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Sommer, Sonne, Ferienglück

Sommer, Sonne, Ferienglück

Titel: Sommer, Sonne, Ferienglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Heim
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zu erleichtern. Ich kann nicht behaupten, daß ich ein weiser Mann bin, aber immerhin«, Reinhold Sottka lächelte ins Dunkel, »immerhin hatte ich doch einiges mehr an Lebenserfahrung zu sammeln als Sie. Darf ich fragen, wie alt Sie sind?«
    »Siebenundzwanzig.«
    »Nein! Das kann doch nicht stimmen? Ist ja unmöglich. Ich habe Sie nicht älter als zwanzig geschätzt.«
    »Und Sie?«
    »Zweiundvierzig. Ja, zweiundvierzig runde, schwere Jahre. Und in letzter Zeit frage ich mich immer häufiger, ob ich sie auch richtig verbracht habe. Aber wie gesagt, wenn es Ihnen nichts ausmacht, könnten Sie mir ja von sich etwas erzählen … Vielleicht noch ein Schlückchen?«
    Sie sagte nicht nein, sie schwieg nur so vor sich hin. -Siebenundzwanzig? Reinhold Sottka staunte. Und dieses Profil im Mondschein! Und das Pferdeschwänzchen. Eigentlich eine Frau, und doch noch immer wie ein Küken. Flaumweich gewissermaßen, so zart und zerbrechlich. Wenn er da an Beate dachte … Gegen dieses Küken war Beate ein Huhn, schlimmer noch, mit ihrer ekelhaften, militanten Selbstsicherheit ein wahrer Hühnerhabicht!
    »Sie wollen wissen«, hörte er in der Dunkelheit, »warum ich auf den Typ reingefallen bin, nicht?«
    »Wie haben Sie ihn denn kennengelernt?«
    »Wie? – Nun, in Radwitz hatten wir so 'ne Bürgerversammlung. Da sollte ein neues Einkaufszentrum auf die Wiese, und die Leute waren dagegen. Die haben sich gewehrt, denn all diese Großmärkte wollen ja bei uns die Kleinen kaputtmachen.«
    »Die Gleenen gabudd machen«, sagte sie. Es klang rührend.
    »Na, und da war er auch dabei?«
    Sie drehte den Kopf: »Bei der Versammlung vor der Kirche. Da fand die Versammlung statt. Wie früher läuft auch jetzt wieder alles über die Kirche. Bloß anders herum.«
    »Aha?« sagte Reinhold Sottka etwas überfordert.
    »Da stand er also vor der Kirche, kam auf mich zu und fragte, ob ich denn nicht in Radwitz ein nettes Cafe wisse. Er sei gerade zufällig in der Gegend, hat er gesagt. Und hätte Lust auf einen Kuchen. Fand' ich eigentlich ganz sympathisch. Männer geben selten zu, daß sie's gerne süß mögen. Ja, und dann sah er natürlich auch klasse aus … So elegant. Und braungebrannt. Blöd, nicht wahr, daß ich so was sage – oder? Nu, und dann der Schlitten! – Ein BMW. Und was für ein Ding.«
    »Er hat Ihnen also imponiert?«
    »Ach, wissen Sie, wir Ossis sind ja jetzt alle irgendwie gegen die Wessis. Vielleicht ist das nur 'ne Mode, vielleicht bleibt's auch so. Aber ich meine: Man kann doch nicht alle Wessis über einen Kamm bügeln.«
    »Nein?«
    »Ich jedenfalls nicht.« Sie nahm einen größeren Schluck. »Gut. Wir haben uns lange unterhalten. Dann fuhr er weg. Und vier Wochen später war ich in München. Er hatte mir nämlich ein Ticket für den Flieger geschickt. Einfach so. Und: ›Alles Liebe.‹ Wenn du willst, mach davon Gebrauchs – Hab' ich. Hätte bei uns jede … Und da war ich nun bei ihm in einer dollen Wohnung. Und jede Menge gute Musik. Aber dabei blieb's ja nicht.«
    »Nein? – Was kam dann?«
    »Die anderen Weiber …« Sie seufzte. »Ständig bimmelte das Telefon. Na gut, ich sagte mir: Irma bleib ruhig. Was hast du schon erwartet? Er ist ein Mann von Kultur. Er hat Schumann und Beethoven und Tschaikowsky im Plattenkasten. Und schließlich hat er schon vor dir gelebt. Und dich am Flughafen mit Rosen abgeholt. Daß es da noch andere in seinem Leben gab oder gegeben hat, ist ja wohl klar.«
    »Warum sind Sie nicht mißtrauisch geworden?«
    »Was soll ich sagen? Er war halt so was wie 'n Prinz für mich. Obwohl ich ständig in der Wohnung rumsitzen mußte – der ganze Aufwand hat mir furchtbar imponiert. Aber dann, am dritten Tag, hat er mich mitgenommen in so 'n Restaurant. Ganz schnieke … Da hat Helmut mir's gesagt, ganz brutal.«
    »Was hat er gesagt?«
    »›Sieh mal‹, hat er gesagt, ›ich hab' dich ja nicht nur wegen deiner schönen Augen kommen lassen. Es gibt da noch etwas anderes. Dieser Pfarrer Strombach ist doch dein Onkel. Und der Strombach sitzt im Kuratorium zur Erhaltung der Burg Wandeck. Das ist ein ganzer Berg in unserer Gegend mit einer schönen, alten Festung, in der mal die FDJ ihr Erholungsheim hatte. Aus dieser Burg würden die Leute, die ich vertrete, ganz gerne ein Fünf-Sterne-Hotel machen‹, hat er gesagt. Und wenn ich das richtig einfädeln und auch sonst spuren würde, könnte ich mir einen ganzen Batzen Geld verdienen. Und mein Onkel natürlich ooch …«
    »Aha,

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