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Sommer in Venedig

Sommer in Venedig

Titel: Sommer in Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joleen Carter
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Nachthemd auf dem Bett und
betrachtete die Zeichnung vom Blumenmarkt. Als gerahmtes Werk wirkte es noch
professioneller. Es war der größte Schatz, den sie besaß - zusammen mit der
Kette und den Erinnerungen an die schönsten Momente, die sie bisher erlebt
hatte.
    Ein leises Klopfen riss sie aus ihren Gedanken.
Sie erhob sich, zupfte ihr Nachthemd zurecht und öffnete die Tür. Einer der
Portiers stand davor. In seiner behandschuhten Hand hielt er ihr einen Brief
entgegen.
    »Für mich?«, fragte sie ungläubig?«
    »Sì, Signora!« Der Mann deutete eine Verbeugung
an und verschwand.
    Ihr Herz klopfte angstvoll in der Brust, als sie
den Umschlag aufriss. Der Brief war von Signor Lorenzo Savera.

 
    Sehr geehrte Signorina Hauser,

 
    Sie werden sich wundern, dass ein eingebildeter
alter Schnösel wie ich zu Papier und Stift greift, doch möglicherweise irren
Sie sich, was meine Person betrifft.

 
    Seit ich Sie an meinen treuen Chauffeur Franco übergeben
habe, hat sich einiges getan in meinen alten Gemäuern, das ich Ihnen nicht
vorenthalten möchte.

 
    Sollten Sie denken, dass mein Sohn es war, der
Sie als Erstes vermisst hat, so muss ich Sie enttäuschen. Es war Signorina
Emilia, die sich noch am selben Abend bei meiner Gattin über Ihr Fehlen beschwert
hat. Es sieht so aus, als hätte sie fest damit gerechnet, Ihnen auch die
Arbeiten für die abendliche Feier gänzlich zuzumuten. Da Sie aber nicht
auffindbar waren - denn Sie waren ja bei mir - musste sie noch einmal selbst
die Schürze umbinden.

 
    Als Sie sich schon auf dem Weg nach Rom befanden,
ist sie also zu Signora Ilaria geeilt, woraufhin beide sich auf Ihre sofortige
Entlassung geeinigt haben. Vielleicht wäre ihr Vorhaben sogar erfolgreich
gewesen, wäre ich nicht der eigentliche Capo die Casa, der Chef dieses Palazzo.
So bestätigten mir die beiden nur, dass die Geschichte, die Sie mir erzählt
hatten, den Tatsachen entsprach. Was nicht bedeuten soll, dass ich jemals an
Ihrer Aufrichtigkeit gezweifelt hätte.

 
    Ich verschob die Diskussion auf den folgenden
Tag. Das war der Sonntag. Für meinen Sohn anscheinend ein besonderer Tag. Ihr
gemeinsamer Tag? Er muss wohl überall nach Ihnen gefragt haben. Bis Signorina
Emilia ihm schließlich berichtet haben soll, dass Sie mit einem Gast, den Sie
auf der Feier kennengelernt haben, verschwunden sein sollen. Gregorio wollte
das keineswegs glauben, fragte auch Signorina Ariana und Signor Matteo, da er
wusste, dass Sie ein gutes Verhältnis zu den beiden hatten.

 
    Leider konnten die Beiden unter anderem nur
berichten, dass Signorina Emilia Rebecca in der letzten Woche so viel Arbeit zu
Teil werden ließ, dass sie quasi zu müde war, um an den gemeinsamen Mahlzeiten
teilzunehmen. Mein Sohn soll außer sich gewesen sein, als er davon hörte.

 
    Nachdem seine Mutter ihm dann auch noch
offenbarte, dass, wenn Sie nicht von allein verschwunden wären, sie Ihnen
sowieso die Stelle gekündigt hätte, ist ihm endgültig der Kragen geplatzt. Zum
ersten Mal seit Jahren hat er meine Frau lautstark in ihre Schranken verwiesen.
Etwas, das, wenn Sie mich fragen, schon lange überfällig war.

 
    Schlussendlich kam er dann auch in meinem Büro
an. Ich bin ja immer der Letzte, der gefragt wird. Aufgrund seiner schlechten
Verfassung sah ich mich leider gezwungen, ihm von unserem Gespräch zu
berichten. Darf ich darauf hoffen, dass Sie mir vergeben? Er konnte es erst
nicht fassen, dann bat er mich inständig um die Erlaubnis, Signorina Emilia auf
der Stelle eigenständig hinauszuwerfen, was ich ihm selbstverständlich nicht
verwehren konnte.

 
    Seither redet meine Frau nicht mehr mit mir. Aber
ich denke, ich werde es überleben. Wenn ich ehrlich sein soll: Ich genieße die
seltenen Momente, wenn meine Ehefrau schweigt.

 
    Es folgte noch eine unschöne Szene, da Signorina
Emilia sich keineswegs einsichtig zeigen wollte. Sie sah sich wohl schon seit
Monaten als die neue Hausherrin an.
    Endlich jedoch fängt mein Sohn an, sich dagegen
zu wehren, dass andere für ihn Entscheidungen treffen. Dank Ihnen beginnt er
dadurch, in meiner Achtung zu steigen.

 
    Gerade eben erst bat er mich, ihm eine Woche frei
zu geben. Ich teilte ihm meine Bedingungen mit, die ihn sichtlich überraschten.
Ich sagte, dass ich ihm nur dann freigäbe, wenn er mir seine Galerie zeigte,
die er mir jahrelang vorenthalten hatte.

 
    Während ich Ihnen schreibe, Signorina Hauser,
erwarte ich, dass er klopft, um mir seine

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