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Sommer der Nacht

Titel: Sommer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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stillschweigend beschlossen hatten, die alberne Sache mit Tubby und Old Central sein zu lassen.
    Der Sommer war so, wie er sein sollte.
    Die sechs Jungen griffen wieder nach den Lenkstangen, als sie vom Schotter auf den abkühlenden, aber immer noch weichen Asphalt am Anfang der First Avenue kamen. Dale sah die Bäume vor Mikes Haus an der Kreuzung ein Stück entfernt an der Straße, ebenso flüchtig die Rückfassade seines eigenen Hauses jenseits der weiten Rasenflächen und Spielfelder des Stadtparks.
    McKown und Daysinger winkten und fuhren weiter -sie hatten es eilig, zu ihrem wie auch immer gearteten Ziel zu gelangen. Dale und Kev und Mike und Lawrence legten die letzten fünfzig Meter bei relativer Dunkelheit unter den ersten der hohen Bäume von Elm Haven zurück.
    Dale war glücklich, als sie Mike zum Abschied winkten und entspannt die Depot Street entlang in Richtung nach Hause strampelten. So sollte der Sommer sein. So würde er sein.
    Dale hatte sich noch nie so geirrt.

14 
    Duanes Alter war den Rest der Woche nüchtern. Das war nicht gerade ein Rekord, aber es machte Duanes erste Woche der Sommerferien viel glücklicher.
    Am Donnerstag, dem neunten Juni, dem Tag nach dem Ausflug zur Bibliothek der Bradley-Universität, hatte Onkel Art angerufen und die Nachricht hinterlassen, daß er nach Duanes Glocke suche -keine Bange, er würde etwas darüber herausfinden. Später am Abend rief er noch einmal an, sprach persönlich mit Duane und erzählte ihm, er habe den Bürgermeister von Elm Haven angerufen - Ross Catton -, aber weder der Bürgermeister noch ein anderer, mit denen Art gesprochen hatte, konnten sich an eine Glocke erinnern. Er hatte sogar Miß Moon gefragt, die Bibliothekarin, die ihre Mutter gefragt und dann zurückgerufen hatte. Miß Moon sagte, ihre Mutter habe nur verneinend den Kopf geschüttelt, wäre angesichts der Frage aber ziemlich aufgeregt geworden. Freilich, fügte sie hinzu, wurde ihre Mutter neuerdings bei einer ganzen Menge Dinge aufgeregt.
    An diesem Abend kam der Alte von einem Ausflug zum A & P zurück - Duane hatte den Atem angehalten und abgewartet, ob das A & P wirklich das Ziel gewesen war-, aber der Alte kam nüchtern herein, und als sie Mehl und Konservendosen verstauten, sagte er: »Oh, ich habe übrigens von Mrs. O'Rourke gehört, daß eine Klassenkameradin von dir gestern verhaftet worden ist.«
    Duane hielt, eine schwere Dose rote Bohnen in der rechten Hand, mitten in der Bewegung inne. Er schob mit der freien Hand die Brille hoch. »Echt?«
    Der Alte nickte, leckte sich die Lippen und kratzte sich die Wangen, wie er es immer machte, wenn er nüchtern war und Schmerzen hatte. »Ja, jemand namens Cordie. Mrs. O'Rourke hat gesagt, sie wäre ihrem Sohn Mike ein Jahr voraus.« Er sah zu Duane auf. »Damit müßte sie in deiner Klasse sein, richtig?«
    Duane nickte.
    »Wie auch immer«, fuhr der Alte fort. »Sie ist nicht richtig festgenommen worden. Barney hat sie erwischt, wie sie mit einer geladenen Schrotflinte in der Hand in der Stadt herumspaziert ist. Er hat sie ihr weggenommen und sie nach Hause gebracht. Sie wollte nicht sagen, was sie vorhatte, nur, daß es etwas mit ihrem Bruder zu tun habe, Tubby.« Er kratzte sich an der Wange und schien überrascht, daß er sich heute rasiert hatte. »Ist Tubby nicht der Junge, der vor ein paar Tagen weggelaufen ist?«
    »Ja.« Duane stapelte weiter Konservendosen.
    »Hast du eine Ahnung, warum seine Schwester mit einer Schrotflinte in der Hand herumspaziert?«
    Duane hielt wieder inne. »Hinter wem war sie her?«
    Der Alte zuckte die Achseln. »Nellie O'Rourke hat gesagt, der Rektor - wie heißt er doch gleich? -, Mr. Roon, hätte Barney angerufen und sich beschwert. Er sagte, das Mädchen würde vor der Schule und seinem Zimmer mit einem Gewehr herumlungern. Warum sollte das Mädchen so etwas tun?«
    Duane nickte. Ihm war klar, daß der Alte heugierig war und hier stehenbleiben würde, bis er zumindest eine Bemerkung aus seinem Sohn herausgelockt hatte, daher stellte er die restlichen Dosen auf das Regal, drehte sich auf seinem Stuhl um, auf dem er stand, und sagte: »Cordie ist ganz in Ordnung, aber sie spinnt ein bißchen.«
    Der Alte blieb noch einen Moment lang stehen und nickte, als würde er die Antwort akzeptieren, dann ging er in seine Werkstatt.
    Am Freitag kehrte Duane nach Oak Hill zurück und brach schon bei Sonnenuntergang auf, damit er am frühen Vormittag wieder daheim sein konnte. Er wollte die Bücher und

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