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Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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Wieder schenkte mir der Mönch dieses widerliche Grinsen.
    »Danke, Avery. Ah, und die Polizei ist auch da. Ich danke Ihnen, Officers.«
    Ich ging auf die versammelten Mönche zu, ganz langsam, ließ mir Zeit, und alle meine Sorgen waren nur noch dumpfe Erinnerungen an längst vergangene Zeiten. Als ich den Kopf zur Seite wandte, stellte ich mit gelinder Überraschung fest, dass Happling und Hense aus dem großen mittleren Portal traten. Hense war so gepflegt und so verschlossen wie immer. Ihre Waffen hielt sie immer noch in der Hand, ließ die Arme jedoch schlaff herabhängen. Happling war schweißgebadet, sein weißes Hemd klebte ihm an der Brust, die Muskelpakete seiner Arme drohten wie eh und je sämtliche Nähte zu sprengen. Den Shredder hatte er immer noch um die Brust geschlungen. Sein rotes Haar klebte ihm an der Stirn; im Dunkel der Nacht wirkte es fast schwarz.
    Der Mönch neigte den Kopf zur Seite und schaute uns an. »Wo ist Ihr technischer Assistent?«
    Happling stolperte ein wenig, und ein schiefes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Weg.« Dann blinzelte er. Wie in Zeitlupe verzog sich eine Gesichtshälfte. »Und eurer auch, du Scheiß-Freak!«
    Der Mönch starrte geradeaus, rührte sich nicht, und einen Moment lang durchzuckte mich blanker Zorn: eine Schwefelflamme, die mich versengte. Dann war der Zorn auch schon wieder verschwunden. Ich sagte kein Wort, doch fünf oder sechs Mönche lösten sich wortlos von der Gruppe und schritten an uns vorbei. Ich hörte ihre schweren Schritte, als sie die Kirche betraten. Einer der Cyborgs hinkte, er schwankte wie ein Matrose an Deck.
    Der funkelnagelneue Mönch trat vor, stellte sich mir in den Weg und legte mir einen Arm um die Schultern. Meine Haut brannte, als schwitzte ich aus allen Poren. Doch ich ließ es geschehen. Schwer lag sein Arm auf meinen Schultern.
    »Gehen wir ein Stück, Ave!«
    Er steuerte mich von den anderen fort, ging in Richtung Fluss. »Die Welt ist richtig im Arsch, was, Avery?« Seine Stimme klang genau wie die, die ich in Newark gehört hatte, war ebenso weich, fast wie geschmolzen. Der Cyborg wirkte wirklich neu, doch dabei klang er richtig beschissen. »Weißt du was? Als ich noch aus Fleisch und Blut bestand, war ich völlig im Eimer. Aber das war mir nie klar gewesen. Ich konnte mich nie auf irgendetwas konzentrieren. War immer deprimiert. Und diese Kopfschmerzen! Und dann wurde ich gemöncht, weißt du? Und ich weiß, du glaubst, das sei ganz schrecklich. Aber für mich wurde dann alles viel klarer. Danach ging es mir hundert Prozent besser. Und Er hat mir dabei geholfen, in gutem Zustand zu bleiben, weißt du? Er hat mir geholfen, nicht rückfällig zu werden.«
    Wir hatten die zerfallene Kaimauer erreicht und blieben nun stehen. Ich verspürte immer noch diese völlige, entsetzliche Ruhe und starrte auf das schlammige Wasser; ein wässriger Mond blitzte mir entgegen.
    »Ich würde dich wirklich gern dort hineinstoßen, Avery«, sagte der Cyborg leise und völlig ruhig. »Du würdest dort versinken wie ein gottverdammter Stein, und innerhalb weniger Minuten wärst du tot. So schnell geht das in dieser Welt. Innerhalb von Minuten. Minuten! Weißt du, wie lange ein Gehirn noch lebt, wenn der Körper schon tot ist, Avery? Gottverdammt lange! Viel länger, als du glaubst. Zumindest lang genug, um den Körper zu bergen und das Gehirn zu extrahieren und es in einen dieser Mönchs-Körper einzusetzen. Minuten – alles läuft immer nur auf Minuten hinaus. Alles verändert sich innerhalb von Minuten. Was meinst du, wie viele Menschen du zurückgelassen hast, weil du glaubtest, sie seien tot, Avery? Ich glaube nicht, dass du überhaupt so weit zählen kannst. Du bist über Leichen gegangen, bloß damit Avery Gates der Große und Schreckliche noch ein paar armselige kurze Wochen weiterleben konnte.«
    Ich hörte ihm zu und fühlte überhaupt nichts. Das Wasser besaß eine sonderbare Schönheit.
    »Ich würde dich wirklich gern dort hineinstoßen«, wiederholte der Cyborg. »Aber du musst noch einige Dinge erledigen. Natürlich werden sich die Dinge weiterentwickeln. Das ist jetzt nicht mehr aufzuhalten, und meine Informanten haben mir berichtet, New York stehe bereits unter Quarantäne und werde bald vollständig in Schutt und Asche gelegt sein. Ich möchte, dass die Dinge noch viel schneller vorangehen, verstehst du? Deswegen brauche ich dich dort draußen, deswegen musst du durch die Gegend reisen können. Ich kenne dich

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