Something like love
recht gehabt hat, dann werde ich mehr als eine große Liebe in meinem Leben haben. Was bedeutet, ich bekomme eine zweite Chance. Aber kann das ein Grund sein, meine erste große Liebe einfach wegzuwerfen?
22
Ganz oben auf der Liste von Gründen, warum mir mein Ferienjob so gut gefällt, steht ganz eindeutig: Ich bin verrückt nach Beeren. Und zwar in dieser Reihenfolge: Himbeeren, Brombeeren, Blaubeeren, Erdbeeren. Im Winter kriege ich oft richtigen Heißhunger auf Beeren. Manchmal träume ich, dass ich genau hier im Beerenfeld sitze und wie eine ausgehungerte Verrückte einen Korb Beeren nach dem anderen pflücke.
Eine halbe Stunde lang habe ich einem kleinen Mädchen beim Himbeerpflücken geholfen. Sie kam mit ihrer großen Schwester, aber die hatte schnell etwas Besseres als Himbeeren gefunden. Er heißt Greg. Denn wie könnte es anders sein, Greg arbeitet auch hier. Obwohl er jede Minute hasst. Sein pausenloses Gejammer, draußen in der brüllenden Hitze arbeiten zu müssen, macht ziemlich deutlich, dass er keinen anderen Job finden konnte. Ich versuche, den negativen Schwingungen namens Greg weitestgehend aus dem Weg zu gehen.
»Lass die matschigen Beeren lieber hängen«, rate ich dem kleinen Mädchen. »Und auch die mit den Blättern.«
Wenn ich anfange zu pflücken, versinke ich in einer Art Trance. Ich arbeite mechanisch und denke an völlig andere Dinge. Diesen Sommer habe ich versucht, so selten wie möglich zu pflücken. Ganz besonders heute. Ich gebe mir die größte Mühe, nicht an Jason zu denken. Danielle hat mich zu einem Picknick am Green Pond eingeladen, aber ich bin nicht hingegangen. Ich weiß, dass Jason dort als Rettungsschwimmer arbeitet. Vermutlich könnte ich herausfinden, an welchen Tagen er dort ist, und diese Tage vermeiden. Oder ich gehe einfach den ganzen Sommer über nicht hin.
Und was wäre, wenn? Was, wenn ich einen Fehler mache? Ist es wirklich unser Schicksal, nicht zusammen zu sein?
Nachdem die beiden Schwestern weg sind, mache ich eine kurze Pause. Ich marschiere weit auf das Feld hinaus, weit weg von allen anderen. Und genau hier, mitten auf dem Feld, wo die Blätter im warmen Sommerwind rascheln, wünsche ich mir etwas. Ich wünsche mir, dass sich mein Schicksal offenbart. Ein Zeichen, ob es mein Schicksal ist, mit Jason zusammen zu sein. Und ich fasse den Entschluss, dass ich, wenn ich ein solches Zeichen bekomme, die Wahrheit nicht länger verdrängen werde.
23
Das Beste an den Sommerferien ist das Faulsein. Es ist ein tolles Gefühl, wenn alles langsamer wird und man sich nicht mehr beeilen muss. So als lautete das oberste ungeschriebene Gebot, dass es vollkommen okay ist, nichts zu tun. Die anstrengendste Tätigkeit meines heutigen Tages war, zusammen mit Mom Wassermelonensaft herzustellen. Okay, das meiste hat sie gemacht. Sie hat die Wassermelonen auf dem Markt gekauft, sie nach Hause geschleppt und in Stücke zerteilt. Meine Aufgabe war es, die Melone in den Mixer zu geben und den Saft dann durch ein Sieb zu passieren. Wenn man Wassermelonen in einen herkömmlichen Entsafter gibt, verändert sich der Geschmack, deshalb machen wir es so. Zusätzlich zum Saft haben wir aus Wassermelone, Honigmelone und Cantaloup-Melone auch noch Eis am Stiel gemacht. An heißen Tagen wie heute gibt es nichts Besseres.
Es ist eine unglaubliche Erleichterung, zwei Monate lang keine Hausaufgaben machen zu müssen. Was würden wir ohne Sommerferien tun? Wahrscheinlich eine Revolution anzetteln. Es fühlt sich herrlich dekadent an, den ganzen Sommer noch vor sich zu haben, zwei Monate lang bis in die Nacht wach bleiben und alles tun zu können, was ich will. So wie heute: Ich liege faul in der Hängematte hinten im Garten, lese meine Lieblings-Hochglanzmagazine und trinke frischen Wassermelonensaft.
Es könnte der Himmel auf Erden sein.
Gäbe es da nicht ein Problem.
Ich vermisse Jason.
Vor fünf Tagen habe ich mir ein Zeichen gewünscht. Bis jetzt ist nichts passiert. Vielleicht wird auch nichts passieren. Vielleicht soll es einfach so sein. Wenn ich nicht das Gefühl hätte, dass etwas fehlt. Dass es mehr im Leben geben muss und ich es nur noch nicht gefunden habe.
Auf meinem iPod läuft zum dritten Mal »Transatlanticism«.
I need you so much closer…
I need you so much closer…
Die Terrassentür geht auf und reißt mich aus meinen Tagträumen. Mom möchte, dass ich im Supermarkt ein paar Dinge einkaufe. Dad ist nicht zu Hause, deshalb kann ich nicht sein Auto nehmen. Was
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