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Sommer der Nacht

Titel: Sommer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Fahrer den Finger zeigte.
    Hinter ihnen ertönte die Hupe, während sie die Broad Avenue entlangfuhren, wo ihre Reifen auf dem Asphalt unter den überhängenden Ulmen fast keinen Laut mehr von sich gaben, und sie atmeten den Duft frisch gemähten Grases von den breiten Rasenflächen ein, die von der Straße zu den großen Villen verliefen. Und immer weiter nach Norden, vorbei am Postamt und der kleinen weißen Bibliothek und dem größeren weißen Gebäude der presbyterianischen Kirche, wo Dale und Lawrence hingingen, weiter nordwärts, einen weiteren langen Block mit hohen Häusern, wo sich die Schatten von Laub über und unter den Straßenlampen bewegten und wo in Mrs. Doubbets altem Haus ein einziges Licht im zweiten Stock brannte und in Mrs. Duggans Haus überhaupt kein Licht.
    Sie kamen zur Depot Street und schlitterten an der Kieskreuzung keuchend zum Stillstand. Jetzt war es Nacht. Fledermäuse flatterten über ihren Köpfen dahin. Der Himmel schnitt hellere Muster aus dem dunklen Blattwerk über ihnen. Dale kniff die Augen zusammen und sah im Osten den ersten Stern.
    »Wir sehen uns morgen, Jungs«, sagte Harlen und lenkte das Rad nach Westen in die Depot Street.
    Die anderen warteten und sahen ihm nach, bis er nicht mehr unter den tiefhängenden Eichen und Baumwollbäumen zu sehen war, die die Straße verdunkelten, und bis das Geräusch seines Tretens verstummt war.
    »Gehen wir«, flüsterte Kevin. »Meine Mom wird rasend vor Wut sein.«
    Mike grinste Dale im spärlichen Licht an, und Dale spürte eine Leichtigkeit und Energie in Armen und Beinen, eine fast elektrische Ladung Potential im Körper. Sommer. Dale schlug seinem Bruder freundschaftlich auf die Schulter.
    »Hör auf damit«, sagte Lawrence.
    Mike stieg wieder auf und strampelte die Depot Street nach Osten hinab. Diese Straße besaß keine Lampen, das letzte bißchen Helligkeit am Himmel malte blasse Formen auf die Straße - Formen, die rasch von den zappelnden Schatten der Blätter ausgelöscht wurden.
    Sie rasten wortlos an Old Central vorbei, aber jeder schaute nach rechts und sah sie an; der Blick wurde teilweise durch die abgestorbenen Ulmen verdeckt, und die Masse des alten Bauwerks verdrängte den Himmel.
    Kevin löste sich als erster aus der Gruppe, schwang nach links und fuhr knirschend seine Einfahrt hinauf.
    Seine Mutter war nicht zu sehen, aber die Innentür stand offen - ein sicheres Zeichen, daß sie ihn gerufen hatte.
    Mike bremste schlitternd an der Kreuzung Depot und Second Avenue, wo der Schulhof einen ganz dunklen Block hinter ihnen lag.
    »Morgen?« sagte er.
    »Klar«, sagte Dale.
    »Klar«, sagte Lawrence.
    Mike nickte und fuhr davon.
    Dale und Lawrence schoben ihre Räder nach hinten auf die kleine offene Veranda. Sie sahen ihre Mutter, wie sie sich in der hell erleuchteten Küche zu schaffen machte. Sie backte etwas, ihr Gesicht war gerötet.
    »Hör mal«, sagte Lawrence und ergriff die Hand seines älteren Bruders.
    Auf der anderen Straßenseite, in der Dunkelheit rings um Old Central, war ein zischelndes Hauchen zu hören, als würden sich Stimmen hastig in einem angrenzenden Raum unterhalten.
    »Nur ein Fernseher irgendwo ...«, begann Dale, aber dann hörte er das Klirren zerbrechenden Glases und einen hastig unterdrückten Schrei.
    Sie blieben noch eine Minute lang stehen, aber es kam Wind auf, die Blätter der ausladenden Eiche über der Einfahrt raschelten und übertönten jedes weitere Geräusch.
    »Komm mit!« sagte Dale, der noch die Hand seines Bruders hielt.
    Sie gingen ins Licht hinein.


    Duane McBride wartete im Bandstand Park, bis der Alte so betrunken war, daß sie ihn aus Carl's Tavern hinauswarfen. Es war nach halb neun, als der Alte herausgetorkelt kam, schwankend am Bordstein stand, die Fäuste schüttelte, Dom Steagle, den Besitzer von Carl's (es gab seit 1943 keinen Carl mehr), mit Flüchen überhäufte und dann in seinen Laster kletterte, fluchte, als er die Schlüssel fallen ließ, wieder fluchte, als er sie gefunden hatte, den Anlasser zog und den Motor absaufen ließ. Duane beeilte sich. Er wußte, der Alte war so betrunken, er hatte vergessen, daß Duane mit ihm gefahren war, als sie vor fast zehn Stunden in die Stadt gekommen waren, um >ein paar Kleinigkeiten bei der Genossenschaft zu besorgen<.
    »Duanie«, sagte der Alte und sah seinen Sohn blinzelnd an. »Verdammt, was machst du denn hier?«
    Duane sagte nichts und ließ den Alten seine Erinnerung strapazieren.
    »Ach ja«, sagte der Alte

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