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Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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entgegenstürzen. Bei diesem Anblick spürte ich, wie sich meine Brust in einem Anflug von Panik zusammenkrampfte. Gleichzeitig aber war da immer noch diese sonderbare, entspannte Sorglosigkeit. Ich schaute zu, wie der Schweber über den Himmel glitt, dabei tiefer und tiefer sank. Lautstark umtoste uns das Verdrängungsfeld, ließ uns zurücktaumeln. Als der Schweber über die Kirche hinwegzog, sank er so weit herab, dass er vielleicht noch ein Dutzend Meter über uns war, und dann landete er hinter dem Gebäude. Die ganze Insel erzitterte.
    Eine Sekunde lang war die Nacht wieder still und friedlich.
    Dann war die Panik wieder da, zeigte sich wie eine glänzende Perle im Inneren eines Klumpens Staub. Sie wuchs an und vertrieb die lethargische Ruhe, die mich bislang eingehüllt hatte. Schweber sind nie ein gutes Zeichen, dachte ich. Ich sollte mir wirklich Sorgen machen. Ich sollte mich in Bewegung setzen!
    Hinter uns waren Schreie zu hören, dann das vertraute Geräusch zahlloser schwerer Stiefel im Gleichschritt. Wir standen da und bewunderten die Nacht, während sich rings um uns Sturmtruppen aufstellten. Sie bewegten sich fast lautlos und waren fast unsichtbar. Nur durch die Art und Weise, wie die Umwelt hin und wieder zu verschwimmen schien, konnte man sie entdecken – ihre Tarnsysteme hatten ein wenig Schwierigkeiten, sich an das umliegende Gebiet anzupassen. Innerhalb von Sekunden waren wir umzingelt. Die Sturmtruppen hatten jetzt die Farbe des schlammigen Wassers und des silbrigen Himmels angenommen. Die Gesichter, die uns anstarrten, waren völlig ausdruckslose Masken.
    Ich zitterte; die Panik ließ meine Muskeln zucken. Hense und Happling blickten scharf zu mir herüber. Dann schauten sie die Sturmtruppen an, als hätten sie solche Typen noch nie zuvor gesehen – was wahrscheinlich auch stimmte. Denn Gelegenheit, aus dem Blickwinkel der Festgenommen die eigenen Kollegen zu sehen, hatten sie sicher noch nie gehabt.
    Die Sturmtruppen sagten kein Wort. Das brauchten sie auch nicht. Schließlich stellte die Art und Weise, wie sie dort standen, das international verständliche Zeichen für Wir bringen euch um, wenn ihr euch rührt dar. Fröhlich überschlugen sich meine Gedanken. Ich versuchte herauszufinden, was zum Teufel gerade mit mir los war. In der fast völligen Stille hörte ich plötzlich das Knirschen weiterer Stiefel. Noch mehr Cops kamen um die Kirche herum. Das war natürlich die Standard-Vorgehensweise der System-Bullen: Erst sammelten sich die Sturmtruppen, dann kamen die Officers mit dem prächtigen Gefieder, um das Spiel offiziell beginnen zu lassen.
    Die Schritte auf den Steinplatten klangen dumpf und hohl, und mit zusammengekniffenen Augen blickte ich die Gestalt an, die sich uns näherte. Ich suchte nach einem Hinweis, was für ein Spiel hier eigentlich gespielt werden sollte. Als die Gestalt näher kam, durchfuhr mich ein Schauer, der jeglichen Zorn verdrängte. Ich war zwar kein Experte, aber ich kam doch allmählich zu dem Schluss, dass alle gottverdammten Psioniker, die für die Regierung arbeiteten, absolut gleich aussahen.
    Einst musste er genauso alterslos ausgesehen haben, wie mir das schon in New York bei Shockley und seinen Freunden aufgefallen war. Der Kerl hier hatte immer noch ein kindlich rundes Gesicht und große Augen. Doch eine gezackte rote Narbe, überzogen von deutlich rötlicherem, glatterem Fleisch, bedeckte eine Seite seines Gesichts – ein Blitz aus geborstener Haut. Dadurch wirkte der Bursche zumindest um einige Jahre älter. Als er näher kam, bemerkte ich, dass sein rechter Arm völlig schlaff herabhing. Vor uns blieb er stehen. Als er die Augen zusammenkniff, verzog sich sein ganzes Gesicht, als würden die Muskeln gezwungen, die Haut in völlig ungewohnte Richtungen zu ziehen.
    »Mr Gates«, setzte er an, »ich habe gehört, dass Sie gern Regierungsangestellte umbringen. Um mich zu erledigen brauchen Sie mehr als bloß einen Schweber.« Er blickte sich um. »Sollte hier nicht noch eine Person mehr sein? Ein Ratgeber für Technikfragen?«
    Aus irgendeinem Grund hätte ich beinahe laut gelacht. Ich ließ zu, dass ein Grinsen über mein Gesicht zuckte. »Der Techie ist fahnenflüchtig.«
    Happling erschauerte. »Was zur Hölle soll diese Scheiße hier?«, fragte er, und je länger er sprach, desto fester klangen seine Worte, als müsse er seine Systeme erst wieder online bringen.
    »Howard Bendix«, stellte sich der Neuankömmling vor und hielt uns plötzlich

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