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Sommer der Nacht

Titel: Sommer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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sein.
    Die Vorstellung war überdurchschnittlich besucht. Die Rasenflächen östlich des Pavillons und direkt vor der Leinwand waren fast mit Decken belegt, daher lief Lawrence voraus und besetzte einen Platz unter einer alten Eiche. Dale suchte nach Mike, aber dann fiel ihm ein, daß der heute abend auf seine Großmutter aufpaßte, wie meistens an Samstagen. Kevin und seine Leute kamen nie zur Gratisvorstellung; sie besaßen ein Farbfernsehgerät, eines von nur zweien in der Stadt. Chuck Sperlings Familie hatte das andere.
    In der Stille nach dem endgültigen Einbruch der Dunkelheit und vor dem ersten Zeichentrickfilm sah Dale Duane McBride die Stufen zum Musikpavillon hochgehen. Dale murmelte seinen Leuten etwas zu und lief durch den Park, sprang über ausgestreckte Beine und mindestens ein jugendliches Pärchen, das der Länge nach ausgestreckt auf einer Decke lag und miteinander beschäftigt war. Dale sprang auf die oberste Stufe des Pavillons, der normalerweise für Mr. Ashley-Montague und den Vorführer reserviert war, den er mitbrachte, und wollte Duane hallo sagen, als er feststellte, daß sich der größere Junge mit dem Millionär am Projektor unterhielt. Dale lehnte sich ans Geländer, sagte nichts und hörte zu.
    »... und welche Verwendung hättest du für so ein Buch ... wenn es existieren würde«, sagte Mr. Ashley-Montague gerade. Neben ihm hatte ein junger Mann mit Krawatte gerade die Lautsprecher eingestöpselt und fädelte die kurze Spule des Trickfilms ein. Duane war eine breite Silhouette neben dem Wohltäter der Stadt.
    »Ich habe doch gesagt, ich schreibe einen Aufsatz über die Geschichte der Old-Central-Schule.«
    Mr. Ashley-Montague sagte: »Die Schule ist in den Sommerferien geschlossen, junger Mann«, und drehte sich zu seinem Assistenten um. Er nickte, worauf die Leinwand am Parkside-Cafe zu grellem Leben erwachte. Die Menge auf dem Rasen und in den Lastern und Autos zählte lautstark den Countdown mit, als der Zähler von zehn bis eins lief. Ein Tom-und-Jerry-Trickfilm fing an. Der Assistent stellte das Bild scharf und den Ton ein.
    »Bitte, Sir«, sagte Duane McBride und ging einen Schritt auf den Millionär zu, »ich verspreche, ich bringe die Bücher unversehrt zurück. Ich brauche sie nur, um meine Recherchen zu beenden.«
    Mr. Ashley-Montague setzte sich auf den Klappstuhl, den sein Assistent ihm hingestellt hatte. Dale war noch nie so nahe bei dem Mann gewesen; er hatte sich Mr. Ashley-Montague immer als jungen Mann vorgestellt, aber im Licht von der Seite des Projektors und dem Widerschein von der Leinwand bemerkte er, daß der Millionär mindestens vierzig Jahre alt war. Vielleicht sogar älter. Mit der Krawatte und seiner steifen Kleidung wirkte er älter. Er trug einen weißen Baumwollanzug, der fast im Dunkeln leuchtete.
    »Recherchen«, kicherte Mr. Ashley-Montague. »Wie alt bist du, mein Sohn? Vierzehn?«
    »Zwölf in drei Wochen«, sagte Duane. Dale hatte nicht gewußt, daß sein Freund im Juli Geburtstag hatte.
    »Zwölf«, sagte Mr. Ashley-Montague. »Zwölfjährige recherchieren nicht, mein Freund. Such dir in der Schulbibliothek, was du für deinen Bericht brauchst.«
    »Ich war in der Bibliothek, Sir«, sagte Duane. Obwohl er das Wort >Sir< gebrauchte, konnte Dale keinerlei Unterwürfigkeit in Duanes Stimme erkennen. Es war, als würde ein Erwachsener mit einem anderen sprechen. »Die hatte die erforderlichen Daten nicht. Die Bibliothekarin in Oak Hill hat gesagt, die restlichen Unterlagen der Historischen Gesellschaft des County seien Ihnen vererbt worden. Ich denke, die Veröffentlichungen der Historischen Gesellschaft sollten der Öffentlichkeit immer noch zugänglich sein... und ich bitte ja nur um ein paar Stunden, damit ich das Material durchsehen kann, das mit Old Central zu tun hat.«
    Mr. Ashley-Montague verschränkte die Arme und sah zur Leinwand, wo Tom gerade Jerry verprügelte. Oder vielleicht verprügelte Jerry Tom. Duane konnte die Namen von Katze und Maus nie auseinanderhalten. Schließlich sagte der sitzende Mann: »Und welcher Art ist dein Aufsatz genau?«
    Duane schien Luft zu holen. »Die Porshah-Glocke«, sagte er schließlich. Glaubte Dale ihn sagen zu hören. In diesem Augenblick übertönte ein ohrenbetäubender Lärm des Zeichentrickfilms fast jeden anderen Laut.
    Mr. Ashley-Montague schnellte vom Sessel hoch, packte Duanes Oberarme, ließ sie wieder los und wich zurück, als wäre es ihm peinlich. »So was gibt es nicht«, hörte Dale den

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