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Sommer, Sonne, Ferienglück

Sommer, Sonne, Ferienglück

Titel: Sommer, Sonne, Ferienglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Heim
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doch die Villa zur Verfügung. Und dort gibt's welche.«
    »Viele.«
    »Na also.«
    »Geht aber nicht. Sie können doch nicht allein in diesem Kasten wohnen. Der Strom ist abgestellt.«
    »Dann kauf ich mir halt 'ne Kerze.«
    »Das Wasser auch.«
    »Hm«, sagte Christa und spürte zum ersten Mal, wie der Mut sie zu verlassen drohte. »Dann lassen Sie halt das Wasser wieder aufsperren. Das muß doch möglich sein? Jedenfalls fahren wir jetzt sofort hin.«
    »Sie können bei mir wohnen.«
    Er beugte sich ein wenig weiter über den Tisch.
    Christa erhob sich. »Jetzt will ich Ihnen mal was sagen, Signor D'Alessio, jetzt und gleich von Anfang an: Für mich ist es ein Prinzip, private und geschäftliche Dinge zu trennen.«
    Da standen sie sich gegenüber, er noch immer mit den Händen auf der Lehne.
    »Jetzt will ich Ihnen auch etwas sagen, Signorina: Sehen Sie, mein Vater war ein glühender Bewunderer der Deutschen und Deutschlands. Bei ihm ging das so weit, daß er sich die Zehen abfrieren ließ. Er bildete sich nämlich ein, ohne ihn könnten die Deutschen ihren Krieg gegen die Russen nicht gewinnen, und trat deshalb der Blauen Division bei. Und was war das Ergebnis? Den Rest seines Lebens ging er am Stock. Aber ständig hatte er's mit der deutschen Ordnung und den deutschen Prinzipien, verstehen Sie?«
    »Nein.« Was sie verstand, war nur, daß es sich um eine neue Unverschämtheit handelte. Sie hatte keine große Lust, sie sich bis zum Ende anzuhören, und marschierte einfach los, – Richtung Tür.
    Michele d'Alessio ging neben ihr her. Ein Kellner riß die Tür auf.
    »Grazie«, sagte sie mit Würde.
    »So war mein Vater«, sagte Michele. »Ich aber hörte seinen Stock, verstehen Sie? Ich hörte ihn immer auf der Treppe oder in der Wohnung: tak-tak-tak … Schon als kleines Kind. Und so bekam ich bereits als kleines Kind ein bißchen Angst vor deutschen Prinzipien … Übrigens, dort drüben steht mein Motorrad. Nicht die Cross-Maschine, es ist ganz bequem.«
    So sah es auch aus, wenn es schon ein Motorrad war, ein Riesending, weiß, mit roten Polstern, fast wie Sessel.
    »Und hier steht mein Wagen.« Sie zog den Schlüssel aus der Umhängetasche und schloß auf. »Steigen Sie ein, Herr D'Alessio.«
    ***
    Als sie aus dem Cafe ›Mercato‹ traten, war es Christa aufgefallen: Der Wind war aufgefrischt. Trotzdem, während sie den Wagen nach seinen Anweisungen durch die engen Gassen Collanos zwängte, war nicht viel davon zu spüren. Dann aber erreichten sie die Uferpromenade, und dort rannten die Kellner vor den wenigen Cafes, die geöffnet hatten, um die Sonnenschirme und Markisen vor dem Sturm zu bergen, der da aus dem Norden, vom Gebirge, heranbrauste. Der See war bleigrau, weiße Streifen tanzten, wo sich Dunst – oder war es schon Regen – auf die Wellen senkte, am frischen jungen Grün der alten Platanen zerrten Böen, Papierfetzen und abgebrochene Zweige wirbelten über den Platz, und die Masten der Boote und Yachten schwangen klirrend hin und her.
    Christa nahm es wahr, doch nur aus den Augenwinkeln. Sie hatte wichtigere Probleme.
    »Wie hoch schätzen Sie den Investitionsbedarf, mal ehrlich?«
    »Den Investitionsbedarf?«
    »Ja nun, was es aus Ihrer Sicht so kostet, die Villa wieder betriebstüchtig zu machen? Das wollen wir ja beide. Und ich meine jetzt die Kosten in Lire …«
    »Oh?«
    Er hob den Zeigefinger: »Da draußen, das Boot! Guck mal!«
    Da draußen das Boot? – Hüpfte wie ein Korken.
    »Carabinieri«, sagte er.
    Gut, ein Boot der Carabinieri. Starke Männer und starke Motoren. Die würden schon an Land kommen, das war nicht ihr Problem. Christas Problem wurde allerdings nun doch der Regen. Das Wasser kam, als würden über ihren Köpfen Kübel ausgeschüttet, so heftig, mit solcher Wucht, daß nicht einmal die Scheibenwischer es wegschaufeln konnten.
    »Ich würde jetzt erst mal anhalten.«
    Damit hatte er recht. Christa hielt.
    »Also, der Finanzbedarf in Lire?«
    »Mädchen«, lächelte er und lehnte sich gemütlich zurück, »sieh's dir doch selber an.« Einfach ein Du, ohne Hemmungen, ohne Zögern.
    Christa warf den ersten Gang ein und gab – sollte es doch Perlhühner regnen – einfach Gas. Vor dem Kühler ein Lieferwagen, den hatte sie erst im letzten Moment gesehen, na und, Steuer herum, lieber Gott, war aber knapp, und draußen jetzt, aus dem Prasseln des Regens, wütendes Geschrei.
    »Nicht schlecht, aber ein bißchen wild.«
    Nicht schlecht? – Ihr war

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