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Sommer, Sonne, Ferienglück

Sommer, Sonne, Ferienglück

Titel: Sommer, Sonne, Ferienglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Heim
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Ich bin Letizia.«
    Ihr dünner Arm kam über den Schreibtisch, aber der Schreibtisch war zu groß oder der Arm zu kurz, so kam die ganze Signora Letizia, ergriff Christas Hand, schüttelte sie mit der Begeisterung einer Mutter, deren Kind aus der Fremde zurückkehrt, und erklärte nebenbei, da wäre so ein sonderbarer Anruf heute gewesen, vielleicht habe das irgend etwas mit dem Herrn Schmidle zu tun.
    »Ja. Vielleicht. Und wo ist der Herr Anwalt?«
    »Il avvocato?«
    Mit ganz kleinen, aber ungemein effizienten Trippelschritten verschwand Signora Letizia im rechten der beiden Fenstergelasse.
    Christa hörte, daß ein Fensterflügel geöffnet, dann der Holzladenflügel zurückgeschlagen wurde. Und schließlich vernahm sie auch Signora Letizias Stimme.
    Die war sehr energisch und laut.
    »Michele!« rief sie. »Micheeele!«
    Und das über den ganzen Platz. Wieso eigentlich? Hatten die hier noch nicht mal eine Gegensprechanlage?
    »Micheeele!«
    Signora Letizia drehte sich wieder um, das Knittergesicht ein einziges Strahlen, und verkündete: »Ecco! Da kommt er schon.«
    Und – ecco – er kam.
    Das heißt, die Tür flog auf, aber kein Avvocato – der Hippie!
    Da, kein Zweifel, da stand er, auf abgelaufenen Sohlen in den schwarzfleckig verdreckten Turnschuhen.
    »Buon giorno.«
    Weißes Zähneschimmern und Wimperngeklapper. Der Anblick trieb Christa einen kalten Schauer durch alle Nervenleitungen bis in die Fingerspitzen.
    Jetzt schob er sich auch noch das rote Halstuch zurecht. Nur der Himmel mochte wissen, was der hier suchte. Wo steckte der Avvocato?
    Sie bemühte sich, so eisig und unnahbar wie irgendwie möglich zu wirken. Und vermutlich tat sie das. Aber es brachte sie nicht weiter.
    »Michele«, sagte Signorina Letizia, »Michele, es ist nämlich so …«
    Michele?!
    Christas Herz stand still. Dies war nun wirklich zu verrückt.
    »… es ist nämlich so, daß Signorina Schmidle wegen der Villa Caruso nach Collano gekommen ist. Sie ist die Tochter des deutschen Herrn, der vor einigen Wochen hier war.«
    Und ›Michele‹ nickte!
    »Ich habe Ihrem Vater auch geschrieben«, sagte er. »Und heute morgen kam ein Telefonat, aber es lief auf den Anrufbeantworter. Wir haben nicht so richtig begriffen.«
    Wir haben nicht so richtig begriffen? Sie begriff überhaupt nichts.
    Michele lächelte, noch immer an der Tür, dann machte er fünf Schritte in den Raum, zog sich einen kleinen, höchst modernen blauen Ledersessel heran, ließ sich darauf niedersinken und deutete mit der linken Hand auf das Sofa an der Wand. Es war ein wunderschönes Sofa mit geschwungenen Holzlehnen und einem zartgelben, blumengemusterten Bezug. Und als ob das nicht reichte, hing darüber noch ein Bild, ein Stilleben, das einen Strauß gleichfalls zartgelber Rosen zeigte.
    »Sie sprechen wirklich ausgezeichnet Italienisch, Signorina!« Ein Kompliment. Sie sollte es vermutlich würdigen, doch sie dachte daran, daß ihr Gesicht jetzt rot war, rot vor Ärger, und blieb stumm.
    »Vielleicht wäre eine Entschuldigung angebracht, aber ich konnte ja nicht wissen …«
    Dieser Stoffel! Und der herablassende Ton, den er wohl für cool oder sonstwas hielt. »Aber wissen Sie, es war ja eigentlich ernsthaft gemeint.«
    »Was war ernsthaft gemeint?«
    »Daß wir zusammen drüben im ›Mercato‹ fragole con vino haben könnten. Die sind ausgezeichnet. Frische Erdbeeren, kommen aus Calabrien.«
    Unglaublich. Ein unmöglicher Kerl.
    Und es hörte nicht auf. Er erhob sich, sah an sich herunter bis zu den verschmierten Tennisschuhen, hatte schon wieder sein Grinsen und sagte: »Ich glaube, ich sollte mich umziehen. Wissen Sie, ich habe ein Motorrad. Aber was das heißt, ein Motorrad zu haben, können Sie nicht wissen. Dauerärger. Schon deshalb, weil hier in der ganzen Gegend zwar jeder Mechaniker behauptet, er könne mit Motorrädern umgehen, aber keiner wirklich Ahnung hat. Sie schaffen das nicht, – wenigstens nicht so, wie ich es will. Also, lassen Sie sich von Signora Letizia einen Espresso geben. Bis gleich.«
    Sie brachte keinen einzigen Ton hervor. Noch immer nicht.
    Zu allem wandte er sich an der Tür noch einmal um: »Haben Sie nicht Hunger? Lassen Sie sich von Signora Letizia verwöhnen. Sie macht einen herrlichen Espresso, und die Amaretti, die sie Ihnen servieren wird, sind nicht gekauft, sondern handgemacht. Ja, und überhaupt, wo werden Sie denn wohnen?«
    Es war einfach zuviel. Es kam auch zu schnell, nein, zu verwirrend. Nichts, aber

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