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Something like love

Something like love

Titel: Something like love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susane Colasanti
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Moment steht auch Jason mit seinem Tablett auf.
    Ich trenne alles, was recycelbar ist, von dem restlichen Müll. Jason macht das nicht. Er wirft einfach alles in die Mülltonne.
    »Ähm, entschuldige bitte«, sage ich.
    »Ja?«
    »Was tust du da?«
    »Ich entsorge meinen Müll. Oh, wolltest du ihn vielleicht haben oder…?«
    »Klingelingeling! Das Blitzmerker-Telefon!«
    Jason starrt mich ratlos an.
    »Das Blitzmerker-Telefon klingelt! Es ist für dich!«
    »Oh, ja. Ähm… hallo?«
    »Hi. Kann ich Jason sprechen?«
    »Am Apparat.«
    »Bist du dir darüber im Klaren, dass deine leere Wasserflasche in die blaue Recyclingtonne gehört?«
    »Die da?« Jason zeigt auf die Tonne. »Oh, Entschuldigung, du kannst mich ja gar nicht sehen. Ich habe auf die blaue Recyclingtonne gezeigt.«
    »Du meinst die, die mit ›Flaschen und Dosen‹ gekennzeichnet ist?«
    »Korrekt. Genau die.«
    Ich warte.
    »Ich vermute, jetzt soll ich wahrscheinlich meine Wasserflasche wieder aus dem Müll holen«, mutmaßt er.
    »Das wär doch schon mal ein Anfang.«
    Jason linst in die Mülltonne. »Da liegen Nudeln drauf.«
    »Willst du etwa schuld daran sein, den einzigen Planeten, auf dem menschliches Leben möglich ist, total zerstört zu haben?«
    Jason zieht die Nase kraus. Langsam steckt er den Arm in die Mülltonne. Er holt die Flasche heraus und schüttelt ein paar Nudeln ab.
    »Siehst du?«, sage ich. »War doch gar nicht so schlimm, oder?«
    »Irgendwie schon.«
    »Recycelst du etwa gar nicht?«
    »Doch, mach ich doch.«
    »Ach ja? Und was war das mit der Flasche?«
    »Okay. Du siehst doch, dass ich recycel. Vielleicht nur nicht jedes Mal jedes einzelne Teil.«
    »Wusstest du, dass Mülldeponien sechsunddreißig Prozent der gesamten Methangasemission produzieren?«
    »Das wusste ich nicht.«
    »Und dass Methangas zu den schlimmsten Treibhausgasen gehört? Zwanzigmal stärker als Kohlendioxyd?«
    »Das wusste ich.«
    »Wenn du also etwas Recycelbares wegschmeißt und es kommt auf die Mülldeponie, dann trägst du zu der von Menschen verursachten globalen Erwärmung bei und damit letztlich zur Umweltzerstörung.«
    Jason denkt darüber nach. »Ich hab eine Idee. Wenn du mich davon überzeugen kannst, dass das Recyceln dieser Flasche wirklich so wichtig ist, dann verspreche ich, für den Rest des Jahres alles zu recyceln, was recycelbar ist.«
    »Für den Rest des Schul jahres?«
    »Genau.«
    »Aber das sind nur noch zwei Monate.«
    »Korrekt.« Und dann grinst er, als hätte er soeben ganz allein das Problem der globalen Erwärmung gelöst.
    »Wie wär’s mit dem Rest deines Lebens?«
    »Boah. Ist das nicht ein bisschen sehr extrem?«
    »Weniger extrem, als die Erde zu zerstören.«
    »Hm. Okay. Dann leg mal los.«
    »Super.« Ich stelle mein Tablett auf den Wagen und gehe zurück zu meinem Tisch.
    »Hey!«
    Ich drehe mich um. »Ja?«
    »Du wolltest mich doch überzeugen.«
    »Das mach ich so bald wie möglich.«
    »Und warum nicht jetzt gleich?«
    »Das wäre ja einfallslos. Nein, ich erstelle Grafiken und Tabellen und so was alles. Mit noch viel mehr triftigen Argumenten.«
    Das wird großartig werden. Das ist die Gelegenheit, Jason zu zeigen, was ich alles weiß. Und vielleicht sogar sein Leben zu verändern.

9
    Manchmal gehen Erin und ich zusammen in die Stadt. Das ist seit Ewigkeiten eine Art Ritual. Früher haben unsere Moms uns abwechselnd gefahren. Jetzt, da Erin selbst fährt, hat sich das Ritual total verändert. Früher war es ein besonderes Ereignis, auf das ich mich immer gefreut habe. Aber jetzt können wir fahren, wann immer wir wollen. So ein bisschen nimmt das dem Ganzen irgendwie den Zauber.
    Obwohl das, was wir in der Stadt machen, immer noch dasselbe ist:
bei Eye’s Gallery nach neuem Schmuck suchen (Erin will immer neue Ringe, ich stehe mehr auf Halsketten)
bei Ben & Jerry’s Eis essen (Cherry Garcia für mich, Peace of Cake für sie)
im Heimtierladen gucken, was es Neues gibt (Aquariumzubehör für mich, Katzenzubehör für sie)
wir fallen im Secondhand-Buchladen ein (meistens geht sie mit einem ganzen Stapel wieder raus, ich kann von Glück sagen, wenn ich ein Buch finde, das mir gefällt)
am Wahrsager-Laden vorbeigehen. Ich tue immer so, als würde ich den Laden keines Blickes würdigen
    Die Wahrsagerin sitzt meist an dem kleinen, runden Tischchen am Fenster. Im Schaufenster hängt ein Schild mit der Aufschrift:
    HELLSEHERIN.
HAND- UND KARTENLESEN,
ZUKUNFTSDEUTUNG.
    Ich weiß nie, ob ich hinsehen soll oder

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