Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sommer der Nacht

Titel: Sommer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
Vom Netzwerk:
ich das Papstmobil aus der Garage. Wir müssen uns beeilen, wenn wir dortsein wollen, bevor die Vampire zu ihren nächtlichen Umtrieben herauskommen.« Er kicherte, aber das hörte Mike nicht. Er war schon zur Tür draußen und lief mit der Wasserflasche in der Hand zur Kirche St. Malachy's.
    Dales Mutter hatte tags zuvor, am Samstag, Dr. Viskes angerufen. Der Flüchtling aus Ungarn nahm eine hastige Untersuchung an Dale vor, bemerkte die klappernden Zähne und verhaltenen Symptome des Schreckens, verkündete, er wäre >kein Kinderpsycho-loge<, verschrieb warme Suppe und keine Comics oder samstägli-chen Gruselfilme mehr und stapfte vor sich hinmurmelnd davon.
    Dales Mom war aus dem Häuschen gewesen, hatte Freunde angerufen, um den Namen eines Arztes in Oak Hill oder Peoria herauszufinden, der Kinderpsychologe war, und hatte sogar zweimal nach Chicago telefoniert, um Nachrichten im Hotel zu hinterlassen, wo ihr Mann untergebracht war, aber Dale hatte sie beruhigen können. »Es tut mir leid, Mom«, hatte er gesagt, während er im Bett saß, gegen das Schlottern ankämpfte und sich bemühte, mit beherrschter Stimme zu sprechen. Daß es Tag war, half ihm dabei. »Ich habe einfach immer Angst vor dem Keller gehabt«, sagte er. »Als das Licht wieder ausgegangen ist und ich diese Katze im Wasser gespürt habe ... nun...« Es gelang ihm, beschämt und verlegen und gleichzeitig wieder normal auszusehen. Nur letzteres bereitete ihm Mühe.
    Seine Mutter beruhigte sich und brachte ihm soviel Supppe, daß er die tote Katze noch einmal hätte ertränken können. Kevin kam vorbei. Ihm wurde aber gesagt, Dale müsse sich ausruhen. Lawrence, der Freunde besucht hatte, kam zurück, wartete ab, bis ihre Mutter wieder nach unten gegangen war, und flüsterte: »Hast du echt was gesehen?«
    Dale zögerte für einen Moment. Lawrence besaß sein gerüttelt Maß an ärgerlichen Kleiner-Bruder-Gewohnheiten, aber Geheimnisse auszuplaudern gehörte nicht dazu. »Klar«, sagte er.
    »Was denn?« flüsterte Lawrence, der näher an Dales Bett rückte, die Füße aber nicht zu nahe an sein eigenes Bett brachte. Er traute der Dunkelheit darunter nicht einmal bei Tage.
    »Tubby Cooke«, flüsterte Dale, der allein, als er nur den Namen aussprach, das Grauen wie Übelkeit in sich emporsteigen fühlte. »Er war tot... aber er hat die Augen aufgeschlagen.« Kaum hatte Dale das gesagt, war er froh darüber, daß er bei seiner Mom oder Mr. Grumbacher nicht so sehr ins Detail gegangen war. Hätte er es getan, würde er jetzt wahrscheinlich irgendwo in einer Gummizelle sitzen.
    Lawrence nickte nur. Dale stellte betroffen fest, daß sein Bruder ihm augenblicklich, vollständig und vorbehaltlos glaubte. »Wahrscheinlich wird es bis heute nacht nicht zurückkommen«, sagte Lawrence. »Wir sorgen dafür, daß Mom alle Lichter anläßt.«
    Dale stieß langsam die Luft aus. Er wünschte sich nur, alles ließe sich so einfach lösen, wie Lawrence sich das vorstellte: einfach alle Lichter anlassen.
    Samstagnacht ließen sie die Lichter an. Und schliefen abwechselnd und standen Wache ... oder besser gesagt, lagen Wache, denn Dale lag im Bett, las Superman-Comics und behielt die dunklen Ecken im Auge. Einmal, gegen drei, hörte er das leiseste Rascheln unter Lawrences Bett... das leiseste Rascheln, als würde sich ein Kätzchen im Schlaf regen... und Dale richtete sich auf und griff nach dem Tennisschläger, den er mit ins Bett genommen hatte.
    Aber das Kratzen wiederholte sich nicht. Gegen Morgen, als die Zwischenräume zwischen den Blättern jenseits des Fliegengitters allmählich heller wurden als die Blätter selbst, schlief auch Dale. Seine Mutter kam gegen acht, um sie zum Kirchgang zu wecken, aber sie fand beide Jungs so todmüde, daß sie ihnen erlaubte, im Bett zu bleiben.
    Es war Sonntagabend nach dem Essen... zur selben Zeit, als Mike O'Rourke mit Pater C. auf der Jubelee College Road Richtung Friedhof fuhr ... und Dale und Lawrence waren im Garten, wo sie im letzten Tageslicht Fangen spielten, als sie das leise Eawkee vom Vorgarten hörten.
    Jim Harlen war mit Cordie Cooke da. Das Paar erschien Dale so seltsam, so ganz und gar nicht zueinander passend - er hatte nie gesehen, daß sie im Unterricht auch nur miteinander gesprochen hätten -, daß er gelacht hätte, wären da nicht Harlens verbisssener Gesichtsausdruck, die schwarze Schlinge und der Gips an seinem linken Arm und die Schrotflinte gewesen, die Cooke bei sich hatte.
    »Herrje«, flüsterte

Weitere Kostenlose Bücher