Something like love
bedeutet, dass ich mit der alten Schaltknüppelmöhre fahren muss.
Ich hasse Mit-Schaltung-Fahren.
Dad ist ein äußerst geduldiger Mensch. Aber als er mir das Autofahren beibrachte, wäre ihm ein Mal fast der Geduldsfaden gerissen. Ich schaffte es beim Umschalten jedes Mal, mitten auf der Straße den Motor abzuwürgen. Sich in den fließenden Verkehr einzufädeln, war hoffnungslos. Beim Einfädeln gerate ich in Panik. Einfädler sind Leute, die in die Welt hinausgehen und Verantwortung übernehmen. Einfädler sind Leute, die ihrer Angst ins Gesicht lachen. Einfädler sind keinesfalls Leute, die fest davon überzeugt sind, auf der Autobahn von einem Lkw gerammt und platt gewalzt zu werden.
An jenem Tag, als Dad beinahe die Geduld verlor, schlich ich über die Straße, die zur Autobahn führt. Er sagte: »Fahr mal etwas schneller.«
Widerstrebend trat ich auf das Gaspedal. Ich wäre für mein Leben gern zu Hause gewesen, stattdessen saß ich noch immer im Auto.
Gleich würde ich mich einfädeln müssen. Mein Herz klopfte bis zum Hals.
»Mach dich bereit zum Einfädeln«, sagte Dad. Als wäre es nichts. Als würde er sagen: »Mach dich bereit für die Schule.« Keine Ahnung, warum er nicht merkte, wie traumatisch das Einfädeln für mich war.
Meine Arme und Beine zitterten. Mein Puls raste.
Ich konnte es nicht.
»Was machst du denn?«, schrie Dad. »Fädel dich ein.«
»Ich kann nicht!«, schrie ich zurück. Die Autos hinter uns hupten. Wir waren mit Einfädeln an der Reihe. Nur dass ich es nicht schaffte, in den schnell fließenden Verkehr hineinzufahren.
»Was zum…? Fahr rechts ran«, befahl Dad. Nachdem ich das getan hatte, rastete er aus und schimpfte, dass zu viel Zögern mich irgendwann noch mal umbringen würde. So wütend hatte ich ihn noch nie erlebt.
Die Fahrt zum Supermarkt führt über ruhige Straßen, deshalb gerate ich nicht allzu sehr in Stress. Trotzdem würge ich zwei Mal den Motor ab. Zum Glück ist niemand da, der mich und meine miserablen Schaltkünste beobachtet.
Moms Einkaufszettel listet lauter Barbecue-Zubehör auf, alles natürlich auf den letzten Drücker. Wir geben jeden Sommer eine Party für die Nachbarn. Normalerweise hänge ich dann mit einem Mädchen herum, das auch auf unserer Straße wohnt. Wir sind nicht wirklich befreundet. Aber alle anderen, die zur Party kommen, sind entweder viel älter oder viel jünger. Also nicht gerade der Knaller.
Ein Großteil des Gemüses für den Salat und den Grill kommt aus unserem Garten. Aber ein paar Dinge pflanzt Mom nicht selbst an, wie zum Beispiel Gurken. Deshalb drücke ich auf den Gurken herum und prüfe, ob sie fest sind und die richtige Farbe haben.
Plötzlich steht jemand neben mir, nimmt eine Gurke hoch und tippt damit gegen die in meiner Hand. Wütend zucke ich zusammen. Ich hasse es, wenn mich Typen in aller Öffentlichkeit anquatschen wollen. Ganz besonders, wenn es seltsame Typen sind.
Dann merke ich, dass der Gurkentipper Jason ist.
»Ist die hier gut?«, fragt er. »Mit so was kenne ich mich nicht aus.«
»Gurken können ganz schön knifflig sein.«
»Die sind knifflig? Dann bin ich hier eindeutig falsch.«
»Du hast dich im Supermarkt verirrt?«
»Ich muss bei den Pop-Tarts falsch abgebogen sein. Eigentlich suche ich Himbeeren.«
»Was?«
»Oh, du weißt nicht, was Himbeeren sind? Dabei schmecken sie echt genial. Wie kann man keine Himbeeren kennen?«
»Ich kenne Himbeeren.«
Ich muss total verwirrt aussehen. Wie seltsam, dass er ausgerechnet von Himbeeren spricht. Wo ich doch erst vor ein paar Tagen mitten auf dem Himbeerfeld stand und mir wünschte, dass mein Schicksal sich offenlegen sollte.
Offenbar ist genau das gerade passiert.
»Alles okay bei dir?«, fragt Jason.
Ich nicke. Mir fehlen die Worte.
»Bist du sicher?«
Ich nicke noch einmal.
»Also… ich habe Neuigkeiten«, sagt Jason.
»Gute oder schlechte Neuigkeiten?«
»Hm, relativ, würde ich sagen.«
»Wie in Relation zu mir?«
»Für dich sind es hoffentlich gute Neuigkeiten.«
»Dann mal los.« Ich lege die Gurke, die ich in der Hand halte, in meinen Einkaufswagen. Ich wusste nicht, dass man dermaßen nervös sein kann.
»Okay, also… dann… hast du in der letzten Zeit von Erin gehört?«
»Ja.« Ich versuche, mich daran zu erinnern, wann ich ihren Brief bekommen habe. Sie ist noch nicht ganz zwei Wochen weg und bisher hat sie mir erst einmal geschrieben. Ich ihr schon zweimal. »Vor drei Tagen habe ich Post von ihr
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