Sommer der Sehnsucht
wieder hatte ein King gewonnen.“
„Stimmt“, sagte er lächelnd. „Aber ich wollte dir etwas anderes über das Leben der verwöhnten Reichen erzählen.“ Jesse setzte sich auf die Lehne eines braunen Ledersessels und sah Bella an. „Justice hat eine Ranch, die etwa eine Stunde Fahrzeit von hier entfernt liegt. Er steht bei Tagesanbruch auf, kümmert sich um seine Herde, die Ställe und Zäune. Er hat sich auf die rein biologische Rinderzucht spezialisiert. Unser Cousin Adam hat auch eine Ranch, etwas weiter nördlich. Er züchtet Pferde und arbeitet zweimal so hart wie seine Cowboys.“
Bella runzelte die Stirn und tippte auf das Bild. „Und dieser hier?“
Jesse blickte auf, um zu sehen, wen sie meinte. „Ah, das ist unser Cousin Travis. Das ist übrigens der, der mit der wunderschönen Smaragdliebhaberin verheiratet ist.“ Jesse wies auf ein paar andere Bilder. „Und das sind seine beiden Brüder Jackson und Adam mit ihren Ehefrauen Casey und Gina. Beide haben zwei kleine Mädchen. Und ich habe gehört, dass Gina wieder schwanger ist.“
Er deutete auf ein weiteres Foto, das zwei Männer zeigte, die beide breit lächelten, und erzählte ihr, wer auf den anderen abgebildet war. „Das hier ist unser Cousin Rico mit seinem Bruder Nick in Ricos Hotel in Mexiko. Aus irgendwelchen Gründen waren ihre anderen Brüder bei dieser Reise nicht dabei. Da sind Nathan and Garret. Das war die Hochzeit irgendeiner Tante. Ihre Brüder Chance und Nash und Kieran sind auf dem anderen Foto und …
„Wie viele seid ihr eigentlich?“, fragte Bella verwundert.
„Duzende. Wahrscheinlich gibt’s überall welche, die wir noch gar nicht kennen!“ Jesse lachte. Offensichtlich fühlte er sich sehr wohl. „Ganz Kalifornien ist voll von Kings.“
„Das sind …“
„Sehr viele?“, unterbrach er lächelnd. „Du glaubst, es gibt zu viele Kings, die hier herumrennen?“
„Ich finde es wunderbar“, gab sie leise zu. Vor gerade mal einer Minute hätte sie Jesse noch vor Wut am liebsten in Stücke gerissen. Jetzt, da ihr Ärger verflogen war, wurde Bella von einer schmerzhaften Eifersucht erfasst, die ihr fast den Atem nahm. Sie konnte sich kaum vorstellen, wie es war, in einer großen Familie aufzuwachsen. Als Kind hatte sie sich nichts sehnlicher als richtige Eltern gewünscht. Oder Geschwister. Sie hatte sich nach jemandem gesehnt, der zu ihr gehörte und umgekehrt. Jesse ist tatsächlich sehr reich, dachte sie jetzt. Und Bella fragte sich, ob er wusste, dass nicht das Geld, sondern der Zusammenhalt den Reichtum seiner Familie ausmachte.
Jesses Lächeln verblasste. „Alles in Ordnung?“
Bella nickte und zeigte auf ein anderes Foto. Sie wollte nicht über sich reden. „Wer ist das?“
„Mein ältester Bruder Jefferson. Er leitet die King-Studios. Er produziert Filme und treibt sich selbst in den Wahnsinn, weil er niemandem vertraut und immer alles alleine macht.“
„Wie viele Brüder hast du denn?“ Bella sprach jetzt so leise, dass es fast wie ein Flüstern klang. Und ihr gelang es nicht, den sehnsüchtigen Unterton zu verbergen.
„Drei“, antwortete er sanft.
„Drei Brüder. Und so viele Cousins … Wer ist er?“, fragte sie und zeigte auf ein anderes Bild. „Der Marine?“
Jetzt lächelte Jesse wieder. „Mein Bruder Jericho. Da hast du deinen faulen verwöhnten Kerl. Er ist Hauptfeldwebel, weil er keinen Funken Ehrgeiz hatte, Offizier zu werden. Er sagt, er sei lieber ein echter Soldat bei den echten Marines, und war schon bei zwei Einsätzen dabei“, erzählte Jesse und fuhr besorgt fort: „Er bereitet sich gerade auf seinen dritten Einsatz vor.“
Seufzend verschränkte Bella die Arme vor der Brust und blickte den Mann an, der immer noch viel zu viel Raum in ihren Gedanken einnahm. Jesse King war nicht der Mann, für den sie ihn gehalten hatte. Seine ganze Familie war anders, als sie erwartet hatte. Sie alle arbeiteten offensichtlich hart. Rancher, Marines … Und alle schienen sie ein so enges Verhältnis zueinander zu haben, dass Jesse sogar die Familienfotos in seinem Büro aufhängte.
Sie beneidete ihn darum, um die Geborgenheit und die Liebe, die ihm seine Familie gab. Wie fühlt man sich wohl, wenn man weiß, dass immer jemand für einen da ist, fragte sie sich im Stillen.
„Bella? Geht’s dir gut?“
„Ja“, sagte sie und sah ihn an, während er sie skeptisch musterte. „Du überraschst mich nur. Das ist alles.“
„Warum? Weil ich eine Familie habe?“
„Nein. Weil du
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