Sommer der Nacht
Lawrence und deutete auf die Flinte, »du wirst echten Ärger kriegen, wenn du die mit dir rumschleppst.«
»Halt doch die Klappe«, sagte Cordie gleichgültig.
Lawrence wechselte die Farbe, ballte die Fäuste und ging einen Schritt auf das Mädchen zu, aber Dale kam näher, nahm seinen Bruder in den Arm, hielt ihn so auf und brachte ihn gleichzeitig zum Schweigen. »Was ist?« sagte er zu den beiden.
»Etwas geht hier vor«, flüsterte Harlen. Er blickte auf und runzelte die Stirn, als Kevin Grumbacher den kleinen Hügel von ihrer Einfahrt herunterkam.
Kev sah Cordie an, nickte der Schrotflinte langsam zweimal zu, zog die Brauen fast bis zum Ansatz seines Bürstenschnitts hoch und verschränkte die Arme. Er wartete.
»Kev ist einer von uns«, sagte Dale.
»Etwas geht hier vor«, flüsterte Harlen erneut. »Holen wir O'Rourke und reden wir darüber.«
Dale nickte, ließ Lawrence los und warnte ihn mit einem Blick, keinen Streit anzufangen. Sie holten ihre Räder aus dem Hof. Kev fuhr bergab und gesellte sich zu ihnen. Cordie hatte kein Rad, daher fuhren die vier aufgestiegenen Jungs im Schrittempo neben ihr auf dem Gehweg her. Dale wünschte sich, sie würden sich beeilen, damit nicht ein Erwachsener des Wegs gefahren kam, die Schrotflinte sah und sich aufregte.
Es kamen keine Autos. Die Depot Street war ein verlassener Tunnel, der im Westen am hellsten war. Third und Second Avenue waren bis zur Hard Road verlassen, dort fuhr kein Auto. Die Straßen waren sonntäglich leer. Durch das Laub konnten sie die Wolken sehen, die immer noch von den letzten Sonnenstrahlen entflammt wurden, aber hier, unter den Ulmen, war es fast dunkel. Die Maispflanzen am östlichen Ende der Depot Street waren höher als ihre Köpfe und im schwindenden Tageslicht zu einer soliden, dunkelgrünen Mauer zusammengewachsen.
Obwohl sein Rad an der hinteren Veranda lehnte, reagierte Mike nicht auf ihre Eawkees. Im Haus der O'Rour-kes gingen die Lichter an, und während sie hinter den Birnbäumen hinten lauerten, kam Mr. O'Rourke in seiner grauen Arbeitskleidung heraus, ließ das Auto an und fuhr die First hinab nach Süden zur Hard Road.
Die fünf tuschelten und schlichen verstohlen in die Zuflucht des Hühnerhauses, um auf Mikes Rückkehr zu warten.
Als er mit Pater C. im Papstmobil zwischen den hohen Maisreihen entlang der Jubilee College Road dahinfuhr, hatte Mike das Gefühl: Aufgepaßt, jetzt kommt mein großer Bruder. Er hatte nie einen großen Bruder gehabt, der ihn vor Schlägern beschützte oder aus Zwickmühlen befreite - diese Aufgabe hatte Mike selbst für kleinere Jungs übernommen -, daher tat es nun gut, das Problem jemand anderem zu übergeben.
Mikes Angst, sich vor Pater C. zum Narren zu machen, wurde ausgeglichen - und schließlich übertrumpft - von der Angst um Memo und der Angst vor dem, was den Soldaten nachts zu ihrem Fenster führte. Mike berührte die kleine Plastikwasserflasche in der Hosentasche, als sie auf die County Six abbogen und an der dunklen und verlassenen Black Tree Tavern vorbeifuhren, die sonntagabends geschlossen hatte.
Am Fuß des Hügels war es dunkel - der Wald war schwarz, das Laub auf beiden Straßenseiten dicht und staubverkrustet. Mike war froh, daß er nicht in der Höhle unter der Straße saß. Im vergleichsweise offenen Gelände oben auf dem Hügel war es besser: Die Sonne war untergegangen, aber hohe Zirruswolken leuchteten korallenrot und rosa. Granitfelsen spiegelten das Licht von oben und glommen anheimelnd. Schatten waren keine zu sehen.
Pater Cavanaugh hielt inne, als das schwarze Tor mit einem lauten Klicken hinter ihnen ins Schloß fiel. Er deutete auf die bronzegrüne Statue Christi weit hinten in dem langgestreckten Friedhof. »Siehst du, Michael, dies ist ein Ort des Friedens. Er wacht mit ebenso großer Güte über die Toten wie über die Lebenden.«
Mike nickte, aber in diesem Augenblick mußte er an Duane McBride denken, der sich allein auf seiner Farm befand und sich dem stellte, dem er sich stellen mußte. Wachte er auch über...? Aber Duane war nicht katholisch, beharrte ein Teil seines Verstands. Mike wußte, das war unwichtig. »Hier entlang, Pater.«
Er ging zwischen den langen Reihen der Gräber voraus. Eine Brise war aufgekommen, raschelte in den Blättern der wenigen Bäume am Zaun entlang und brachte die Veteranenflaggen zwischen den Grabsteinen zum Flattern. Das Grab des Soldaten war so, wie er es zuvor verlassen hatte, die Erde immer noch wie von Schaufeln
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