Sommer der Nacht
schreckliches Geräusch unter dem Haus.«
Sein Vater schüttelte den Kopf, hob das Handtuch und trocknete sich den Kiefer ab. »Ich hab' im Bad nichts gehört. Muß eine dieser gottver...« Er sah zu seiner stirnrunzelnden Frau. »Eine dieser elenden Katzen gewesen sein. Oder vielleicht wieder ein Stinktier. Ich geh' mit einer Taschenlampe und dem Besen raus und scheuch' es weg.«
»Nein!« rief Mike viel lauter, als er gewollt hatte. Mary verzog das Gesicht, seine Eltern sahen ihn fragend an. »Ich meine, es regnet doch gleich«, sagte er. »Warten wir bis morgen, bis es hell ist. Dann geh' ich selber raus und scheuche es fort.«
»Gib auf die schwarzen Witwen acht«, sagte Mary erschauernd und hüpfte wieder die Treppe hinauf. Mike konnte Rock and Roll aus ihrem Radio hören.
Sein Vater ging wieder ins Bad. Mikes Mutter kam herein, strich Memo über den Kopf, tastete nach ihrer Wange und sagte: »Sieht aus, als wäre Mutter eingeschlafen. Ich warte, bis sie wach wird, und gebe ihr zu essen, wenn du rauf und ins Bett gehen möchtest.«
Mike schluckte, ließ den zitternden Arm sinken und legte ihn auf sein Knie, das auch nicht fest war. Er konnte etwas da unten spüren, unter zwei Zentimetern Holz und einem alten Teppich. Er konnte es da unten in der Dunkelheit spüren, wo es nur darauf wartete, bis er ging.
»Nein«, sagte er zu seiner Mutter. »Ich bleibe und bringe es zu Ende.« Er lächelte ihr zu. Sie strich ihm über den Kopf und ging wieder ins Schlafzimmer zurück.
Mike wartete. Nach einem Moment schlug Memo die Augen auf. Draußen tobte lautlos das Wetterleuchten.
16
Es regnete Sonntagnacht nicht, und am Montag auch nicht, obwohl der Tag grau und schwül war. Duanes Vater hatte die Einäscherung Onkel Arts in Peoria auf Mittwoch angesetzt, und sie mußten sich um jede Menge Einzelheiten kümmern und Leute benachrichtigen. Immerhin drei Menschen - ein alter Kriegskamerad von Onkel Art, ein Vetter, den er gut gekannt hatte, und eine Exfrau -bestanden darauf, zu kommen, daher wurde doch ein kurzer Gedenkgottesdienst abgehalten. Der Alte bestellte ihn auf drei Uhr in der einzigen Leichenhalle von Peoria, wo Verbrennungen vorgenommen wurden.
Der Alte versuchte fast den ganzen Montag über, J. P. Congden anzurufen, aber der war nie daheim. Duane stand unter der Tür und lauschte am Nachmittag, als Constable Barney mit einer Beschwerde vorgefahren kam.
»Nun, Darren«, sagte Barney zum Alten. »J. P. erzählt allen, daß du seinen Hund totgeschlagen hast.«
Der Alte zeigte die Zähne. »Der verdammte Köter hat meinen Jungen angegriffen. Es war ein großer dummer Dobermann mit einem mikroskopischen Gehirn, das etwa so groß wie der Pimmel von J. P. gewesen sein dürfte.«
Barney drehte den Hut in den Händen und ließ die Finger an dem glatten Schweißband entlangwandern. »J. P. sagt, daß der Hund im Haus war. Er hätte das Tier im Haus gefunden. Jemand wäre eingebrochen und hätte es getötet.«
Der Alte spie in den Staub. »Gottverdammt, du weißt genau, daß das ebenso erstunken und erlogen ist wie die meisten Verkehrssünder, die J. P. festnimmt. Der Hund war im Haus, als wir geklopft haben. Als mein Junge und ich um den Schuppen gekommen sind, nachdem wir Arts Cadillac angesehen hatten... der übrigens gar nichts dort zu suchen hätte, wie du sehr wohl weißt. Es ist gegen das Gesetz, daß eine dritte Gruppe ein Autowrack kauft, wenn die Unfallermittlungen noch nicht abgeschlossen sind. Wie auch immer, der Hund hat Duane angefallen, nachdem wir im Hof waren, was bedeutet, der Drecksack Congden hat ihn rausgelassen und gewußt, daß er uns angreifen würde.«
Barney sah dem Alten in die Augen. »Dafür hast du keine Beweise, oder?«
Der Alte lachte. »Warum hat er dich zu mir geschickt? Hat Congden einen Beweis, daß ich seinen Dobermann getötet habe?«
»Er hat gesagt, die Nachbarn haben dich gesehen.«
»Dummes Zeug. Mrs. Dumont wohnt neben Congden, und die ist blind. Sonst kennt mich in dem Block nur noch Miz Jensen, und die ist bei ihrem Jungen Jimmy in Oak Hill. Außerdem war es mein gesetzliches Recht, auf diesem Grundstück zu sein. Congden hat sich das Auto meines Bruders illegal unter den Nagel gerissen und dann die Türen weggeschafft, damit der wahre Hergang des Unfalls nicht ans Licht kommt!«
Barney setzte den Hut auf und zupfte an der Schnur. »Wovon redest du, Darren?«
»Ich rede von zwei Türen der Fahrerseite, die fehlen und Beweise für die Art des Unfalls zeigten.
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