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Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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meine Rache nur aufgeschoben ist, nicht aufgehoben.«
    Sie nickte. »Also gut. Und was ist Nummer zwei?«
    Ich hob die Augenbrauen. »Wenn alles vorbei ist, kann ich einfach gehen. Wahrscheinlich werden wir hier sterben, Colonel Hense, aber falls es aus irgendeinem wundersamen Grund eben nicht darauf hinausläuft, uns gegenseitig dabei zuzusehen, wie wir von innen heraus aufgefressen werden, dann möchte ich keine gottverdammte Kugel in den Rücken kriegen.«
    Ihr Blick wanderte über meine Schulter hinweg und ruhte dort, unangenehm lange. Drängend beugte sich Marko vor und kam in das winzige Sichtfeld, das mir mein noch funktionstüchtiges Auge bot.
    »Colonel! Ich habe hier ein Signal …«
    »Also gut, Mr Gates«, sagte Hense, richtete den Blick wieder auf mich und streckte mir die Hand entgegen. Zu meiner großen Überraschung erkannte ich ein Lächeln in ihren Augen, und ich hatte das bizarre Gefühl, diese Frau würde mich wirklich mögen. »Wir haben eine Abmachung, und ich gebe Ihnen mein Wort, dass man Ihre Wünsche berücksichtigen wird -vorausgesetzt, meine Bedingungen werden eingehalten. Sie helfen uns dabei, den- oder diejenigen aufzuspüren, die das hier inszeniert haben. Sie bleiben die ganze Zeit über in unserer Nähe, um auf diese Weise für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden zu sorgen. Sie dürfen jede Person umbringen, bei der Sie der Ansicht sind, er oder sie seien für dieses Chaos verantwortlich, es sei denn, ich würde Sie höflich auffordern, dies vorerst aufzuschieben, und falls wir das Ganze tatsächlich überleben sollten, können Sie ungehindert gehen. Einverstanden?«
    Ich ergriff ihre Hand, während Marko hinter uns vor Ungeduld keuchte. Die Haut des Colonels fühlte sich warm und trocken an; die Muskeln unter der Haut wirkten sehr kräftig. Es gefiel mir, diese Frau zu berühren. Man berührte niemanden vom System, es sei denn, man erwürgte jemanden oder so … oder man versuchte zumindest, jemanden zu erwürgen. Eigentlich wollte ich ihre Hand nicht loslassen. Dann aber ließ ich ohne Protest zu, dass sie ihren Griff löste.
    »Ja, Mr Marko?«, fragte sie dann, den Blick immer noch fest auf mich gerichtet.
    »Ein Signal, Colonel«, sagte er und tippte auf das Display. »Kommt vom SSD rein, verschlüsselt – jede Menge Datenverkehr.«
    Sie legte die Stirn in Falten. »Und wie sieht Ihre Analyse aus?«
    »Ich glaube …«
    Der Schweber erzitterte, schien plötzlich einen Satz zu machen, als sei er in der Luft auf ein unsichtbares Hindernis gestoßen. Dann wurde es in der Kabine auf einmal stockfinster. Das Summen des Antriebs verstummte, nichts zitterte mehr, und eine Sekunde lang saßen wir drei in völliger, undurchdringlicher Dunkelheit. Einen Herzschlag lang fühlte es sich so an, als schwebten wir im absoluten Nichts. Dann erreichte mich aus dieser völligen Schwärze Markos Stimme.
    »… wir sind im Arsch.«

XVIII
    Tag sieben:
    wie düstere Mahnmale standen sie
    überall
     
     
    So richtig einfach gibt’s eigentlich nie, dachte ich, als die Notbeleuchtung aufflammte und uns alle in ein schwächliches Grün tauchte. Die Welt kippte zur Seite. Hense, die zu klein für den Sicherheitsgurt war, wurde emporgeschleudert und konnte gerade noch verhindern, mit Wucht gegen die Decke zu krachen, indem sie nach meinem Arm griff und ihre Finger schmerzhaft, mit der Kraft eines Schraubstocks, um mein Handgelenk krampfte. Ihr Gewicht riss mich ruckartig in meine eigenen Haltegurte, der Schmerz ließ mich fast ersticken. Marko grunzte, als er in seine Gurte gepresst wurde. Seine verkabelten Kästchen aber wurden davongeschleudert und krachten dumpf gegen die Kabinendecke. Irgendwo außerhalb der Kabine war statt des gedämpften Summens von vorher nun ein Kreischen zu hören. Während Hense über mir in der Luft flatterte wie eine Art menschlicher Papierdrachen, sah ich immer wieder ihre goldene Dienstmarke aufblitzen.
    Irgendwo über mir hörte ich Happlings Stimme, blechern und erstaunlich kraftlos:
    »Boss? Sind Sie angeschnallt da hinten? Ich weiß nicht, was zur Hölle hier vor sich geht! Die Steuerung reagiert nicht, die scheint gänzlich ausgefallen. Ich wiederhole: Steuerung ausgefallen.«
    »Jetzt haben die euch«, stieß Marko mit zusammengebissenen Zähnen hervor, und seine Finger verkrampften sich so fest um die Armlehnen, dass die Knöchel weiß hervortraten. »Die haben den Flieger über Fernsteuerung lahmgelegt. Ist das Standardverfahren, wenn ein Fahrzeug des SSD

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