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Sommer mit Nebenwirkungen

Sommer mit Nebenwirkungen

Titel: Sommer mit Nebenwirkungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Leinemann
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zweites Mal kennen. »Wollen wir noch mal anstoßen?«
    Das taten sie dann auch. Der Nachtisch, eine Bayerische Creme mit Früchten, wurde serviert.
    »Sagt mal«, fragte Sophie zwischen zwei Löffeln, »eine dringende Frage habe ich noch – was genau ist das Geheimnis von Marienbrunn? Ich meine, was muss man tun, um leichter schwanger zu werden?«
    Sie griff zur Karaffe und füllte ihr Glas zum wiederholten Mal mit Wasser. Die Fahrt, überhaupt der ganze Tag hatte sie durstig gemacht. Wenn sie den Durst nur mit Wein löschte, wäre sie trotz des guten Essens in einer Stunde volltrunken. Das ging natürlich nicht.
    Die anderen schauten sie ungläubig an.
    »Du weißt es nicht?«, fragte Zoe erstaunt.
    »Nein, leider nicht. Ich habe nur einen mehr als vagen Hinweis bekommen, dass hier oben irgendetwas ist, was mir weiterhilft. Was das ist – keine Ahnung. Etwas zu essen? Eine Anwendung? Ein bestimmtes Zimmer? Was?« Jetzt trank sie das Wasserglas mit einem Schwung leer.
    Julia brach als Erste in Lachen aus, danach konnten sich auch Zoe und Katalin nicht mehr halten. Die drei lachten fast eine Minute, und Sophie merkte, wie ihre Laune wieder schlechter wurde. Was, verflucht, war an ihrer Frage so lustig?
    »Du hast es doch längst entdeckt, du dumme Nuss«, sagte Zoe.
    »Du kriegst doch nicht genug davon.«
    »O ja, die Bergluft. Oder nein – die Bayerische Creme. Schwanger und zwanzig Kilo schwerer dank Bayerischer Creme! Ich glaube kaum, dass die überdrehten Fernsehhysterikerinnen das mitmachen.« Sophie versuchte ihre Ungeduld hinter Spott zu verbergen.
    Katalin griff beruhigend nach ihrer Hand. »Es ist das Wasser. Das Wasser ist das Geheimnis von Marienbrunn. Es macht unfruchtbare Frauen fruchtbar. Und hilft auch sonst gegen allerlei Frauenleiden.«
    Wieder gellte ein hysterischer Schrei durch den Speisesaal. »In meinem Fisch ist ein Wurm!«, hörte man eine Frau panisch rufen.
    »Meistens jedenfalls«, schränkte Julia ein.

11
    Am nächsten Morgen hielt es Sophie nicht lange im Bett. Sie fühlte sich so kraftvoll, all die Reisemüdigkeit, all der Berliner Frust schien sich in der klaren Bergluft aufgelöst zu haben. Sie sprang förmlich aus dem Bett, stellte sich einmal kurz auf den Balkon, atmete tief die kühle, feuchte Morgenluft ein und genoss das Bergpanorama, das um diese frühe Stunde in weiche Pastelltöne getaucht war. Der Tag versprach warm zu werden, also wählte sie eine kurze Jeans, ein Top mit Spaghettiträgern und eine ärmellose Bluse. Wann hatte sie sich zuletzt so frei kleiden können, so lässig? Das war noch zu Studienzeiten gewesen. Keine Kundentreffen, bei denen man eitle Konzernkräfte von seinen Fähigkeiten überzeugen musste. Keine Kandidaten, die jede Nachlässigkeit registrierten und die Prüfungen dann nicht mehr ernst nahmen. Keine Chefin, die mit einem kontrollierenden Blick nach dem Rechten sah. »Na, der Rock ist aber mehr für die Freizeit gedacht.« Oder: »Sophie, ich kenne eine tolle Schneiderin. Die Adresse gebe ich Ihnen gerne. Da können Sie mit dem kaputten Saum ruhig mal vorbeigehen, die repariert auch solche Kleinigkeiten. Oder Sie kaufen sich gleich eine neue Bluse.« Die Frau bemerkte alles. Vorbei, vorbei – hier war sie völlig frei, konnte tun und lassen, was sie wollte. Vorsichtshalber zog sie sich noch eine Fleecejacke über, es war morgens doch noch kühl.
    Jetzt wollte sie unbedingt die wundersame Quelle sehen, noch vor dem Frühstück. Hunger plagte sie nach dem opulenten Abendessen ohnehin nicht. Sonderbarerweise quälte sie auch kein Kaffeedurst wie sonst morgens vor der Arbeit in Berlin. Also ließ sie den Frühstücksraum in dieser Herrgottsfrühe links liegen. Die Rezeption lag verwaist da, aber das machte nichts, denn Sophie wusste in etwa, wohin sie gehen musste. Die anderen hatten ihr gestern Abend berichtet. »Einfach um das Hotel herum, du kannst es nicht verfehlen. Jetzt ist es sowieso zu dunkel.« Sie trat aus dem Hotel.
    Der Kies der Einfahrt knirschte unter ihren Sandalen, und einige Steinchen fanden den Weg zwischen ihre Zehen und bildeten einen hübschen Kontrast zu ihrem zarten minzfarbenen Nagellack. Schnell flüchtete sie auf das Gras. Da kitzelten nur die Halme. Sie folgte einem kleinen Trampelpfad, immer dicht am Hotel entlang. Gleich würde er um die Ecke führen. Was lag wohl hinter dem Hotel? Irgendwie war sie aufgeregt. Sie kannte nur den Blick von ihrem Balkon, das prächtige Bergpanorama. Hoffentlich erwartete sie nicht zu viel

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