ein weiteres Signal aus, Mr Gates. Jetzt gerade wird das von zahlreichen verschlüsselten Abtastern analysiert.«
    Ich schloss die Augen, um mich noch einmal in den Schmerzen zu suhlen, die meinen ganzen Körper einhüllten. »Ist ein Subdermal-Chip. Damit können mich meine Leute jederzeit aufspüren, falls irgendwelche meiner Fans mich doch mal in die Finger kriegen sollten. Und einige meiner Freunde in Europa werden jetzt gerade darüber informiert, dass ich komme.«
    »So wichtig sind Sie, häh?«
    Hätte ich mich ein wenig besser gefühlt,

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