Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
Vom Netzwerk:
doch, du Arschloch. Du kämst niemals auf die Idee, dich selbst zu opfern. Deswegen wirst du immer weiter herumhuschen wie eine Küchenschabe – und nichts anderes bist du doch auch! –, und alles immer weiter vorantreiben, oder etwa nicht?«
    Die Maschine wirbelte herum, und dann gingen wir wieder zu den anderen Mönchen zurück, bei denen jetzt die Cops und Belling standen. Schweigend fanden sich die Mönche, die den Kirchenraum gecheckt hatten, wieder bei ihren Kumpeln ein.
    »Mr Kieth ist entkommen«, sagte der Cyborg neben mir, und seine Finger gruben sich schmerzhaft in meine Schulter, »dank der Hilfe eures SSD-Techies, der anscheinend deutlich cleverer ist, als man meinen sollte. Das ist ein echtes Problem. Aber ich kenne ihn genauso gut, wie ich dich kenne, Avery, und ich weiß, dass er überleben wird. Und für mich ist auch nichts anderes von Bedeutung. Natürlich werden wir die Stadt absuchen, und wir werden ihn auch finden. Das ist schließlich keine Stadt der Menschen mehr. Das ist jetzt unsere Stadt, und ich bezweifle, dass Mr Kieth sie als sonderlich gastlich empfinden wird. Also gut. Officers?«, sagte er etwas lauter, blieb stehen und ließ mich los, sodass ich mich mit kraftlosen Schritten zu den anderen gesellen konnte. »Ich würde Sie alle nur zu gern umbringen. Aber Er hat mir erklärt, ich brauchte Sie, um weiterhin Mr Gates’ Überleben sicherzustellen. Ich fürchte, wenn Ihre Kollegen hier eintreffen und Sie hier tot vorfinden, während Mr Cates lebt, werden sie ihn einfach an Ort und Stelle exekutieren. Deswegen ist es für mich erforderlich, dass Sie überleben und für ihn bürgen.«
    Wir alle starrten ihn an. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich überhaupt keine Schmerzen mehr spürte. Das fühlte sich gut an.
    In Reih und Glied marschierten die Mönche davon, geradewegs auf den Fluss zu. Der Anführer spreizte die Arme. »Das ist ein echter Schlamassel, was? Scheiß drauf! So ist das System nun einmal. Da herrscht immer Schlamassel. Alles zerfällt -wie in gottverdammter Zeitlupe, immer weiter. Schaut euch das an – Paris! Eine gottverdammt große Stadt. Für die Menschen verloren, und niemand versucht auch nur, sie wieder zurückzuerobern. Jedes Jahr verliert das System einige weitere Zentimeter an die Wildnis, an das Unkraut … an uns.«
    Hinter ihm marschierten die Mönche geradewegs ins Wasser, stapften immer weiter, bis sie schließlich ganz unter der Wasseroberfläche verschwunden waren. In der Ferne, das bemerkte ich geistesabwesend, war Schweber-Verdrängung zu hören.
    Der Mönch beugte sich zu mir herüber. »Geh nach Hause, Avery! Geh nach Hause und renn weiter durch die Gegend, treib dich herum! Wenn es denen wirklich gelungen sein sollte, das Ganze einzudämmen, eine Region zu säubern, dann werden die dich genau dorthin bringen, oder? Und dann war’s das schon wieder!« Der Cyborg streckte den Arm aus und legte mir seine kalte Plastikhand an die Wange. »Aber ich bin froh, dass ich dich so habe sehen können: verletzt, verzweifelt. All die ganzen Scheiß-Yen, die du dafür bekommen hast, alle diese Leute umzubringen – ganz zu schweigen von den Leuten, die du währenddessen einfach zurückgelassen hast –, und da bist du nun! Das ist richtig gut.« Er wandte sich ab und folgte den letzten Mönchen. »Er hat mir gesagt, es würde gut sein. Er hat es mir zugeflüstert, als ich neu geboren wurde, und Er hat mir meine Rache versprochen. Ich wusste nicht einmal, was dieses Wort bedeutete, bis Er mit mir gesprochen hatte.«
    Ich schaute ihm hinterher. »Ich kenne dich«, sagte ich in die Leere zwischen uns, und dann stand plötzlich Belling wieder vor mir.
    »Avery«, sagte er, hielt inne und schob mit angeberischen Bewegungen seine Waffen in ihre Holster zurück. Mit seinem ungepflegten Bart und den tiefen Falten kam mir sein Gesicht völlig fremd vor. »Es tut mir wirklich leid, dass wir uns so wiedersehen mussten. Aber selbst die Besten von uns fürchten sich vor dem Tod. Ich weiß, dass du das verstehst.«
    Leck mich doch, dachte ich träge, doch eigentlich fühlte ich gar keinen Zorn.
    Mit gewisser Neugier schaute ich zu, als Belling von vier Mönchen über den Fluss getragen wurde. Er hielt die Schöße seines Mantels fest, damit sie nicht nass wurden, und schaute zum Himmel auf. Ich folgte seinem Blick und sah den Schweber: ein fetter Käfer aus purem Licht, der langsam den Himmel durchquerte, als würde ein Stern in einem Lichtjahr Entfernung langsam der Erde

Weitere Kostenlose Bücher