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Sommer in Lesmona

Sommer in Lesmona

Titel: Sommer in Lesmona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalene Marga; Pauli Berck
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auch z. B. durch neue Eindrücke oder Abwechslung ablenken. Die
Tage mit Anna Quentell und deren Geschichten haben mir schon gut getan.
    Und Du, mein Engel? Du denkst nun schon
an Aussteuer, und wie süß ist es von Dir, daß ich alles mit besorgen soll.
Onkel H. ist einfach rührend mit mir. Er merkt natürlich, daß ich traurig bin,
und war jetzt drei Tage ganz draußen, damit er mit mir reiten könnte, und
nachmittags fuhren wir nach Blumenthal zu Wätjens und nach Sandeck zu Melchers.
Aber nun ist in drei Tagen alles aus. Schreibe darum wieder bitte nach Bremen.
    In großer Liebe
    Deine Matti
     
    PS.
    Nun habe ich nicht mal ein Foto von
ihm!! Von mir hat er sechs mitgenommen — von Feilner nachbestellt und hier aus
Großmutters Album drei. Als ich ihn bat, sich fotografieren zu lassen, sagte
er, das möchte er nicht. Er fände es albern, wenn ein Mann sich fotografieren
ließe!
     
     
    Bremen, August 94
    Liebe liebste Bertha!
    Georg und Elly sind nun täglich hier im
Hause. Ich habe Georg nie nahegestanden und tue es auch jetzt nicht. Elly ist
reizend zu mir. Sie sieht ja himmlisch aus, aber mit ihr und Georg ist irgend
etwas nicht in Ordnung. Gestern schrieb ich rasch eine Postkarte in der Veranda.
Die Tür zum Wohnzimmer war auf, und plötzlich hörte ich, wie Papa zu Georg
sagte: «Ich will unter keinen Umständen, daß Marga irgend etwas davon hört, sie
ist noch ein ganzes Kind. Wir hoffen fest, daß noch alles gut wird.» «Na»,
dachte ich, «das ist die große Liebe, die fünf Jahre ausgehalten hat.» Mama
weinte viel in diesen Tagen, und sie tat mir schrecklich leid. Aber plötzlich
war dann alles in Ordnung, wenigstens äußerlich. Von Percy höre ich nichts. Du schreibst, wenn ich innerlich eine solche Abwehr gegen die fünf Jahre hätte,
dürfte ich nicht gegen mein eigenes Denken und Fühlen handeln. Immer verstehst
Du mich, Du Liebe, Gute. Ich ersehne jetzt einen Brief von Dir.
    In Liebe
    Deine Matti
     
     
    Bremen, August 94
    Meine liebe Bertha!
    Gestern kam solch intensiver Brief von
Dir mit so vielen Erinnerungen, Fragen und so vieler Anregung, daß ich Dir
gleich heute antworten will. Es tut mir sein leid, daß Dein John
Schwierigkeiten hat mit dem Hannov. Courier und mit seinem alten Vater. Aber
ich denke wie Du, daß er so viel Energie und Überlegenheit besitzt und alles
meistern wird!
    Daß Du den wilden «Ebo» heimlich nach
Tisch reitest, wenn Deine Eltern schlafen, hat mich gleichzeitig mit Angst und
Bewunderung erfüllt. Ich brächte den Mut nicht auf, dieses wirklich wilde Biest
zu besteigen. Daß der Inspektor wegsah, als Du hoch zu Roß aus dem Stall kamst,
und Dir abends unter vier Augen eine kleine Standpauke hielt, finde ich
furchtbar anständig von ihm. Ich kann Dich nur bitten, keine einsamen Wege zu
reiten. Sollte Dir mal was passieren, wärest Du doch verloren. Du schreibst, Du
wärest nie so glücklich wie auf einem Pferderücken, und in der freien Natur
wäre es tausendmal schöner als im Bürgerpark. Das letztere dachte ich täglich
in Lesmona. Aber daß ich am glücklichsten auf dem Rücken eines Pferdes bin,
kann ich doch nicht sagen. Als wir letzten Winter auf Schlittschuhen ins
Blockland liefen, da dachte ich, daß dieses Dahinsausen auf dem glatten Eis — an
einsamen verschneiten Dörfern und am märchenhaften St. Jürgen vorbei, das
Schönste wäre, was es gäbe. Und als Percy mich dann auf der Lesum ruderte, fand
ich dieses wieder am schönsten. Da war ein Morgen Ende Mai, der so ganz
besonders göttlich war. Wir ruderten nach Vegesack zu, alles war von Licht und
Sonne erfüllt, ein leichter Wind war in der Luft, auf dem Wasser und in unseren
Gesichtern. Es war eine so strahlende Ruhe, und es ist schade, daß ich Dir all
die Schönheit des Dahingleitens auf dem Fluß nicht besser schildern kann. Als
ich dann aber mit Percy tanzte, und er mich nachher küßte, und ich so ganz in
Seligkeit ertrank, da dachte ich, alles andere wäre doch nichts gegen dieses. —
    Du fragst nun, ob ich endlich die
Mohnblume nach der Vorlage von Fräulein Philippi fertiggemalt hätte. Ja — das
habe ich, und sie ist natürlich scheußlich geworden. Erstens habe ich kein
Talent, und dann kann ich Mohnblumen nicht ausstehen. Sie sind so schlapp und
müde und in der Vase nach einem Tag verblüht. Hast Du denn die Pfirsiche am
Spalier schon gemalt, oder sind sie noch nicht soweit? Mit dem Malen ist es bei
mir ähnlich wie mit der Musik. Ich kann eben nur das wirklich gut machen, was
ich

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