Something like love
kann, wenn man auf den Schienen entlangläuft.
»Auf diesem Spielplatz hier hab ich immer gespielt«, sagt Jason.
»Welcher Spielplatz?«
»Siehst du ihn nicht? Da drüben?« Jason stellt sich hinter mich und zeigt auf die Stelle, die er meint.
Ich sehe nur unendlich grüne Blätter. »Ähm…« Er drückt sich an mich. Ich kann den Weichspüler von seinem T-Shirt riechen.
Wir verschmelzen in der Hitze.
Ich habe meine Frage vergessen.
»Genau da.« Er nimmt meine Hand und zeigt in die Richtung.
Dann sehe ich Teile des Spielplatzes. Ein Stück von einer Sandkiste. Wasser, das aus einem Springbrunnen sprudelt. Einen gelben Spielzeuglaster.
»Oh!« Jetzt erkenne ich den Spielplatz. Bisher habe ich ihn immer nur von der Straße aus gesehen, deshalb war es schwierig, ihn von hier aus wiederzuerkennen. »Da hab ich auch gespielt!«
»Wow!« Jason tritt einen Schritt zurück. Er sieht aus, als hätte er einen Geist gesehen.
»Was ist?«
»Du hast in der Sandkiste gespielt?«
»Ich hab die Sandkiste geliebt.«
»Hattest du einen roten Eimer und eine Schaufel mit… mit einem Muster drauf?«
»Smileys.«
»Ja! Genau!«
»Woher weißt du das?«
»Wir haben zusammen gespielt. Du hast mir deinen Eimer geliehen.«
»Moment mal.« Jetzt erinnere ich mich wieder an Jason. Er hat sich immer meinen Eimer ausgeliehen, um den halben Sand aus der Kiste von einer Ecke in die andere zu transportieren. Dann hat er Wasser vom Springbrunnen geholt und riesige Sandburgen gebaut. Na ja, damals kamen sie mir jedenfalls riesig vor. »Hab ich dich nicht gefragt, warum du keinen eigenen Eimer hast?«
»Glaub schon.«
»Und was hast du geantwortet?«
»Das weiß ich nicht mehr.«
»Aber an mich kannst du dich erinnern.«
»Ja, das weiß ich noch genau.«
Das ist echt unglaublich. Es kommt mir vor, als hätten wir überhaupt keine Wahl gehabt, ob wir zusammen sein sollen oder nicht. Als hätte sich das Schicksal schon vor langer Zeit für uns entschieden.
Bevor ich mich mit diesen Schicksalsfragen auseinandergesetzt habe, war ich immer total überwältigt, wenn so etwas passierte. Aber je mehr ich darauf achtete, desto weniger überraschten mich solche Verbindungen. Alles ist mit allem verbunden, und wenn wir uns darauf einstellen, fallen sie uns immer öfter auf. Deshalb bin ich nur ein bisschen überrascht, während Jason völlig fassungslos ist. Natürlich haben wir miteinander gespielt, als wir klein waren. Jetzt ergibt alles einen Sinn.
Viele Leute glauben, dass so etwas nur im Kino geschieht. Wie in Broken English, wo die Protagonistin Parker Posey auf der Suche nach diesem Typ bis nach Paris reist und er genau in dem Augenblick, als sie aufgibt und mit der Metro zum Flughafen fährt, in ihr Abteil einsteigt. Wenn Leute, die nicht an Schicksal glauben, so etwas sehen, jammern sie immer darüber, warum das im richtigen Leben nie passiert.
Dabei passiert es durchaus.
»Und warum… warum sind wir nicht schon seitdem befreundet?«, fragt Jason.
»Keine Ahnung. Wahrscheinlich, weil man größer wird und jeder seinen eigenen Weg geht.«
»Aber wir gehen in dieselbe Schule.«
»Schon, aber wie viel gemeinsamen Unterricht hatten wir?«
»Aber du warst immer… immer da.«
Ich glaube, so langsam fängt Jason an, an die Macht des Schicksals zu glauben. Vielleicht hat er auch genau wie ich begriffen, dass der Mensch, der für ihn bestimmt ist, schon immer da gewesen ist.
Wir laufen noch zwei Meilen weiter bis zur Green Pond Road. Da wohnt Jason.
»Hast du Lust auf ein Eis?«
»Wann habe ich keine Lust auf Eis?«
»Lass mich raten: nie?«
»Wie hast du das bloß erraten?«
In der Nähe vom Green Pond gibt es eine altmodische Eisdiele, die The Fountain heißt. Seitdem ich mich mit Jason verabrede und nicht mehr versuche, ihm aus dem Weg zu gehen, kann ich endlich wieder in diese Eisdiele, ohne Angst haben zu müssen, ihn dort womöglich zu treffen.
Was für eine Erleichterung! Es gibt dort nämlich nicht nur das allerbeste Eis. Sondern auch dieses total gemütliche lila Sofa. Wenn man sich draufsetzt, hat man das Gefühl, in einer Wolke zu versinken. Hoffentlich ist es gerade nicht besetzt. Ich habe schon Stunden dort verbracht und mir gewünscht, dass eines Tages der Junge, den ich liebe, neben mir sitzt.
Nicht, dass ich Jason liebe oder so was. Ich bin nur ganz verrückt nach diesem Sofa.
Aber ich mache mir Sorgen, dass jemand aus der Schule uns sehen könnte. Was im Grunde kein Problem wäre, wenn Erin und
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