Something like love
bekommen.«
»Also hat sie es dir nicht geschrieben.«
»Sie hat mir was nicht geschrieben?«
Jasons Augen werden dunkelgrün. »Wir haben Schluss gemacht.«
»Oh.«
»Ja…«
Ich möchte fragen, wer mit wem Schluss gemacht hat und warum und wann und wie.
Ich frage nichts dergleichen.
Erzählt er mir das, weil er mit mir zusammen sein will? Weiß er nicht, dass das unmöglich ist?
»Wie auch immer«, sagt Jason, »ich finde, du solltest das wissen.«
Ich nicke noch einmal.
»Wir sollten uns mal verabreden.«
»Ja.« Das will ich auch. »Unbedingt.« Nichts, was ich lieber wollte. Aber was soll ich Erin sagen? In ihrem Brief hat sie geschrieben, ich soll mich ruhig mit Jason treffen, weil sie weiß, wie einsam es hier werden kann, aber jetzt ist alles anders. Jetzt würde sie das ganz sicher nicht mehr schreiben.
»Hey, was ist denn nun mit den Gurken?«, fragt Jason. »Woher weiß man, welche gut sind?«
»Lass die matschigen einfach liegen, der Rest ist egal.«
»Wow. So einfach ist das?«
Ich schaue auf meine Liste. »Ich brauche noch Mayonnaise«, sage ich zu meinem Einkaufswagen.
»Wenn du willst, passe ich solange auf dein Zeugs hier auf.«
»Oh, danke.« Ich lasse den Wagen bei Jason stehen und mache mich auf die Suche nach Mayonnaise. Er will sicher noch weiterreden. Warum würde er sonst bei meinem Wagen warten wollen, wenn ich ihn genauso gut hätte weiterschieben können?
Es ist mit Sicherheit dieser Sog, der uns zusammenbringt. Schon als ich mich heute früh anzog, tat ich das nicht planlos. Eigentlich ziehe ich im Sommer immer irgendwelche leichten Sachen an. Entweder ein Kleid oder Shorts und ein Tanktop. So ziemlich jeden Tag das Gleiche. Aber heute habe ich nicht wie sonst einfach wahllos irgendein Kleid angezogen. Eine Art innerer Stimme befahl mir, mein schönstes Kleid anzuziehen, eins, das ich nur ganz selten trage.
Als ich zurückkomme, hält Jason eine Gurke in der Hand. »Ich habe die beste von allen gefunden.« Er sieht aus, als wäre er total stolz auf sich selbst.
Ich prüfe die Gurke. »Stimmt. Das hier ist die beste. Die nehm ich.« Ich lege sie zu der anderen in meinen Einkaufswagen. »Also… ich sollte…«
»Ja, ich muss auch weiter. Schließlich kann ich nicht den ganzen Tag hier stehen und Gemüse aussuchen.«
Ich beiße mir auf die Lippen.
»Jase, kannst du mir helfen?«, sagt seine Mom und kommt mit ihrem Einkaufswagen angerollt. Ich habe sie an dem Tag kennengelernt, als wir nach dem Nachhilfeunterricht bei Jason die Urkunden gemacht haben. »Oh, hallo, Lani. Wie geht’s dir?«
»Gut«, antworte ich. Unglaublich, dass sie sich meinen Namen gemerkt hat. Dabei haben wir uns nur das eine Mal gesehen.
»Eine Sekunde, Mom«, sagt Jason. Und dann zu mir: »Also… wir sehen uns?«
»Okay.«
In einer Art Dämmerzustand fahre ich langsam nach Hause. Im Dämmerzustand packe ich die Lebensmittel aus. Halb packe ich aus, halb starre ich aus dem Fenster. Dad steht im Garten und versucht herauszufinden, wie der neue umweltfreundliche Grill funktioniert.
Als ich die Gurken auspacke, fällt ein Stück Papier auf den Tresen. Keine Ahnung, wie das in die Tüte gekommen ist.
Nachdem ich es auseinandergefaltet habe, ist alles klar.
Denke um. Flüsse erzählen heute lauter sonnige Themen. Mittendrin ist Rot.
Ich kann mich nicht länger dagegen wehren. Ich will es auch gar nicht mehr.
Ich wähle seine Nummer. Er nimmt sofort ab.
Ich sage: »Du fehlst mir auch.«
24
»Bist du sicher, dass hier keine Züge kommen?«
Jason beteuert, dass dieser Gleisabschnitt nicht mehr befahren wird. Trotzdem frage ich immer wieder, ob er auch ganz sicher ist. Alle paar Minuten hört es sich an, als käme ein Zug, aber nie kommt einer.
»Mach dir keine Sorgen«, versichert er mir erneut. »Diese Strecke wird schon seit den Siebzigern nicht mehr benutzt.«
Ich stolpere über ein zersplittertes Stück Holz.
Jason hält mich am Arm fest. »Glaubst du wirklich, ich würde dich hierherbringen, wenn es gefährlich wäre?«
»Nein.«
»Vertrau mir.«
Ein Kribbeln fährt durch meinen Arm an der Stelle, wo Jason ihn festhält. Eigentlich müsste er es auch spüren können.
Oder auch nicht. Er sagt nur: »Da drüben gibt es eine tolle Brücke.«
Wir sind schon zwei Meilen weit gelaufen. Ich kann nachvollziehen, warum Jason so gern über die Schienen läuft. Hier gibt es jede Menge verborgene Stellen zwischen den Bäumen und alte Schilder und überwucherte Gleise, die man nur entdecken
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