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Sommer in Lesmona

Sommer in Lesmona

Titel: Sommer in Lesmona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalene Marga; Pauli Berck
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Riß. Fünf Jahre warten, ohne ihn
zu sehen, wie furchtbar! Inzwischen die Kämpfe mit Papa, immer herumreisen, — Du
in Hannover, — und Bremen ist doch leer ohne Dich, und immer diese Angst vor
den fünf Jahren. Er war ja so zauberhaft zärtlich zu mir und sagte, ich sollte
mich beruhigen, wir wollten an die Lesum herunter. Es war ein sehr heißer Tag,
und ich wollte im Badehaus baden. Percy schwamm noch ein zweites Mal draußen.
Nach dem Bad saßen wir zusammen auf den kleinen Sesseln vorm Badehaus und sahen
ins Wasser. «Ja, siehst du,» sagte er, «so wie die Wellen strömt auch unser
Leben immer weiter — aber wohin werden wir getrieben?»? —? —
    Wir gingen dann nachher sehr still und
Arm in Arm wieder hinauf. Diese letzten Tage sind ganz entsetzlich. Du bist so
weit weg, und ich sitze dann nach seiner Abreise hier allein mit Onkel H. und
Max. — Daß ein so schöner Traum so enden muß!
    Es umarmt Dich
    Deine unglückliche Matti
     
     
    Lesmona, Sonnabend, Juni 94
    Liebe einzige Bertha!
    Was könnte ich jetzt Besseres tun, als
Dir schreiben? Er ist heute morgen abgereist, und ich bin gänzlich gebrochen.
Gestern abend haben wir uns im Mondenschein in Nizza Lebewohl gesagt. Er hat
nachher noch unseren Lieblingswalzer «G’schichten aus dem Wiener Wald»
gespielt, singen wollte er nicht mehr — und dann plötzlich nach zehn Minuten
macht er doch das Klavier wieder auf und singt den Song, nach welchem er
mich damals zum ersten Mal küßte:
     
    «Just
one girl in the world for me.
    There
may be others you know,
    But
they’re not my pearl!»
     
    Ja, es fehlen mir die Worte, um diese
lastenden Stunden zu beschreiben. Heute nach dem Frühstück steckte er mir einen
kleinen Brief zu und sagte: «Lies ihn in Nizza.» Dann fuhr er mit Onkel H. weg.
Ich ging sofort nach Nizza und las da diese Worte:
     
    «Sonnabend
    Daisy,
meine süße Daisy!
    Wenn
Du dies liest, bin ich von Dir weg, und ich weiß, daß Du traurig bist, und es
quält mich, daß ich Dir Kummer mache. Wir wollen beide an alles Glück dieser
Wochen denken! Ich danke Dir für alles, und wenn Du unglücklich bist, so denke,
daß ich Dich zu jeder Stunde und zu jeder Minute küsse — - -
    Und
nun schiebe mal die mittlere Bank ab, auf der wir immer saßen. In der Mitte der
Graswand ist ein Stein gelockert, und damit Du ihn gleich findest, habe ich ein
Stück weißes Papier drüber gesteckt. Den Stein zieh heraus, und dann findest Du
etwas, was ich Dir schenke. Ich nehme Dich in die Arme und sage Dir, daß ich
Dich liebe.
    Dein Percy.»
     
    Aufgelöst vor Liebe und Kummer zog ich
den Stein heraus, fand einen kleinen Kasten von Wilkens und darin ein goldenes
Kettenarmband, am Verschluß ein kleines goldenes Herz, das ich öffnete. Darin
war eingraviert «Lesmona». Das Armband darf ich ja jetzt nicht tragen, weil
Onkel H. es sehen würde. Ich trage es an einem seidenen Faden um den Hals, und
es ruht an meiner Brust. Später sage ich den Eltern, ich hätte es von Dir und
John.
    Nun schreibe mir bald und tröste mich.
    In inniger Liebe
    Deine Matti
     
     
    Sonntag, Juli 94
    Lesmona
    Liebe liebste Bertha!
    Onkel Herbert ist weggeritten — ich
kann nicht mit, weil ich zu elend bin, und ich will Dir nun alles schreiben. Am
besten ist es, ich lege Dir meinen Brief an Percy, den ich als Kladde schrieb,
mit ein. Darauf siehst Du alles.
     
    «Mein
lieber lieber Percy!
    Nun
bist Du schon über eine Woche weg, aber ich bin noch ebenso unglücklich. Welche
Worte soll ich finden, die gut und zärtlich genug sind, damit Du mich verstehst
und mir nicht zürnst! Deine beiden ersten Briefe brachte mir boy Fritz mit
dummem Grinsen, und ich hätte ihn gern mit der Peitsche dafür durchs Gesicht
geschlagen. Deinen dritten Brief brachte heute Heinrich beim ersten Frühstück
herein mit der anderen Post, die er wie immer sonntagmorgens an Onkel Herbert
gab, der sie verteilte. Onkel H. gab mir Deinen Brief. Nach dem Frühstück sagte
er: ‹Marga, bitte komm in mein Arbeitszimmer›, und er rollte die Schiebetür
hinter mir zu. Er war aufgeregt und fing an: ‹Ich habe dir heute morgen einen
Brief von Percy gegeben, und wahrscheinlich war es nicht der erste. Ich habe
erst in den letzten Tagen gemerkt, daß der arme Junge eine ganz große,
ernsthafte Liebe für dich hat, und wahrscheinlich bist du auch nicht
unbeteiligt?» Ich: ‹Wie kann ich denn unbeteiligt sein, wenn ich hier lange
Wochen mit einem so bezaubernden Jungen zusammen bin, der in mich verliebt

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