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Sommer der Nacht

Titel: Sommer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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ohne ein Abschiedswort davon. Mr. Meyers rief ihnen nach, sie sollten die Fahrräder nicht auf dem Gehweg abstellen, es wäre eine Belästigung für die Fußgänger und obendrein ein Verstoß gegen die Stadtverordnungen, aber die Jungs waren schon die Broad Avenue hinaufgefahren und nicht mehr zu sehen.
    Mr. Meyers machte sich wieder daran, Inventur der staubigen Gegenstände auf den obersten Regalen zu machen, sah gelegentlich über die Straße und zum Park und betrachtete stirnrunzelnd die dunklen Wolken. Als er eine Stunde später Kaffeepause im Parkside machte, sprachen die Altvorderen in der hintersten Nische von Tornados.
    Mike wurde am Samstag mehrmals verhört: von Barney, vom County-Sheriff und sogar von der Highway Patrol, die zwei Polizisten in einem braunen Auto schickten.
    Der Sechstkläßler versuchte, sich das Puzzle vorzustellen, das der Sheriff und Barney zusammensetzen mußten - Duane McBride und sein Onkel starben unter mysteriösen Umständen, Mrs. Moon starb eines natürlichen Todes, aber ihre Katzen wurden niedergemetzelt, der Leichnam des Friedensrichters wurde fast - aber nicht ganz -bis zur Unkenntlichkeit verbrannt im Getreidesilo gefunden - mit durchgeschnittener Kehle, wie der Gerichtsmediziner feststellte, während der Leichnam von Congdens Freund Van Syke -bis zur Unkenntlichkeit verkohlt, aber am goldenen Schneidezahn zu identifizieren - aus der Kabine des ausgebrannten Abdeckereilasters gezogen wurde, der Van Syke und Congden gehörte. Der Kadaver eines nicht identifizierten Hundes war ebenfalls in dem Laster entdeckt worden.
    Klatsch und Tratsch in der Stadt präsentierten bereits Motive für die Morde; Congden und Van Syke hätten sich ergaunerte Profite aus den verschiedenen Schwindeln des Friedensrichters geteilt, ein Zwist zwischen Partnern des Verbrechens, ein brutaler Mord, dann ein Unfall mit dem Petroleum, mit dem Van Syke eindeutig das Silo Übergossen hatte, ehe er es in Brand steckte, der fliehende Mann zu ängstlich, den brennenden Laster zu verlassen, weil er befürchtete, am Schauplatz des Verbrechens erwischt zu werden, der explodierende Gestank...
    Am Samstag nachmittag hatten die Einheimischen für alles eine Erklärung, außer dem toten Hund ... Van Syke hatte Hunde gehaßt und nie einen auch nur in seiner Nähe geduldet, geschweige denn in seinem Laster. Dann kam Mrs. Whittacker in Betty's Schönheitssalon mit der offensichtlichen Lösung daher - J. P. Congdens großer Wachhund war vor ein paar Wochen verschwunden. Offenbar hatte der Tunichtgut Van Syke ihn gestohlen, und der Streit um den Besitz des Hundes war Teil des Streits, der zu dem grausamen Mord geführt hatte.
    Elm Haven hatte seit Jahrzehnten keinen richtigen Mord mehr gehabt. Die Stadtbewohner waren betroffen und aufgeregt - und besonders erfreut, da man nun den logischen Verantwortlichen für das Gemetzel an Mrs. Moons Katzen gefunden hatte.
    Nicht ganz sicher war, wie der Unfalltod von Pater Ca-vanaugh in dieses Bild paßte. Mrs. McCafferty erzählte Mrs. Somerset - die Mrs. Sperling mit der Information anrief -, daß der Priester immer ein wenig unausgeglichen gewesen sei, sich über seine eigene Weihe lustig gemacht habe und sogar so weit gegangen sei, das Automobil der Diözese, eine Leihgabe des Lincoln Mercury-Händlers in Oak Hill, als >Papstmobil< zu bezeichnen, wie Mrs. Mee-han beizusteuern wußte, die bei sämtlichen kirchlichen Ämtern aushalf. Mrs. Mäher vom Hilfskorps der Luthera-nischen Ladys erzählte Mrs. Meehan beim Methodistenbasar, daß es Fälle von Irrsinn in Pater Cavanaughs Familie gegeben hätte - er war schottisch-irischer Abstammung, und man wußte ja, was das bedeutete -, und es war ja schließlich allgemein bekannt, daß der junge Priester von einer großen Diözese in Chicago wegen eines merkwürdigen Vorfalls dort hierher strafversetzt worden war.
    Nun wußten alle, worum es sich bei diesem merkwürdigen Vorfall handelte: Er war ein Spanner, brach in die Häuser von Leuten ein und tötete wahrscheinlich als Bestandteil eines bizarren katholischen Rituals fremder Leute Katzen. Mrs. Whittacker erzählte Mrs. Staffney, die unter dem Siegel der Verschwiegenheit Mrs. Taylor einweihte, daß tote Katzen bei verschiedenen geheimen Ritualen der Katholiken eine Rolle spielten. Mrs. Taylor sagte, ihr Mann habe ihr erzählt, das Gesicht des jungen Priesters wäre vom scharfen Kühlergrill von Mr. McBri-des Laster eingedruckt und zerfetzt< worden - so seine Worte. Mr. Taylor hatte

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