Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sommer, Sonne, Ferienglück

Sommer, Sonne, Ferienglück

Titel: Sommer, Sonne, Ferienglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Heim
Vom Netzwerk:
Halt machen. Sie fließen so, wie das Wasser dort unten fließt oder die Wölkchen am Himmel vorüberziehen. – So, ja … Einfach fließen lassen und vergessen … Immer, immer nur vergessen … Immer, immer vergessen …«
    Sie sagte nichts. Und ihm schien, als sei der Trapezmuskel tatsächlich schon sehr viel lockerer geworden. Na, um so besser …
    »So. Wie fühlen Sie sich?«
    Er bekam keine Antwort.
    »Angenehm?«
    Ein zögerndes, fast unmerkliches Nicken.
    »Na dann, dann haben wir schon einen gewaltigen Fortschritt gemacht«, flüsterte Reinhold Sottka an ihrem Ohr. Langsam und suggestiv strich er nicht länger über den Nacken, sondern über ihre Schultern …
    ***
    Auf der anderen Ortsseite stand Theo auf der Brücke, ohne die geringste Ahnung, daß die Gefahr, die ihn wie ein Alptraum verfolgte, längst gebannt, ja gewissermaßen weggestreichelt war.
    Theo, dieser Pechvogel, behielt noch immer eine mögliche Tote im Auge.
    Doch noch lebte sie, noch war sie nur eine dunkle, schmale, erschütternd einsame Kontur am anderen Ende der Brücke. Aber die beiden Hände hatte sie bereits auf dem Geländer. Jeden Moment konnte der Sprung kommen. Oder sie kletterte einfach drüber. Lieber Gott, wenn sie's tat?!
    Im Laufen warf Theo einen Blick in die Tiefe: mondbeschienene Felsbrocken, Granit vermutlich … Ein Aufprall nach zehn Meter Flug. Der Körper mußte zerschellen. Und wie würde das aussehen? Schrecklich!
    Gott sei Dank, sie hört dich nicht kommen. Starrt in die Tiefe und bewegt sich nicht.
    Nun, gleich bin ich heran. Fünf, noch vier Meter. Jetzt ganz leise. Dies wird der heikelste Augenblick. Theos Nerven knisterten. Vor seinem geistigen Auge blitzt das schreckliche Bild einer TV-Reportage auf: Ein junger Mann auf dem Dach eines Hochhauses. Der Polizist, der nach ihm den Arm ausstreckt. – Dann der Sprung!
    Auf keinen Fall durfte so etwas passieren.
    Wird auch nicht. Sie hat ihn ja noch immer nicht bemerkt. Ein letzter Schritt, nein, ein Satz, schon klammern sich seine Hände um ihre Schultern.
    Sie taumelt. Jetzt nur nicht loslassen!
    »Bitte, keine Angst haben, Fräulein Kröppe. Bitte, bitte. Ich bin ihr Freund! Ich bin nur da, um Ihnen zu helfen. Ich bin …«
    »… der Direktor des Hotels«, wollte Theo sagen und erstarrte. Die vermeintliche Selbstmörderin drehte sich um. Eine Frau, ja … Aber was für eine? Er hatte sie noch nie gesehen, das stand fest. Irma Kröppe war hübsch, jung, blond … Dies war ein verhärmtes, von der Arbeit ausgelaugtes Frauengesicht! Das Mondlicht erhellte es dramatisch. Der Mund war wie ein klaffendes Loch. Und daß eine Kundin, die einen Vierzehn-Tage-Aufenthalt im ›Hotel Caruso‹ buchte, ohne Zähne rumlaufen würde, war ja nun auch wirklich nicht anzunehmen.
    »Entschuld …«
    Die zwei Silben brachte Theo Schmidle noch zustande. Dann kam der Schmerz. Er kam an der rechten Kieferseite und riß ihm den Kopf zurück. Eine Faust flog aus der Nacht heran – und traf wieder. Dieses Mal in die Magengrube …
    So gewaltig war der Schlag, daß er Theo auf die Brückenfahrbahn schleuderte. Was war geschehen? Er versuchte zu verstehen, riß schreiend die Augen auf und sah über sich eine schwärzliche Fratze, aus der weiße Zähne funkelten.
    Die Fratze eines Monsters!
    Wieder ein Schlag. Das war die Schuhspitze.
    Doch plötzlich Licht. Die gleißende Helligkeit von Scheinwerfern. Und dann noch eine zweite Stimme, die brüllte. Auch sie gehörte einem Mann.
    Michele d'Alessio.
    Die Zusammenhänge begannen sich für Theo im Zeitlupentempo zu klären.
    Unglaublich, in welch schneidendem Ton so einer die Leute abkanzeln kann. Und alles auf Italienisch. Theo verstand kein Wort. Es interessierte ihn auch wenig. Er hatte sich aufgerichtet und hielt sich den schmerzenden Kopf. Und bekam kaum Luft.
    Laß Michele schreien.
    »Theo, geht's dir gut? Ich meine, Herr Schmidle, wie geht es Ihnen?«
    »Sag ruhig Theo zu mir«, flüsterte Theo.
    »Können Sie aufstehen?«
    »Weiß' ich doch nicht.«
    »Kommen Sie, ich helfe. Versuchen wir's mal.«
    Sie versuchten es. Es ging. Theo konnte …
    »Ich bring' Sie jetzt sofort in Ihr Bett.«
    »Bloß nicht …« Theo befühlte die Schwellung an seiner rechten Kieferseite. Schwellung? – Was da entstand, war ein heißes, pulsierendes Horn, in dem irgend jemand zehntausend glühende Stecknadeln verstreut hatte. Und so richtig atmen konnte er auch nicht. Die Rippe …
    »Wer … wer war denn das?« Theo knautschte die

Weitere Kostenlose Bücher