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Sommer der Entscheidung

Sommer der Entscheidung

Titel: Sommer der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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gleich her.“
    Helen schlüpfte aus ihren neuen roten Schuhen.
    „Hast du die Quilts unten im Kellergeschoss in den Räumen der Krabbelgruppe und dem Kindergarten gesehen?“, fragte Nancy.
    „Ich hatte kaum Zeit, kurz in die Kapelle zu schauen. Die Leute wollten mich einfach nicht in Ruhe lassen.“
    „Ja, ich weiß“, sagte Nancy in gespielt bedauerndem Ton. „Sie glauben, du seiest so etwas wie eine berühmte Persönlichkeit.“
    „Du hast da unten auch einige von meinen Baby-Quilts aufgehängt?“
    „Geh hinunter, und schau es dir selbst an.“
    Helen machte sich in Gedanken eine Notiz, damit sie es nicht vergaß.
    Billy kam mit einem Stapel Pappteller zurück, die mit Hühnchen und Kartoffelsalat beladen waren. Tessa kam mit ihm zusammen, sie trug die Getränke.
    „Ich sehe meinen Nachtisch nicht“, bemerkte Helen.
    „Ich gehe gleich noch einmal zum Büfett“, versprach Billy. „Oder wolltest du mit dem Nachtisch anfangen und aufhören?“
    „Schlaumeier. Hast dich kein bisschen verändert, seitdem ich dich als Jungen aus dem College kennengelernt habe.“
    Billy lächelte warm. „Das hoffe ich doch.“
    Tessa gab ihrer Großmutter die Limonade. „Gram, da ist eine Frau, die dich gern kennenlernen möchte. Ich habe ihr gesagt, dass du nach dem Mittag und einer kleinen Pause mit ihr sprechen wirst.“
    „Wenn sie meinen Job’s-Troubles-Quilt kaufen will, dann ist sie ein bisschen spät dran.“
    „Nein, sie will den Shenandoah-Album-Quilt.“
    Helen war gerade dabei, einen Schluck aus ihrem Glas zu trinken, aber sie hielt mittendrin inne. „Keine Chance. Der gehört deiner Mutter, es sei denn, sie will ihn nicht haben.“
    Nancy hörte auf zu kauen, aber sie hatte ihr Sandwich noch in der Hand. „Es ist der schönste Quilt der Welt. Natürlich will ich ihn, wenn du ihn irgendwann weggeben willst.“
    Tessa unterbrach, noch bevor Helen Einwände vorbringen konnte. „Das ist schon in Ordnung. Ich habe ihr gesagt, dass du ihn wahrscheinlich nicht verkaufen wirst. Aber das ist für sie kein Problem. Sie will ihn unbedingt aufhängen, genauso, wie sie ihn unbedingt kaufen will.“
    „Wo will sie ihn aufhängen?“
    „Im Virginia Quilt Museum. Sie will den Quilt als Grundstockfür eine Ausstellung benutzen. Und sie hat mir gleich gesagt, dass du ihn dringend versichern solltest, denn er ist mehr Geld wert, als du dir überhaupt vorstellen kannst.“
    Tessa stand im Türrahmen des Kirchenschiffs und sah ihrer Großmutter dabei zu, wie sie mit der Kuratorin des Virginia Quilt Museums in Harrisonburg über jeden einzelnen Quilt sprach. Helen sah immer noch geschockt aus. Von heute ab würde sie nie mehr von sich als einer einfachen Frau vom Lande, die Quilts nähte, denken. Die Frau vom Museum benutzte Ausdrücke wie Leuchtkraft, emotionaler Widerhall und dramatischer Fokus . Helen nickte nur.
    „Ein ganz schöner Erfolg, was?“
    Tessa drehte sich um und sah ihren Mann neben sich stehen. Ihr Herz schlug schneller. Sie hatte sich so gewünscht, dass Mack hier wäre, um an diesem besonderen Tag ihrer Großmutter mit dabei zu sein. Und, das stimmte auch, sie hatte Sehnsucht nach ihm . Schon die ganze Zeit, seitdem sie sich das letzte Mal gesehen hatten.
    „Ja, es ist wirklich ein Erfolg“, stimmte sie ihm zu. Sie betrachtete ihn genau. Sie fragte sich, wie es sich anfühlen würde, wenn sie ihn niemals wiedersehen würde, nie wieder diese Aufregung spüren würde, ihn zu sehen, ihren Wunsch, jede Kleinigkeit seines Tages im Büro zu erfahren, jede einzelne Veränderung, die in ihm vorging, mitzuerleben.
    „Störe ich gerade?“, fragte er. „Du siehst gut aus.“
    „Ich bin nicht zurück in die Schule gegangen. Ich nehme an, das hast du schon herausgefunden.“
    „Ich habe mit Joe geredet. Er rief mich an, weil er noch einige Fragen zu deiner Krankenversicherung hatte.“
    Joe war Tessas Schuldirektor. Es war ihr peinlich, dass sie ihre Entscheidung, ein Halbjahr auszusetzen, nicht mit Mack besprochen hatte.
    „Es ist nur vorübergehend“, versprach sie Mack. „Es war nur so eine Idee. Ich glaube, ich hatte Angst, dir davon zu erzählen.“
    „Warum? Weil ich so ein Tyrann bin? Weil ich nicht genug Geld verdiene, von dem wir zwei leben und uns noch darüber hinaus einiges leisten können?“
    Sie sah ihn nicht an und tat so, als wolle sie schauen, was ihre Großmutter mache. „Nein, weil es ein Zugeständnis ist, dass ich in der letzten Zeit die Dinge nicht sehr gut im Griff

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