Sommer-Sahne. Zwölf schwule Erotikgeschichten. (German Edition)
schwarzweiß gemischt!«
»Aha, daher weht der Wind!«, meinte Anton und gab einem leisen Pfiff von sich. »Die Zeichen stehen auf Schwarz!«
Ich verdrehte die Augen. »Nun mach’s nicht so spannend!«
»Es handelt sich um eine Sportler- und Trainerdelegation aus Südafrika«, erklärte Anton mit einem frechen Grinsen. »Anlässlich der Fußballweltmeisterschaft reisen sie durch Deutschland und suchen Sponsoren für ihre Vereine. Du kannst dich ja melden bei ihnen, Christian, wenn du sie unterstützen willst.« Er kicherte.
Ich seufzte. »Du weißt so gut wie ich, dass mein Gehalt dafür nicht ausreicht.«
»Dann solltest du so schnell wie möglich wieder an deinen Arbeitsplatz zurückgehen, damit du den Rest vom Geld nicht auch noch verlierst!«, empfahl er mir mit augenzwinkernder Strenge.
Ich tat das auch, aber vor allem, um mir die Delegation noch einmal anzuschauen. Leider waren die südafrikanischen Sportler inzwischen mit dem Frühstück fertig und aus dem Speisesaal verschwunden.
Einer meiner jungen Zimmerkellner rannte mich fast um. In der Hand balancierte er ein Getränketablett mit kleinen Wasser- und Colaflaschen.
»Schuldigung, Chef«, murmelte er. »Der Gast aus der Delegation, der auf Zimmer 111, will seine Minibar aufgefüllt haben.«
»Gib her, das mache ich selbst!«, schnarrte ich ihn an.
Während der rotblonde Junge mich total verblüfft anstarrte, nahm ich ihm das Tablett ab und schritt würdevoll zum Lift.
Zimmer 111 lag in dem langen Gang im ersten Stock ziemlich weit hinten. Ich nahm nicht an, dass ich ausgerechnet im Zimmer meines Favoriten landen würde, aber vielleicht käme ich mit einem anderen Sportler ins Gespräch und hätte eine Chance, den dunkelhäutigen Schönen kennenzulernen. Ich klopfte.
Ein zäher, dünner Typ öffnete mir, wahrscheinlich ein Langstreckenläufer. »Ah, das ist wohl für dich, Shaka!«, rief er auf Englisch über die Schulter ins Zimmer hinein. »Hattest du nicht Getränke bestellt?«
Shaka?
Da ich fließend Englisch spreche – im Hotelgewerbe unerlässlich – verstand ich jedes Wort. Der Langstreckenläufer nickte mir auffordernd zu und verließ das Zimmer. Ich trat ein.
Mein Favorit kam mir entgegen! Mann, hatte ich einen Dusel! Er hatte sein Jackett abgelegt. Die Krawatte baumelte lose über der Schulter. Unter dem schneeweißen Hemd spannten sich seine Bizepse, und in der hellgrauen Anzughose wölbte sich ein Riesenteil. Fast schienen die Nähte auszureißen, so sehr wurde der Stoff gedehnt. Mir wurde ganz schwach zumute bei diesem Anblick.
»Guten Tag, Sir!«, begrüßte ich ihn auf Englisch. »Ich möchte Ihre Minibar auffüllen.« Mein Blick streifte noch seinen Koffer, auf dem das Logo des Johannesburger Fußballvereins, der Kaizer Chiefs, prangte. Sie werden auf Zulu auch »Amakhosi«, »Ruhmreiche Jungs« genannt.
Shaka strahlte mich fröhlich an. Seine großen Augen mit der schwarzbraunen Iris rollten hin und her. Sein breiter Mund wurde noch breiter, und die dicken, faszinierenden Lippen gaben prächtige, weiße Zähne frei.
»Oh, der Herr Oberkellner persönlich!«, meinte er grinsend.
»Wir tun alles, damit unsere Gäste zufrieden sind«, erwiderte ich artig und begann, die kleinen Flaschen in den Barkühlschrank einzuräumen. Dazu musste ich mich natürlich hinknien.
Als ich fertig war und wieder aufstehen wollte, stand er plötzlich unmittelbar neben mir. Wenn er nackt gewesen wäre, hätte ich seine beeindruckende Männlichkeit direkt im Gesicht gehabt. Ich bewegte mich nicht, ja, ich hielt fast den Atem an.
»Sie können etwas tun für mich«, sagte er mit seiner schönen, tiefen Stimme.
»Ja?«, fragte ich hoffnungsvoll. Ich tue alles für dich!, dachte ich. Pack deinen Hammer aus! Ich will dir einen blasen, dass du noch Jahre daran denkst!
»Geben Sie mir einen Tipp, wo man sich abends gut amüsieren kann«, verlangte er.
Ach ja, klar, schoss es mir durch den Kopf. Er will in einen Puff und weiße Frauen flachlegen. In meiner Begeisterung für ihn hatte ich ganz vergessen, dass die meisten Männer leider Heteros sind. Na ja, und dann war ich ja auch im Dienst.
Ich erhob mich also aus meiner knienden Haltung und schrieb ihm zwei Adressen auf. Er betrachtete den Zettel, als ob er daran zweifelte, dass die Adressen richtig seien. Doch woher sollte er sie kennen, wenn er mich extra gefragt hatte? Er murmelte etwas wie »Danke Ihnen!« und entließ mich.
In meiner schwarzen Oberkellnerhose war es verdammt eng geworden.
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