Sommer der Sehnsucht
Sie ihm, dass ich mich morgen bei ihm melden werde.“
„Mach ich“, erwiderte Sue und ging mit schnellen Schritten zurück an ihren Arbeitsplatz.
„Wiki?“, fragte Bella, als Jesse ihren Arm nahm und mit ihr zu seinem Büro ging, das am Ende des großen und langen Raumes lag.
„Danny Wikiloa.“ Er öffnete ihr die Tür und schloss sie sofort, nachdem sie den Raum betreten hatten. Dann fuhr Jesse fort: „Wiki ist auch ein professioneller Ex-Surfer. Vor Jahren sind wir mal gegeneinander angetreten. Er hat sich bereit erklärt, für die Surfshow in zwei Wochen nach Morgan Beach zu kommen. Wollte mir einen Gefallen tun.“
„Ach ja“, murmelte Bella. „Seit Tagen reden die Leute von nichts anderem mehr als von dieser Show.“
Jesse schob die Hände in die Hosentaschen und beobachtete, wie Bella durch sein Büro schritt. Sie betrachtete jede Kleinigkeit und blieb vor jedem Strandfoto stehen, um es sich genauer anzusehen. Für seine Pokale und Trophäen hatte sie allerdings kaum einen Blick übrig. Dafür schien ein Familienfoto ganz besonders ihre Aufmerksamkeit zu erregen.
„Das wird bestimmt sehr nett“, sagte er und stellte sich neben sie. „Zehn der weltbesten Surfer werden einen ganzen Tag lang ihr Können unter Beweis stellen.“
„Du vermisst es, oder? Die Wettbewerbe, meine ich.“
Bis jetzt hatte er mit kaum jemandem darüber gesprochen. „Ja“, antwortete er ehrlich. „Ich liebe es einfach, zu gewinnen.“
Sie nickte. „Überrascht mich nicht. Alle Kings sind so, oder?“
„Absolut“, erwiderte er und sah Bella in die Augen. „Wir lieben den Wettbewerb und hassen es, zu verlieren.“
Sie hielt seinem Blick stand. „Man kann aber nicht immer gewinnen.“
„Das sehe ich anders.“
„Das meinst du wirklich so, oder?“
Er trat einen Schritt zurück und zeigte auf die Familienfotos. „Keiner von diesen Kerlen da ist für den zweiten Platz gemacht.“
„Manchmal hat man aber keine andere Wahl“, sagte Bella sanft.
„Man hat immer die Wahl, Bella.“ Jesse betrachtete ein Gesicht nach dem anderen, das auf dem Foto abgebildet war. „Die Kings haben für sich entschieden, dass die Leute, die verlieren, es deswegen tun, weil sie es nicht anders erwarten. Weil wir glauben, dass wir gewinnen werden, tun wir es auch.“
„So einfach ist das?“
Er sah zu ihr und merkte, dass sie ihn aufmerksam betrachtete. Ihre schokoladenbraunen Augen mit den langen schwarzen Wimpern wirkten, als würde diese Frau eine Menge Geheimnisse hüten, die er nur allzu gern gelüftet hätte. Sanft berührte Jesse ihre Wange. „Ich habe nie behauptet, dass es einfach ist. Trotzdem sollte man nie den Spaß an der Sache verlieren.
„Spaß ist dir wichtig, oder?“, fragte sie und trat zurück, um sich seiner Berührung zu entziehen. Um sich ihm zu entziehen.
„Klar“, entgegnete er und genoss das Kribbeln, das er immer noch spürte, nachdem er ihre Haut gestreichelt hatte. „Welchen Sinn macht das Leben, wenn du dich nicht daran erfreust? Warum zum Teufel sollte man überhaupt etwas tun, wenn man keinen Spaß daran hat?“
„Dann muss dir das, was du tust, ja sehr viel Spaß machen.“
„Natürlich“, sagte er schulterzuckend. „Ich hätte zwar nie gedacht, dass ich je Mr. Geschäftsmann werde, aber, hey, ich mache meine Sache gut.“
Sie blickte durch die Glasscheibe der geschlossenen Tür in das dahinter liegende Großraumbüro. „Ja, das glaube ich dir gern.“
„Jetzt zum Beispiel habe ich eine Menge Spaß. Denn wir sind tatsächlich einer Meinung.“
„Gewöhn dich erst gar nicht dran“, erwiderte sie nüchtern.
„Warum eigentlich nicht? Wir wären ein gutes Team, Bella.“
Sie lachte leise auf. „Wir sind alles andere als ein Team, Jesse.“
Da war er. Der richtige Moment. Jetzt war es an der Zeit, ihr ein Angebot zu machen. Bella war immer noch beeindruckt von seiner Firma, und sie empfand immer noch etwas Sympathie für ihn. Noch nie hatte Jesse sich so sehr ins Zeug legen müssen, um eine Frau auf seine Seite zu ziehen. „Aber wir könnten es. Denk einfach darüber nach. King Beach. Bella’s Beachwear . Die Verbindung wäre ein Traum.“
Sie sah ihn misstrauisch an. „Was für eine Verbindung?“
„Na ja, eigentlich wollte ich mit meinem Vorschlag noch warten. Aber was soll’s. Ich komme besser gleich zum Punkt.“ Er ging zu seinem Schreibtisch und lehnte sich dagegen. Durch das große Fenster hinter ihm schien die Sonne über Morgan Beach, und das Meer
Weitere Kostenlose Bücher