Sommer in Venedig
nennen, unter der sie Sie erreichen können.
Vorausgesetzt, Sie mögen mir Ihre Nummer mitteilen.«
»Natürlich! Sehr gern!«
»Na, dann lassen Sie uns keine Zeit mehr
verlieren. Ausnahmsweise werde ich persönlich Ihren Koffer tragen. Wie man ja
weiß, ist das Personal immer sehr redselig.«
Rebecca nickte zustimmend, nahm ihren Rucksack in
die eine sowie die Zeichnung in die andere Hand. Traurig sah sie sich noch
einmal in ihrem Zimmer um, blickte auf das Bett, auf dem sie und Gregorio sich
noch vor einer Woche geliebt hatten. Dann klappte sie entschlossen die Tür
hinter sich zu.
Am Hintereingang wurden sie von Signor Saveras
Privatchauffeur bereits erwartet. Er nahm den Koffer entgegen und startete das
Boot.
»Franco wird Sie sicher zum Flughafen bringen.
Ich wünsche Ihnen alles Gute, Signorina Hauser. Und vielleicht kreuzen sich
unsere Wege ja eines Tages wieder.«
»Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll!«
Rebecca nahm seine Hand, schüttelte sie und küsste
ihn dann - auf italienische Art - erst auf die eine, dann auf die andere Wange.
Dann sprang sie ins Boot und blickte nicht mehr zurück.
Gegen 23 Uhr bestieg Rebecca den Privatjet der
Familie Savera, der auf dem »Aeroporto di Venezia Marco Polo« für sie
bereitstand. Kurz vor Mitternacht setzte das Flugzeug bereits zum Landeanflug
auf den »Aeroporto di Roma-Fiumicino Leonardo da Vinci« an. Da der Flughafen 34
Kilometer vom Stadtzentrum Roms entfernt und direkt an der Mittelmeerküste lag,
erwartete Rebecca auch hier feuchtes Mittelmeerklima. Trotz der späten Stunde
war es warm genug für das leichte Kleid, das sie trug.
Sie hatte Mariella erst einmal gesehen: auf der
Feier in Venedig, als sie dachte, sie sei Gregorios Frau.
Mariella holte sie persönlich ab. Während der
Blick der Italienerin suchend über die Passagiere glitt - der Jet war zusammen
mit der letzte Passagiermaschine des Tages gelandet - erkannte Rebecca die schöne
Frau sofort. Sie trug ein cremefarbenes Kostüm und ihre hohen Riemchensandalen
waren farblich exakt auf das dunkelrote Seidentuch abgestimmt, das sie trotz
der Wärme um den Hals trug. Als sie sah, dass Rebecca auf sie zukam, winkte
Mariella.
»Benvenuta a Roma! Willkommen in Rom!«
Sie umarmte sie und küsste ihre Wangen.
»Ich freue mich, dich endlich persönlich
kennenzulernen«, sagte sie und es klang wirklich herzlich in Rebeccas Ohren.
Mariella sah sich um, schnippte mit dem Finger und schon kam ein freundlicher,
kleiner Mann angelaufen, der das Hotellogo der Saveras auf der Brusttasche
trug. Sofort nahm er Rebecca den Koffer ab und trug ihn zu einer schwarzen
Limousine.
Mariella setzte sich neben Rebecca und schaute
sie an.
»Du bist genauso schön, wie mein Bruder dich
beschrieben hat, als er vor ein paar Wochen hier war.«
Rebecca errötete. »So, hat er das?« Sie wusste
nicht, was sie darauf antworten sollte.
»Aber natürlich!«, sagte Mariella. »Er hat von
nichts anderem gesprochen.«
Rebecca schluckte schwer. Wie ungerecht das Leben
manchmal war. Anscheinend empfand er mehr für sie als Emilia ihr hatte weis
machen wollen. Doch nun war sie fort und hatte Emilia das Feld überlassen.
Mariella schwieg, als die Tränen in Rebeccas
Augen schimmerten. Sie würden noch genug Zeit haben, um sich über ihren Bruder
auszutauschen.
Gregorios Wecker - Rebecca hatte ihn achtlos mit
eingepackt - zeigte 2:30 Uhr an, als sie schließlich vollkommen erschöpft in
einen unruhigen Schlaf fiel.
Kapitel 20
Es war fast Mitternacht, als Gregorio leise die Tür
von Zimmer 13 hinter sich schloss. Alles war dunkel. Er vermutete, dass Rebecca
bereits schlief. Als er ihr Bett unberührt vorfand, schaltete er die
Deckenbeleuchtung ein. Gleich fiel ihm auf, dass sein Radiowecker fort war. Er
riss den Kleiderschrank auf – leer. Panik erfasste ihn. Was war hier
geschehen? Er fuhr mit der Hand durch sein Haar, als er überlegte, was zu tun
war. Emilia! Ganz sicher hatte sie
etwas damit zu tun.
Nur wenige Minuten später stand er vor ihrer Tür.
Ihre Augen strahlten, als sie Gregorio erblickte.
»Finalmente, sei tornato da me! Endlich hast du
zu mir zurückgefunden!«, sagte sie, doch Gregorio schob sie beiseite.
»Wo ist sie?«, wollte er wissen.
»Sie? Du meinst doch nicht etwa die kleine
deutsche Schlampe?«
»Es wird sich noch zeigen, wer hier die Schlampe
ist«, entgegnete er kalt.
»Sie ist fort«, sagte Emilia ohne mit der Wimper
zu zucken. »Da war so ein Typ auf der
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