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Sommer der Nacht

Titel: Sommer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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fünfundzwanzig Meter bis zur nächsten Deckung - einem Maisfeld zur Linken. Bis zum Eingang zur Müllkippe und dem Waldrand waren es fast hundert Meter.
    »Runter!« schrie Mike, stieß das Fahrrad von sich und warf sich auf der Suche nach Deckung auf den unebenen Boden.
    Die vier anderen Jungs warfen sich ebenfalls flach hin und krochen auf jeden alten Reifen oder rostigen Kübel zu, der Schutz bieten mochte. Harlen hatte die .38er in der Hand, schoß aber nicht... die Entfernung war für die kleine Pistole zu groß.
    Van Syke entfernte sich zwei Schritte von dem brennenden Fahrzeug, hob das Gewehr und zielte sorgfältig auf Mike O'Rour-kes Gesicht.
    Während des Durcheinanders war eine kleine Gestalt mit zwei Hunden über die Kuppe des höchsten Müllbergs gekommen. Jetzt ließ sie die Leinen los und sagte mit überraschend sanfter Stimme: »Faßt ihn!«
    Van Syke sah nach links, als der erste Hund, der Dobermann namens Belzybub, die letzten zwanzig Schritte zurücklegte. Er riß das Gewehr herum und schoß, aber das riesige braune Tier war bereits gesprungen, prallte gegen seine Brust und warf sie beide gegen die brennende Kabine des Lasters. Der große Hund namens Lucifer kam als nächster, er knurrte und sprang nach Van Sykes zappelnden Beinen.
    Mike zog Memos Eichhornbüchse aus dem Rucksack, sah wie Kevin die .45er seines Dad aus dem Gürtel zog, dann stürmten alle fünf Jungs los, während Cordie den Müllberg heruntergeschlittert kam.
    Eins von Van Sykes rudernden Beinen verfing sich im halb offenen Fenster der Kabinentür und zog sie hinter sich und dem Hund zu. Cordie und Mike rannten los, aber in diesem Augenblick fing der Benzintank unter dem Laster Feuer und jagte einen Flammenpilz fünfundzwanzig Meter in die Luft. Mike und das Mädchen wurden beide von den Füßen gerissen und über den unebenen Boden geschleudert; der deutsche Schäferhundmischling namens Lucifer landete versengt und heulend vor ihren Füßen. Belzybub war noch in der Kabine; Dale und Lawrence packten Mike und Cordie, zogen sie zurück und betrachteten die beiden dunklen Schemen, die immer noch im wirbelnden Mahlstrom orangefarbener Flammen miteinander rangen.
    Dann hörten die Bewegungen auf, der ganze Laster brannte und erfüllte die Welt mit dem Gestank von schmelzendem Gummi und etwas ungleich Schlimmerem.
    Die sechs Kinder standen nebeneinander, inzwischen fast dreißig Meter weit - die schreckliche Hitze hatte sie zurückgetrieben-, schirmten die tränenden Augen ab und betrachteten staunend das Inferno. Hinten im Wald, irgendwo beim Getreidesilo, ertönte eine Sirene. Eine zweite heulte die Straße zur Müllkippe entlang.
    Cordie weinte und hielt ihren anderen Hund in den Armen. Der Schäferhundmischling hatte fast das gesamte Fell verloren. »Habt mein Versteck gefunden, was?« sagte Cordie schluchzend. »Habt mich nicht in Ruhe lassen können, hm?«
    Harlen wollte widersprechen, sie hätten nicht gewußt, daß sie auf der verdammten Müllkippe hauste, um Himmels willen, aber Mike legte ihm eine Hand auf die Brust, brachte ihn zum Schweigen und sagte: »Gibt es einen anderen Weg von hier weg? Wir müssen verschwinden, bevor die Feuerwehrfahrzeuge eintreffen.«
    Cordie deutete zum Maisfeld. »Wenn ihr auf den Schienen zurückgehen würdet, könnten sie euch sehen, aber wenn ihr etwa 'ne halbe Meile durchs Feld der Meehans da geht, kommt ihr etwa eine Viertelmeile oberhalb der Grange Hall auf die Oak Hill Road. Von dort könnt ihr zur Hard Road.«
    Mike nickte, weil er die Karte im Geiste vor sich sah. Sie rannten zum Stacheldrahtzaun, warfen die Fahrräder hinüber und fingen an zu klettern. »Kommst du nicht mit uns?« rief Dale Cordie zu.
    Die Sirenen waren jetzt nahe. Das Mädchen im weiten, schmutzigen Kleid, das immer noch den Hund trug, war auf den Müllberg geklettert. »Nn-nnn. Geht ihr nur!« Sie drehte sich um und spuckte in Richtung des gewaltigen Scheiterhaufens, der einmal der Abdeckereilaster gewesen war. »Wenigstens ist dieser Arsch endlich tot.« Sie verschwand hinter dem Berg aus Abfall und alten Autoreifen.
    Die Jungs schoben die Räder zwischen den Mais, als der erste Löschzug und seine Gefolgschaft rasender Pritschenwagen durch das zertrümmerte Tor gefahren kamen.
    Es war nicht leicht, die Fahrräder durch eine halbe Meile lockeren Boden zwischen zwei Meter hohen Mais-pflanzen hindurchzuschieben, die nur zwanzig Zentimeter auseinander standen, aber sie schafften es.
    Als sie die Oak Hill Road

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