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Sommer in Venedig

Sommer in Venedig

Titel: Sommer in Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joleen Carter
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Uhr klopfte es an Rebeccas Zimmertür.
Erschrocken fuhr sie aus ihrem Bett hoch. Sie hatte sich nur ein wenig ausruhen
wollen von der harten Arbeit und von ihren schmerzlichen Gedanken. Sie wollte
niemanden sehen, schon gar nicht Gregorio. Sicher kümmerte sich Emilia heute
Abend schon um ihn. Ihre Gedanken begannen sich zu verselbständigen, als es
erneut kräftig klopfte.
    »Signorina, ich bin es.« Signor Savera klopfte
persönlich an ihre Tür? Beeindruckt ging Rebecca zur Tür und öffnete sie einen
Spalt breit.
    »Hätten Sie vielleicht die Güte, mich
einzulassen? Oder haben Sie schon vergessen, dass auch dieses Zimmer mir gehört?«,
scherzte er. Sie hatte ihn noch nie scherzen hören und bis eben hätte sie sogar
geschworen, dass er das nicht konnte.
    »Certo, natürlich!« Sie öffnete die Tür ganz. Mit
einem leisen »Permesso« trat er ein und sah sich um.
    »Na wenigstens scheinen Sie eine ordentliche
Person zu sein«, sagte er. »Aber das sagt man ja den Deutschen sowieso nach«, fügte
er hinzu und setzte sich auf einen der beiden Stühle. »Zum Glück kennt er die
WG meines Bruders nicht. Dann müsste er sein Weltbild noch einmal neu überdenken«,
dachte sie.

 
    »Es ist spät. Was kann ich für Sie tun?«, fragte
sie stattdessen. Signor Savera sah den Koffer in der Ecke stehen. Darauf eine
Papierrolle.
    »Ist das von meinem Sohn?« Er zeigte auf die
Rolle. Rebecca nickte. »Ja, er hat mir die Zeichnung geschenkt. Als Erinnerung
an unseren ersten gemeinsamen Ausflug.«
    »Darf ich es sehen?« Bittend sah er sie an.
    »Gern!« Sie reichte ihm die Rolle. »Allerdings
weiß ich nicht, ob ich damit in Gregorios Sinn handle. Soweit ich weiß, zeigt
er seine Bilder nicht herum.«
    »Vermutlich, weil sich sowieso nie jemand dafür
interessiert hat«, schnaubte Signor Savera. Er entrollte das Papier und sah
sich die Zeichnung lange an. Dann rollte er sie wieder zusammen, nickte
anerkennend und gab sie Rebecca zurück.
    »Ich habe nachgedacht. Über alles, was Sie mir
erzählt haben, habe ich mir Gedanken gemacht. Leider habe ich in diesem Moment
noch keine Lösung parat. Das Einzige, was ich Ihnen auf die Schnelle anbieten
kann, ist, Ihnen entweder einen Flug nach Berlin für morgen früh zu buchen, mit
der Garantie, dass Sie von mir persönlich ein erstklassiges Arbeitszeugnis
erhalten werden.«
    Rebecca war gerührt. Es steckte offenbar mehr
hinter der harten Schale des Italieners, als sie vermutet hatte.

 
    »Oder«, fuhr er fort. »Ich lasse Sie noch heute
Nacht mit meinem Privatjet nach Rom ausfliegen. Ich habe mit meiner Tochter
Mariella telefoniert und ihr flüchtig die missliche Lage erklärt, in der Sie
sich derzeit befinden. Wie Ihnen Gregorio möglicherweise erzählt hat, verfügen
wir über weitere Hotels. Eins davon befindet sich in Rom. Meine Tochter und ihr
Mann haben vor ein paar Jahren die Leitung dort übernommen. Da Sie morgen und übermorgen
sowieso frei haben - vorausgesetzt, ich bin richtig informiert - dann könnten
Sie sich dort ein wenig umsehen, und ab Dienstag eben dort als Zimmermädchen
weitermachen. Dann wären Sie weiterhin in Italien, aber fort von Signorina
Emilia. Und auch mein Sohn bekäme so Gelegenheit, sich darüber klarzuwerden,
wie er sich sein zukünftiges Leben vorstellt. Er ist achtundzwanzig. Es wird
Zeit. Denn wenn er weiß, was er will, dann muss sich auch seine Mutter nicht
mehr um seine Zukunft kümmern. Non è così? Ist es nicht so?«
    Er zwinkerte Rebecca verschwörerisch zu. Sie
nickte dankbar.

 
    »Sehr gern würde ich nach Rom fliegen«, sagte
sie. »Ich möchte doch noch gar nicht nach Deutschland zurück. Was sollte ich
meiner Familie auch sagen? Niemand würde mir glauben, denn alle wissen, dass
ich schon seit Jahren davon geträumt habe, dieses Land kennenzulernen.«
    »Va bene, also schön! Dann lassen Sie uns keine
Zeit verlieren. Da ich mir Ihrer Antwort fast gewiss war, habe ich bereits
alles vorbereiten lassen.« Er schien erleichtert.
    »Aber ich habe mich gar nicht von Ariana und
Matteo verabschiedet?« Sofort traten ihr wieder Tränen in die Augen. »Sie waren
so freundlich zu mir. Sie haben mich vom ersten Tag an in ihrer Mitte
aufgenommen, haben immer zu mir gehalten, waren immer für mich da.«
    »Ich verspreche Ihnen, dass ich sie zu mir rufen
werde, sobald Sie fort sind. Ich werde ihnen die Umstände erklären. Und wenn
die Beiden es wünschen, werde ich auch gerne Nachrichten an Sie weiterleiten
oder ihnen eine Telefonnummer

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