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Sommer der Nacht

Titel: Sommer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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konnte.
    »Nn-nnn. Ich habe keine Angst vor C. J. Vor den anderen muß ich mich hüten.«
    »Welchen anderen?«
    Sie sah ihn noch verkniffener an. »Roon, dieser Hundefurz. Van Syke. Alle, die Tubby geholt haben.«
    »Du glaubst, sie haben Tubby entführt?«
    Das Mädchen drehte das teigige Gesicht zur Sonne und der Eisenbahnböschung herum. »Die haben ihn nicht entführt, die haben ihn umgebracht.«
    »Umgebracht?« Harlen spürte, wie sich sein Inneres zusammenzog. »Woher weißt du das?«
    Sie zuckte die Achseln und stellte die Schrotflinte auf einen
    "Raum cfrimrvf Tht*<=» At*m<=» cci I iah e /-»V »\*7CiV \V\<=»1irr<=» weiße Röhren aus. Sie kratzte einen Schorf von der Haut. »Ich hab' ihn gesehn.«
    Harlen klappte der Kiefer herunter. »Du hast deinen Bruder gesehen? Wo?«
    »An mei'm Fenster.«
    Das Gesicht am Fenster. Nein, das war die alte Dame ... Mrs. Duggan. »Du lügst«, sagte er.
    Cordie sah ihn mit Augen an, die die Farbe von altem Geschirrspülwasser hatten. »Ich lüge nicht.«
    »Du hast ihn an deinem Fenster gesehen? Vor eurem Haus?«
    »Was für ein Fenster habe ich denn sonst noch, du Arschloch?«
    Harlen überlegte, ob er ihr in das flache Gesicht dreschen sollte. Er betrachtete die Schrotflinte und zögerte. »Warum hat ihn die Polizei nicht geholt?«
    »Weil er nich mehr dagewesen war, wenn sie gekommen wär'n. Außerdem ham wir kein Telefon zum Anrufen.«
    »Wäre nicht mehr dagewesen?« Der Tag war heiß. Die Sonne schien. Harlens T-Shirt klebte am Rücken, sein Arm schwitzte unter dem Gips; es juckte. Aber momentan zitterte er.
    Cordie kam näher, bis sie flüstern konnte und er sie trotzdem verstand. »Er wäre nicht mehr dagewesen, weil er rumgegeistert ist. Er war an meinem Fenster, dann ist er unters Haus gekrochen. Wo die Hunde immer sind, aber die woll'n jetzt nich mehr hin.«
    »Aber du hast gesagt, er ist...«
    »Tot, ja«, sagte Cordie. »Ich hab' gedacht, sie hätten ihn vielleicht nur geholt, aber wie ich 'n gesehen hab', da hab' ich gewußt, dasser tot is.« Sie betrachtete seine Reihe Dosen und Flaschen. Nur zwei Dosen hatten ein Loch, alle Flaschen waren unversehrt. Sie schüttelte den Kopf. »Meine Ma hat ihn auch gesehen, aber die denkt, er ist'n Gespenst. Sie denkt, er wül nur nach Hause kommen.«
    »Will er das?« Harlen stellte erstaunt fest, daß er nur heiser flüstern konnte.
    »Nö.« Cordie kam näher und betrachtete ihn unter ihren Sauerkrautlocken hervor. Harlen konnte sie riechen, wie ein schmutziges Handtuch. »Eigentlich isses nich Tubby. Tubby ist tot. Sie benützen nur seinen Körper irgendwie. Er versucht, mich zu erwischen. Wegen dem, was ich Roon getan hab'.«
    »Was hast du Roon denn getan?« fragte Harlen. Die .38er war ein kaltes Gewicht an seinem Bauch. Als die Schrotflinte offen gewesen war, hatte er zwei Messingkreise gesehen. Cordie trug sie geladen in der Gegend herum. Und sie war verrückt. Er fragte sich, ob er den Revolver rechtzeitig ziehen würde können, wenn sie die Schrotflinte durchlud und auf ihn richtete.
    »Hab' auf ihn geschossen«, sagte Cordie im selben tonlosen Tonfall. »Aber ich hab' ihn nicht umgebracht. Wünschte, ich hätte es.«
    »Du hast auf Dr. Roon geschossen? Unseren Rektor?«
    »Jawoll.« Plötzlich streckte sie die Hände aus, zog sein T-Shirt hoch und holte den Revolver heraus. »Gottverdammt, wo hast du denn das kleine Ding her?« Sie hielt die Waffe dicht vors Gesicht und schnupperte am Zylinder.
    »Mein Dad ...«, brachte Harlen heraus.
    »Ich hab' mal'n Onkel gehabt, der wo so einen gehabt hat. Über zwanzig Schritt sind die stupsnasigen Dinger kein' Scheißdreck wert«, sagte sie, hielt die Schrotflinte immer noch in der linken Armbeuge und drehte sich um, damit sie die Pistole auf die Reihe der Flaschen richten konnte. »Ka-wumm«, sagte sie. Sie gab sie ihm Griff voraus zurück. »War kein Scheiß, als ich dir gesagt hab', du sollst sie nicht so inne Hose stecken. Mein Onkel hat sich echt mal fast den Piephahn abgeschossen, als er sie da reingesteckt hat, weil er betrunken und die Waffe nicht gesichert war. Steck sie in die hintere Tasche und zieh das T-Shirt drüber.«
    Harlen gehorchte. Sie war klobig und hinderlich, aber er konnte sie schnell ziehen, falls erforderlich. »Warum hast du auf Dr. Roon geschossen?«
    »Vor ein paar Tagen«, sagte sie. »Gleich nach der Nacht, als Tubby mich verfolgt hat. Ich hab' gewußt, daß Roon ihn auf mich gehetzt hat.«
    »Nicht wann«, sagte Harlen.

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