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Sommer in Venedig

Sommer in Venedig

Titel: Sommer in Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joleen Carter
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lief rot an und
wollte schon nach dem Telefonhörer greifen, als Rebecca ihn mit einer Geste bat
innezuhalten.
    »Das ist gar nicht das Problem«, sagte sie. »Das
Problem ist, warum sie es tut. Sie möchte damit bewirken, dass ich abends zu müde
bin, mit Gregorio auszugehen. Sie möchte mehr Zeit haben, um ihn ganz für sich
zu gewinnen. Wenn ich sie richtig verstanden habe, dann hatte sie eine Affäre
mit ihrem Sohn, bevor ich hier anfing zu arbeiten.«
    »Das mag sein«, unterbrach Signor Savera sie. »Er
ist ein junger Mann. Und er ist mir - zumindest optisch - ganz gut gelungen.«
Er lächelte selbstgefällig.
    »Zweifellos ist er das. Warum nur sehen Sie nie,
wie wunderbar er auch von innen ist?«
    »Das ist ganz einfach, Signorina Hauser. Ich sehe
es an dem, was er finanziell am Monatsende für mich erwirtschaftet hat. Und das
ist meilenweit entfernt von dem, was ich in seinem Alter geleistet und
aufgebaut habe.«
    »Aber er ist nicht wie Sie.«
    »Das kann man wohl sagen«, schnaubte er verächtlich.
    »Er ist anders, aber keinesfalls schlechter! Er
ist mitfühlend und warmherzig.«
    »Pah, als ob man damit Geld verdienen könnte!«
    »Haben Sie eigentlich jemals seine Zeichnungen
gesehen, Signor Savera?«
    »Was für Zeichnungen? In seiner Jugend hat er ständig
rumgeträumt und alles Mögliche gemalt. Aber es war nicht von Wichtigkeit für
mich. Ein Kinderspleen. Als einziger männlicher Hotelerbe sollte er ganz andere
Dinge beherrschen.«
    Rebecca seufzte. »Das ist alles so furchtbar, was
ihm hier widerfährt. Ich kann es nicht mehr ertragen, das mit anzusehen. Alles
in seinem Leben scheint schon von anderen verplant zu sein. Er hat gar keine
Chance sich zu entfalten.« Missbilligend schüttelte sie den Kopf.

 
    »Nun jedoch zurück zu meinem eigentlichen Grund:
Signorina Emilia hat mir unmissverständlich klargemacht, dass Ihre Gattin,
Signora Ilaria, ihr Gregorio versprochen hat. Offenbar ist Ihre Frau mit der
Arbeitsleistung Emilias sehr zufrieden. Sicher ist sie gebürtige Venezianerin,
keine dahergelaufene Ausländerin. Kurz und gut: Es ist unter den beiden bereits
ausgemacht, dass sie einmal Gregorios Frau werden soll, damit sie gemeinsam
irgendwann dieses Hotel weiterführen können. Dem möchte ich nicht im Wege
stehen. Ich teile die Meinung von Signorina Emilia insofern, als dass auch ich
denke, dass ihre Bemühungen, ihn erneut in ihr Bett zu locken,
erfolgversprechender sein werden, wenn ich nicht mehr da bin.«

 
    Obwohl Rebecca sich fest vorgenommen hatte,
sachlich zu bleiben, liefen ihr nun erste Tränen durchs Gesicht.
    »Mi scusi, Signor! Entschuldigen Sie! Da ich, wie
schon erwähnt, ehrliche Gefühle für Ihren Sohn hege, ist ein wenig Trauer an
dieser Stelle wohl menschlich.«
    Signor Savera reichte ihr ein Stofftaschentuch
mit Hotelemblem, das er aus einer seiner Schubladen angelte. Nachdenklich sah
er sie an.
    »Heißt das, Sie möchten vorzeitig nach
Deutschland zurückkehren?«
    Rebecca schnäuzte sich. »Von wollen kann gar
keine Rede sein. Ich liebe es, hier in Italien zu sein. Ich liebe die
Herzlichkeit der Menschen, die alten Bauwerke, dieses Hotel ... und Ihren Sohn!«
Neue Tränen bahnten sich einen Weg auf ihre Bluse.

 
    Signor Savera kratzte sich am Kinn, fuhr sich mit
der Hand durch sein graumeliertes Haar - genauso, wie Gregorio es zu tun
pflegte - und sagte schließlich: »Dass meine Frau derartige Versprechen abgibt,
traue ich ihr durchaus zu. Genauso ist es mir mit ihr ergangen. Es geht Sie
zwar nichts an, Signorina, aber im Nachhinein bin ich nicht glücklich mit
dieser Entscheidung. Wenngleich sie zweifellos die perfekte Haushälterin
abgibt. Ich denke, Sie verstehen, was ich meine.«
    Rebecca nickte.
    »Ich muss nachdenken«, sagte er dann. »Ich werde
jemanden schicken, wenn ich zu einem Ergebnis gelangt bin.«
    Damit stand er auf und Rebecca wusste, dass sie
seine Zeit genug in Anspruch genommen hatte.
    »Ich danke Ihnen sehr dafür, dass Sie mich angehört
haben«, sagte sie, knickste und ging.

 
    Wie auch immer Signor Saveras Entscheidung
ausfiel, Rebecca würde anfangen, ihren Koffer zu packen, und zwar sofort! Sie
wollte Gregorio auf keinen Fall mehr sehen. Er sollte ihr in guter Erinnerung
bleiben. Sie brauchte keine Entschuldigungen und Ausflüchte von ihm. Es war
nicht seine Schuld. Sein Stand in der Familie ließ ihm keine Wahl. Rebecca
wollte es weder ihm noch sich selbst schwerer machen, als es ohnehin schon war.

Kapitel 19

 
    Gegen 21

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