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Sommer in Lesmona

Sommer in Lesmona

Titel: Sommer in Lesmona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalene Marga; Pauli Berck
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mich auf, das ist
ausgeschlossen, aber vielleicht ärgert es ihn ebenso wie den großen
Bernhardiner, der den Knochen selbst gar nicht fressen will, aber auch nicht
will, daß der Schäferhund damit spielt. Also nun sollten wir alle von Rudi
fotografiert werden. Rudi baute uns auf: 11 Personen. Ich sollte hinten iii der
Mitte neben Elsa Lindequist stehen. Während Rudi unter dem schwarzen Tuch und
beim Einstellen war, lachten und flüsterten Elsa und Putlitz die ganze Zeit.
Ich ahnte nicht, weshalb. Als Rudi nun die Platte einschiebt, steht plötzlich
Putlitz neben mir. Er hatte mit Elsa gewechselt. Rudi merkte es gar nicht und
machte dann die Aufnahme. Am anderen Tag ist das Bild entwickelt, und da sieht
er, daß nicht nur Putlitz neben mir steht, sondern daß er mich auch ansieht.
Rudi war wütend. Ich sagte, es sei doch ein Witz, eine Albernheit, und
er könnte sich doch nicht darüber ärgern. Plötzlich nimmt er meinen Arm
und kneift mich. Es sah sehr bald blau aus. Als ich es Rudi am anderen Tag
zeigte, tat es ihm sehr leid, und er sagte, er hätte eingesehen, daß ich gar
nichts mit der Sache zu tun gehabt hätte. Ich sehe so viele gute und auch edle
Züge an Rudi, z.B. wie er zu armen Leuten ist und wie rührend er von seiner
verstorbenen Mutter spricht. Ich fühle jeden Tag mehr, daß ich ihn lieben
könnte. Es ist nur der eine Punkt: ich vermisse seine Wärme und Liebe.
    Hoffentlich geht es Dir und Baby weiter
gut.
    In inniger Liebe
    Deine Matti
     
     
    Kreuth, 19. August 95
    Meine liebe Einzige!
    Wie froh bin ich, daß es Dir gut geht!!
Und nun willst Du weiter alles wissen.
    Mit Rudi und Putlitz ist es oft
schrecklich peinlich, und zwar fühlt Rudi sich von Putlitz beobachtet. Das ist die ganze Sache! Putlitz legt ihn oft herein. Heute sagte er beim Tee, als
von Perlen die Rede war und deren heutigem Wert: «Ja, es gibt auch Menschen,
die fischen sich eine Perle und ahnen gar nicht, wie wertvoll sie ist — das sind
die blinden Menschen!» Jeder ahnte, an wen er dachte. Er sagt diese
Dinge so im allgemeinen, daß Rudi nie eine direkte Antwort geben kann.
    Wir leben unser Kreuther Leben, und es
ist wenig zu erzählen. Ich gehe gehorsam seine Wege mit und bin unter seinem
Willen. Von hier aus fährt et nun das zweite Mal in diesem Jahr nach Italien.
Er will am 22. hier weg. Ob er sich hier glücklich fühlte — unter den Augen der
Eltern — , weiß ich nicht. Jedenfalls bin ich nicht glücklich, aber ich bin
ganz in seiner Macht, und Du sagst ja, daß diese Macht auch Liebe ist.
    In inniger Liebe
    Deine Matti
     
     
    Bad Kreuth, den 25. August
    Meine liebe Einzige!
    Nun rückt unser Wiedersehen in Hannover
schon näher!! Wir denken, ungefähr am 5. September in Hannover zu sein. — Gestern
waren wir in Tegernsee, und ich kaufte für Baby ein süßes weißes Wolljäckchen
und schickte es Dir gleich von dort aus. Es muß doch ein wunderbares Gefühl
sein, so ein kleines Lebewesen bei sich zu tragen. Sicher bekommt es Deine
braunen Augen. Wir wollen wieder, wenn ich bei Euch bin, nach Herrenhausen
fahren und in die Eilenriede und da Spazierengehen. Das mochten wir alle drei
doch so gern! Ich bin dann zum dritten Mal in diesem Jahr bei Euch. — Also Rudi
ist nun weg. Ich brachte ihn mit dem «St. Johannser» (das ist der alte Kutscher
seit 10 Jahren) nach Tegernsee. Als der Zug weg war, überkam mich ein so
sonderbares Ahnungsgefühl, und ich dachte: «Wo wird er nun hingehen???» Aber
dann fuhr ich froh und erleichtert nach Kreuth zurück. — Heute schreibt Karl Br.,
daß er und Max Georgi unsere Nachtmusik in die Hand nehmen werden, es sind
schon 42 Unterschriften, und ob es uns recht wäre, wenn sie Ende Oktober in
unserem Hause stattfinden würde. Ich dachte: «Das auch noch», aber natürlich
habe ich sofort hocherfreut gedankt, und wir haben sie für Sonnabend, den 26.
Oktober, festgesetzt.
    Glaubst Du, daß Ihr dafür noch kommen
könnt?? Er wäre zu schön.
    In großer Liebe
    Deine Matti
     
     
    Kreuth, den 1. September 95
    Meine liebe Einzige!
    Gestern hatte ich doch ein Erlebnis,
das mich aufwühlte und von dem ich Dir schreiben muß. Ich hatte nachmittags
geschrieben und war nicht mit den anderen spazierengegangen. Nachher setzte ich
mich, wie fast täglich, um 6½ auf die Bank vor der Kapelle, wo ich Tina immer
treffe. Es ist seit langen Jahren unser Rendezvousplatz, und wir fangen dort
die letzten Sonnenstrahlen auf. Tina kam aber nicht, und statt dessen kam
Putlitz. Er fragte sehr

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