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Sommer in Lesmona

Sommer in Lesmona

Titel: Sommer in Lesmona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalene Marga; Pauli Berck
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wirklich bis dahin
nur wie im Traum gelebt. Ich hatte in all dem Glück auch nie an die Zukunft
gedacht. Wir setzten uns auf die Bank, und ich will mir nur Mühe geben, es
alles richtig zu wiederholen.
    Er fing damit an, weshalb er mir noch
nie gesagt hätte, daß er mich liebte. Das wollte er mir jetzt erklären. In
England würden ihnen gleich als kleinen Jungens gewisse Grundsätze
eingehämmert. Ein Junge sollte lieber zehnmal sagen: «I believe» oder «I think so» als «yes» sie sollten nie etwas schwören, wenn sie es nicht gleichzeitig auch vor Gott schwören könnten,
und nie Superlative gebrauchen, wenn man mit dem Positiv auskommen könnte. Er
hätte schon viele Mädchen geküßt und noch nie einer gesagt, daß er sie
liebte. Er hätte alle sofort wieder weggeworfen und vergessen, und sie hätten
ihm nichts bedeutet. Diese Liebe zu mir hätte ihn ganz umgeworfen, und
er hätte auf einen ganz stillen Tag gewartet, um mir alles zu sagen. Da stand
er auf und zog mich an beiden Händen zu sich hinauf. Er hielt meinen Kopf mit
seinen Händen fest, küßte mich auf den Mund und sagte: «So, nun will ich dir
jetzt schwören, daß ich dich liebe!» — Schöner, ernster und feierlicher könnte
es kein Mann aussprechen.
    Nun setzten wir uns wieder hin, und er
sagte: «Siehst du, ich muß jetzt in fünf Tagen weg, und da muß ich es dir doch
alles vorher sagen. Ich verdiene jetzt 20 £ im Monat, das sind 400 M deutsches
Geld, und dann habe ich die Zinsen von dem Teil meines Erbteils, das mein
Schwager mir ausgezahlt hat. Unser übriges Erbteil hat er von meinen Brüdern
und mir in unserem alten Geschäft «Roesner Brothers» behalten und rückt nicht
damit heraus. Natürlich wird er es eines Tages müssen. Meine Schwester ist ganz
in seiner Hand, sie ist lieblos zu uns, und keiner von uns Brüdern geht mehr zu
ihnen hin. Ich habe jetzt eine gute Stelle durch Onkel Christian Berck und kann
da weiterkommen. So für mich allein kann ich natürlich sehr gut leben, aber
London ist sehr teuer, und bis ich dir eine Existenz schaffen kann, wie du sie
als Minimum haben müßtest, würden mindestens fünf Jahre vergehen.» Er
stand plötzlich auf und wühlte mit dem Fuß einen dicken Stein aus der Erde, den
er dann mit einem großen Schwung den Abhang herunterschleuderte. Dazu sagte er:
«Ich will kein Geld von deinem Vater haben.» Ich fragte: «Dachtest du eben, der
Stein wäre mein Vater, als du ihn herunterwarfst?» «Nein», sagte er, «aber ich
dachte, es sei sein Geld. Daisy, ich weiß, daß es ein ungeheuerliches Verlangen
von mir ist, dich fünf Jahre auf mich warten zu lassen. Für mich bedeuten fünf
Jahre nichts, wenn ich die Aussicht habe, daß du dann meine Frau wirst.»
    Liebste Bertha, ich war so erschüttert
und so furchtbar erschrocken, daß ich gar nichts sagen konnte. «Ja, siehst du»,
sagte er, «ich sehe dir an, wie es dich erschreckt hat, es gibt hier aber nur
ein ‹Entweder — Oden.» Er setzte sich zu mir und küßte mich, und ich sagte:
«Wie furchtbar ist es, daß diese glückliche Zeit nun so schrecklich enden muß.»
«Ja, Daisy», sagte er, «es war vielleicht zu schön, und nun sage mir, ob
du warten willst.»
    Es kam eine solche Qual über mich und
die Angst vor Papa und vor allen Kämpfen, daß ich sagte: «Percy, es ist eine
furchtbare Frage, und ich glaube, daß ich fünf Jahre nicht warten kann. Papa
würde außer sich sein, und denk mal, du dort und ich hier, wir sehen uns dann
nie, und dann wird es vielleicht zum Schluß so wie mit Georg und Elly, die fünf
Jahre getrennt sind und sich jetzt nur heiraten, weil sie nun mal so lange
gewartet haben. Ich glaube wirklich, daß ich es nicht kann. Du bist so jung und
wirst mich doch hoffentlich bald vergessen, es gibt doch so viel viel schönere
Mädchen, als ich es bin.» Da sagte er: «Daisy, das sagst du fortwährend, und
das ist richtig dumm von dir. Man liebt doch ein Mädchen nicht nur, weil es
schön ist. Ich liebe dich, weil du Daisy bist, und die gibt es auf der ganzen
Welt nicht wieder. Siehst du, zuerst verliebte ich mich in das, was du
sagtest und wie du es sagtest, in die Art, wie du Onkel Herbert die
Wahrheit ins Gesicht sagtest, und wie du ihn anlogst, und dann erst verliebte
ich mich in deine Augen und deinen Mund und in alles andere.» Nun lag ich
schluchzend an seiner Brust, und er war ganz außer sich, daß ich so unglücklich
war.
    Liebe Bertha, von dieser Stunde an war
es mit meinem Glück zu Ende, innerlich war ein

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