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Sommer, Sonne, Ferienglück

Sommer, Sonne, Ferienglück

Titel: Sommer, Sonne, Ferienglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Heim
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Ärger scharfe Umrisse.
    »Das Leben gleicht einer Wanderung durch zerklüftetes Gebirge«, hatte Angelas Vater, der Herr Pfarrer, immer gepredigt. Richtig. Und im Augenblick war sie im Tal. Um sich nur Wände und Gipfel.
    Aber aufs Marschieren kam's schließlich an und auf ein Ziel! Angela Rottenkamp hatte ein Ziel und hielt es fest in den schönen, an diesem Morgen leicht getrübten Augen: die erste Million! Ob erarbeitet oder angeheiratet, egal, es konnte auch etwas weniger sein, jedenfalls mußte der Rahmen beschafft werden, in dem sie ihre körperliche Wirkung, ihr Format und das geistige Niveau, das ihr nun mal mitgegeben war, entfalten konnte.
    Angela hatte schon vieles versucht: Pharma-Vertreterin, Kosmetikberaterin, Anlageexpertin, Reisebegleitung – sie würde es schaffen, kein Zweifel, aber sie war nun zweiunddreißig und mußte sich etwas beeilen mit dem Marschieren.
    Nur: wohin?
    Nun, zunächst einmal ins Bad, unter die Dusche, eine Gesichtsmaske vielleicht, dann schick anziehen und …
    Angela kam nicht ins Bad. Sie blieb im Korridor stehen.
    Zwei Briefkuverts waren durch den Schlitz gefallen.
    Das graue brauchte sie gar nicht aufzuheben. Von ›binnen sieben Tagen‹ bis zu ›gegebenenfalls wir gezwungen sind, gerichtliche Wege einzuleiten‹ wußte sie genau, was darin stand.
    Aber das blaßgrüne?
    Sie nahm es und ging in die Küche.
    Eine Reklamezuschrift.
    Na und? So wie die Dinge liegen, kannst du nur froh sein, wenn die Briefe nicht verschlossen kommen.
    Der ›Deutsche Gartenfreund‹? Ausgerechnet. Kauf dir ein Pfund Tulpenzwiebeln, und es geht dir besser … Aber hier, was haben wir denn hier?
    VILLA CARUSO – IN EINER LANDSCHAFT, DIE ANERKANNTERMASSEN ZU DEN SCHÖN-STEN EUROPAS … Der übliche Senf! Aber sieht eigentlich gar nicht so übel aus …
    Angela ließ sich auf den Hocker sinken und griff erneut zum Aspirin-C-Glas. Es war leer. So zündete sie sich eine Zigarette an, hustete und drückte sie rasch wieder im Aschenbecher aus. Wirklich, machte sich nett – beinahe schick. Gardasee? Warst du da schon mal? Nein. Die Nacht mit Helmut war doch der Lago Maggiore, Locarno oder, wie hieß das, Ascona? Ja, ich glaube, Ascona … Aber irgendwie ähnelt sich ja alles, Seen und Männer …
    Und weiter, was steht da? Wollen die eigentlich 'ne Vorauszahlung bei der Buchung? – Nein, wollen die tatsächlich nicht!
    Na also, dachte Angela Rottenkamp erleichtert, das wird es doch! – Und ob …
    ***
    »Wackelt schon wieder, das Scheißding!«
    »Ich merk's nicht.«
    »Du bist auch doof.«
    Es wackelte in einer Wohnung in Schwäbisch Gmünd. Und zwar in der Küche. Das ›Scheißding‹ war der Küchentisch.
    Der Küchentisch war ziemlich alt, hatte eine verschrammte Plastikbeschichtung und wie jeder Küchentisch vier Beine. Eins davon war oder schien zu kurz.
    »So ein Scheiß! Mach doch deine Mathe selber. – Da!« Evi Plaschek deutete auf einen Tintenfleck. Sie fühlte sich, und das vielleicht nicht einmal zu Unrecht, als Opfer. Uwe, ihr Bruder, kam in der Gewerbeschule nicht mit, schon gar nicht bei Mathematik. An wem blieb es hängen? An ihr …
    »Na los schon.«
    Stumm und gehorsam klappte Uwe seine ein Meter achtzig zusammen und zerrte zwischen Bein und Boden ein Stück gefaltetes Papier heraus.
    Bunt war es und unheimlich zerknittert.
    Er wollte es in den Mülleimer werfen.
    »Was is 'n das?«
    »Irgendein Reklame-Scheiß.«
    »Zeig mal.«
    Uwe zeigte. Evi faltete das vom Tischbein Zusammengedrückte auseinander und versuchte das Geknitter glattzustreichen.
    »Sommer, Sonne, Ferienglück«, das konnte sie ganz eindeutig lesen. Und dabei fiel ihr Blick auch noch auf einen Farbdruck, der offensichtlich irgendein Hotel an irgendeinem See darstellen sollte.
    »Ferienglück. – Stimmt das, Mama, daß wir dieses Jahr zu dem doofen Onkel nach Thüringen sollen?«
    Vom Spülbecken, wo Rosi Plaschek beim Abwasch war, kam keine Antwort. Nur das Wasser plätscherte. Rosi war nichts als ein stummer schwarzer Rücken, ein Berg von einem Rücken. Ferientermine und Feriengestaltung fielen schließlich nicht in ihr Ressort. Dafür gab's Papa, der gerade durch die Küchentür kam.
    »He, Papa! Stimmt das, daß wir zu dem doofen Onkel Herbert …«
    »Was gibt's denn jetzt schon wieder zu meckern?«
    Auch Karl Plaschek versuchte, das Knitterblatt aus Kirchberg unterhalb der rauhen Alb vom Tisch zu klauben, doch der dick verbundene Daumen machte ihm Schwierigkeiten. Den Daumen hatte er

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