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Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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seinen regenbogenbunten Ausweis unter die Nasen. »Assistent des Unterstaatssekretärs des Nordamerikanischen Ressorts. Ah, Waffen!«, murmelte er dann und deutete mit dem Kinn beiläufig in unsere Richtung. Als hätte man einen Elektromagneten eingeschaltet, flogen den Cops die Waffen aus den Händen – und das mit einem Schwung, der ihre Arme nach vorne zucken ließ. Die Waffen rutschten über den Boden und bildeten hinter Bendix einen säuberlichen Stapel. Kurz schaute der Neuankömmling den Stapel an, dann richtete er den Blick wieder auf uns.
    »Sie alle wurden mir persönlich unterstellt, Mr Happling«, erklärte Bendix.
    Happling begutachtete erst den Ausweis, dann blickte er Bendix in dieses junge alte Gesicht. Schließlich wandte der riesige Rotschopf den Kopf zur Seite und spie einen großen Klumpen auf den Fußboden.
    »Verdammte Spooks«, sagte er nur.

XXIII
    Tag neun:
    ich kann mir nicht einmal vorstellen,
    warum Sie jetzt noch am Leben sind
     
     
    Die Hände hinter dem Rücken gefesselt warf ich Happling ein gehässiges Grinsen zu. Man schnallte mich gerade fest an einen Sessel, während wir darauf warteten, dass der Schweber wieder abhob. Man hatte mich so fest verschnürt, dass ich sorgsam auf meine Atemtechnik achten musste, um mich nicht selbst zu erdrosseln. Happling, dessen Gesicht jetzt fast purpurn war, starrte mich aus seinem Sessel heraus nur finster an. Er saß mir genau gegenüber. Er war mir dabei so nahe, dass unsere Knie sich fast berührten. Hense befand sich rechts von mir. Doch ich konnte mich nicht weit genug herumdrehen, um den Colonel richtig anschauen zu können. Soweit ich das beurteilen konnte, hatte sie die Augen geschlossen und war eingeschlafen.
    Die Sturmtruppen hatten ihre Sitze im Kreis um uns herum aufgestellt. Ihre Sprechgarnituren hatten sie abgelegt und rauchten ein paar Zigaretten. Es passte mir überhaupt nicht, sie ansehen zu müssen: Ihre Körper wirkten immer noch sonderbar unstofflich, wie Geister, während ihre verschwitzten Köpfe völlig normal aussahen.
    Meine Hände wurden allmählich taub. Ich lenkte mich ab, indem ich versuchte mir zu überlegen, wo sich wohl Ty und Mr Marko verstecken mochten.
    Ich zweifelte nicht daran, dass sie sich ebenfalls an Bord dieses Schwebers befanden – Techies konnten überhaupt nicht leben ohne ihren Technik-Kram, ihre schwarzen Kästchen, die endlosen schlangenartigen Kabel und die Maschinen-Eingeweide, die sich von einem Gehäuse einfach in ein anderes verpflanzen ließen. Als ich versuchte, mich in Ty Kieths riesiges komisches Gehirn hineinzudenken und bedachte, dass es hier im Umkreis von Hunderten von Meilen nichts anderes gab als allmählich immer näher kommende Wildnis und ein paar unzivilisierte Mönche, wurde mir klar, dass er Zuflucht am einzigen Ort suchen würde, an dem er alles im Griff hätte: dem Schweber. Für jemanden wie Ty war es ein Kinderspiel, sich in einen Standard-Schweber aus Regierungsbeständen einzuhacken. Es hätte mich nicht im Mindesten überrascht zu erfahren, dass er bereits das ganze verdammte Schiff steuerte.
    Wieder schaute ich zu Happling hinüber. Fieberhaft mahlten seine Kiefer. Seine Wangenmuskulatur war in Bewegung, als würde er auf irgendetwas herumkauen. Sein Blick fiel nach rechts, und sofort wurde sein Gesicht noch dunkler. Im selben Augenblick tauchte Bendix unmittelbar neben mir auf, in der unverletzten Hand ein digitales Klemmbrett. Einen Moment lang blickte er nur schweigend auf uns herab.
    »Irgendwelche Beschwerden, Mr Happling?«, fragte er. Ruckartig wurde Happlings Kopf nach hinten gerissen, sodass er Bendix ansehen musste. Sämtliche Halsmuskeln zeichneten sich unter der Haut ab, als er sich gegen den Telekinese-Impuls zu wehren versuchte. »Wenn Sie nicht wollen, dass Ihnen irgendwann das Genick gebrochen wird, sollten Sie mit dieser Scheiße wirklich aufhören.«
    »Hören Sie auf, mich ›Mister‹ zu nennen!«, grollte Happling. Ich hörte die Fesseln an seinen Handgelenken knarren. »Ich bin Captain des System-Sicherheitsdiensts, Sie Dreckskerl! Sie haben über mich keinerlei Befehlsgewalt.«
    Bendix drehte ihm sein Klemmbrett zu, das Display leuchtete auf. »Sie wurden zwischenzeitlich unehrenhaft aus dem Dienst des SSD entlassen, Afoter Happling. Das Gleiche gilt für Ihre Freundin hier. Zugleich wurden Sie Unterstaatssekretär Ruberto unterstellt. Das hier ist eine Kopie des Memorandums von Marin. Vielleicht möchten Sie das ja lesen.«
    Happling starrte

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