Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche
Kieth hinter all dem hier. Kieth wurde dafür bloß angeheuert. Ich brauche Sie, um nach Paris zu kommen. Aber sobald wir gelandet sind, Colonel, brauche ich Sie nicht mehr. Sie hingegen brauchen mich. Sie brauchen mich, um die Typen zu finden, die für diese ganze Scheiße hier wirklich verantwortlich sind, und Sie brauchen mich, einfach nur um auch noch die Zeitspanne zu überleben, die erforderlich ist, um diesen ganzen Schlamassel hier aufzuklären.« Nur mit fast übermenschlicher Willenskraft gelang es mir, auch den zweiten Drink hinunterzukippen.
Dann würgte ich meinen Magen wieder hinunter, der schon versuchte, sich durch meine Speiseröhre ins Freie zu kämpfen, und beugte mich ein wenig vor. »Ich brauche Sie nicht. Klar, Sie können mich fesseln, und Sie können auch Ihren dressierten Gorilla anweisen, mir jedes Mal einen Schlag auf den Hinterkopf zu verpassen, wenn ich widerspenstig werde. Aber auf diese Weise sorgen Sie dafür, dass ich sehr unzufrieden und schließlich fest entschlossen sein werde, Sie loszuwerden, sobald wir Paris erreicht haben. Klar?« Ich schüttelte den Kopf und hoffte, dass sie nicht den kalten Schweiß bemerkte, der mir jetzt durch jede einzelne Pore brach. »Nein, Colonel, wir sind immer noch Partner.«
Sie blinzelte nicht, sie reagierte überhaupt nicht. Ich versuchte mich daran zu erinnern, wann sie das letzte Mal geblinzelt hatte. Es fiel mir nicht ein.
»Hey, Colonel!«, sagte Marko plötzlich.
Hense hob nur kurz die Hand, ohne den Blick von mir abzuwenden. Ich grub meine Fingernägel in meine linke Hand, sodass der Colonel es nicht sehen konnte, und versuchte neue Schmerzen zu erzeugen. Schließlich schienen sich diese diffusen Schmerzen am ganzen Körper allmählich ein wenig zu legen, und ich brauchte neue Schmerzen, damit mein Kopf weiterhin klar blieb. Hense starrte mich an. Ich war diese Anstarrerei allmählich leid, schließlich war genau das Henses wichtigste Taktik. Ich konnte mir gut vorstellen, dass in einem Verhörzimmer dieser Blick wirklich viele Leute aufgeben ließ.
»Colonel«, versuchte Marko es erneut, vorsichtig, aber doch entschlossen. Wieder zuckte Henses Hand empor, und der Techie schloss den Mund so rasch, dass man es deutlich hörte.
Einen Moment lang schwiegen wir beide, nur das Summen des Schwebers war zu hören. Ich glaubte zu spüren, wie Hense darüber nachdachte, welche Möglichkeiten ihr überhaupt offenstünden. In gewisser Weise hatte ich sie in der Hand, und das wusste mein Gegenüber auch. Vielleicht würde mich Happling mit seinen Schaufelbaggerhänden tatsächlich festhalten können, vielleicht aber auch nicht. Und vielleicht würden wir diese ganze Reise hier deutlich kürzer gestalten können, wenn wir zusammenarbeiteten. Wenn wir auch nur ein paar Tage länger brauchten, dann mochte das bedeuten, dass diese verdammten Nano-Dinger die gesamte Ostküste ausrotteten. Eine Woche könnte das Todesurteil für ganz Nordamerika darstellen.
Hense neigte den Kopf zur Seite und schaute mich nachdenklich an. Ich hielt ihrem Blick stand, während der Schweiß mir in die Augen strömte. Ich grub die Nägel so tief in mein Fleisch, wie ich nur konnte, während der Colonel nur dasaß, völlig reglos. Dann, ohne Vorwarnung, richtete sie sich in ihrem Sessel auf. »Und wie sehen Ihre Bedingungen für eine Partnerschaft aus?«
Darauf war ich vorbereitet. »Zwei Dinge, Colonel, nicht mehr, nicht weniger. Erstens: Ich darf jeden Einzelnen umbringen, der hiermit irgendetwas zu tun hat. Jemand hat mir diesen verdammten Fluch angehängt, und ich habe die Absicht jeden Verantwortlichen dafür büßen zu lassen, okay? Niemand hält mich davon ab, so jemandem eine Kugel zu verpassen, okay?«
Einen Moment lang starrte Hense mich nur weiter an, dann nickte sie. »Solange uns das nicht daran hindert, dieses Chaos hier zu beseitigen, Mr Cates. Wenn ich die eine oder andere Person lebendig brauche, um eine weitere Ausbreitung dieser Seuche zu verhindern, wird das Ihre Chancen, betreffende Person umzubringen, beträchtlich schmälern.«
Darüber dachte ich kurz nach, und plötzlich zitterte ich am ganzen Leib. Meine Muskeln führten einen komplizierten Tanz auf, der mich in sonderbaren Wellen durchfuhr. Mit der freien Hand umklammerte ich die Armlehne meines Sessels, beugte mich vor, spannte mich an, so fest ich konnte, und kauerte mich ein wenig zusammen, um mir auch das nicht anmerken zu lassen. »Damit kann ich leben, solange sichergestellt ist, dass
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