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Sommer der Entscheidung

Sommer der Entscheidung

Titel: Sommer der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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sondern …“
    Helen unterbrach sie mit einer Handbewegung.
    „Ich glaube, Sie sind sehr wütend“, sagte Cissy nach einer Weile.
    „Sie verstehen das nicht.“
    „Wer?“
    „Meine Tochter! Und meine Enkelin! Tessa hatte doch bestimmt auch etwas damit zu tun, oder?“
    „Ich möchte nicht, dass irgendjemand meinetwegen Schwierigkeiten bekommt.“
    „Sie haben schon genug Schwierigkeiten.“
    „Es ist nur, weil diese Quilts von Ihnen, sie sind etwas ganz Besonderes. Das sagen alle, nur Sie sind die Einzige, die das nicht verstehen kann. Sie wollen, dass Sie es auch einsehen.“
    „Alle werden mich einfach nur auslachen.“ Helen sah auf und bemerkte, dass Cissy blass aussah. „Setz dich doch hin, Kindchen. Ich will nicht, dass du mir hier gleich umkippst.“
    „Sie wollen nicht, dass ich gehe?“
    „Ich habe dir doch gesagt, dass ich dir zeige, wie man quiltet, und das mache ich auch. Nun setz dich schon!“
    „Ja, Ma’am.“ Cissy nahm sich den nächsten Stuhl, setztesich und nahm sich eine Zeitschrift vom Tisch, um sich damit Luft zuzufächeln. „Nur, wenn ich bleibe, dann muss ich Ihnen etwas sagen.“
    „Was willst du mir sagen?“
    „Dass niemand Sie auslachen wird. Das glaube ich nicht, ganz bestimmt nicht. Ich meine, niemand wird lachen. Ihre Decken sind so schön, dass es mir im Herzen wehtut.“
    Helen wollte sich erneut aufregen, aber das Mädchen fiel ihr ins Wort. Sie wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Dass es ihr im Herzen wehtat?
    Cissy lehnte sich vor, sie war ernst. „Ich finde, wenn Sie etwas machen, das die Welt schöner macht, dann muss man es den Leuten auch zeigen. Es ist ein Talent. Gott hat Ihnen dieses Talent gegeben. Und nun müssen Sie es zurückgeben, indem Sie die schönen Dinge zeigen, die Sie tun können. Damit sich die Augen der anderen daran freuen können.“
    „Damit die Augen sich daran freuen?“
    Cissy wurde rot. „Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll.
    Aber es ist jetzt Ihre Aufgabe, zu zeigen, was Sie können.“
    „Meine Aufgabe?“
    „Ja, Ma’am.“
    „Und was ist, wenn ich das aber nicht will?“
    „Tja, ich glaube, dafür ist es jetzt zu spät. Sie haben die Quilts schon …“
    „Sie haben schon meine Quilts?“
    „Ja, Ma’am, weil Ihre Tochter und Mrs. MacRae schon ahnten, dass Sie so reagieren würden, wenn sie es herausfinden.“
    Helen konnte dazu nun nichts mehr hinzufügen. Sie sank in ihren Sessel und starrte das Mädchen an. „Sie wussten, dass ich wütend darüber sein würde, und trotzdem haben sie die Quilts mitgenommen?“
    „Sie rechnen mit vielen Leuten, die sich die Ausstellungansehen werden, und die wollten sie nicht enttäuschen, auch wenn Sie, na ja, wissen Sie, auch wenn Sie einen Wutanfall bekommen.“
    „Ich bekomme keine Wutanfälle!“
    „Ja, Ma’am.“
    „Sie haben meine Quilts mitgenommen? Wie Diebe bei Nacht und Nebel?“
    „Hm, nein, Ma’am. Sie haben sie nur ausgeliehen und bringen sie nach der Ausstellung wieder zurück. Das ist doch etwas anderes als stehlen, oder? Und wahrscheinlich haben Sie es sowieso nicht gemerkt, wo Sie doch so viele Quilts haben.“
    Helen war sprachlos. Doch schließlich musste sie nur verbittert lachen. „Ich weiß gar nicht, worüber ich mir Sorgen mache. Es wird niemand zur Ausstellung kommen.“
    „Hm, ich glaube, da liegen Sie verkehrt. So wie ich es mitbekommen habe, kommen sogar Leute von weit her, um sich die Ausstellung anzusehen. Einige kommen mit Bussen. Einige Altersheime bringen ihre Alten, sogar die in Rollstühlen, weil sie wissen, dass das neue Gemeindehaus behindertengerecht ausgestattet ist. All die Quilt-Vereine der Gegend wissen von dem Termin. Sie haben es sogar im Radio gesagt. Ich habe es selbst gehört. Natürlich waren an dem Tag viele Ankündigungen für Veranstaltungen, aber Sie wurden auch genannt.“
    „Radio?“
    „Und die Zeitung.“
    Helen ließ den Kopf hängen und starrte auf ihre nackten Füße.
    „Alle, denen Sie einen Quilt geschenkt haben, werden auch da sein“, fügte Cissy hinzu. „Und das waren eine ganze Menge Leute, nicht wahr? Und die Leute von der Gemeinde, die Sie kennen, kommen und die Leute von der Fitch Crossing und …“
    Helen winkte ab.
    Aber dieses Mal konnte sie Cissy nicht zum Schweigen bringen. „So, wie ich das sehe, gibt es eine Menge Menschen, die Ihnen zeigen wollen, dass sie Sie schätzen. Und das können Sie nun mal nicht verhindern. Sie müssen sie lassen.“
    „Ich muss gar nichts, Mädchen. Gar

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