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Sommer, Sonne, Ferienglück

Sommer, Sonne, Ferienglück

Titel: Sommer, Sonne, Ferienglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Heim
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wie Wasserrauschen an, und die Gedanken versanken in Watte.
    »Theo? – Was ist?«
    Ja, was war? Zuviel war es …
    »Ist dir nicht gut? – Du, Papi?«
    Michele schob die zitternde Christa zur Seite und griff nach Theos Puls. Der schlug zwar, aber ziemlich schwach.
    »Wo ist der Doktor?«
    »Schon längst weg, Michele.«
    »Wir bringen Theo ins Hotel.«
    »No, no!« Giulietta schüttelte entschlossen den Kopf. Sie öffnete eine der Türen und deutete ins Dunkel: »Da kommt er rein.« Und auf deutsch: »Ist kaputt, nix anderes, als kaputt.«
    KAPUTT – wie ein Beilhieb klang's aus ihrem Mund.
    »Sono i nervi. Das sind die Nerven. Schlafen, schlafen ist alles. Im Auto wird er bloß wieder wach und hat Probleme.«
    Da war vielleicht was dran.
    Andererseits: Wie sollte der Schlaf Theos Probleme fortzaubern?
    ***
    Dunkel und still war es um Theo.
    Durch einen Fensterspalt fiel graublaues Mondleuchten. Und nicht nur Licht drang herein, auch ein sonderbar hoher, halb klagender, halb jubelnder Chor: Im Nußbaum vor Theos Fenster überlegten Giuliettas drei Katzen gerade, ob sie sich nun verprügeln oder vertragen sollten.
    Theos wieder aufdämmerndes Bewußtsein hatte die Laute aufgenommen, und seine einzigartige Begabung, auch den kleinsten Anreiz sofort in eine Vision umzusetzen, war mobilisiert: Theo sah einen Bus. Einen Bus voll fröhlicher, singender Menschen.
    Der Bus strebte einer alten Stadt mit hohen Zinnenmauern zu, die gewaltige Kirchen und Paläste schützte. Ein römisches Amphitheater gab es dort. Dazu Klöster, Brunnen und stille Gärten. »Romeo und Julia«, sagte eine Stimme, »lebten zur Zeit der Skalinger. Wir fahren nach Verona. Wenn Sie wollen, nehmen wir Sie mit. – Alle!«
    Theo fuhr hoch: Alle?!
    Vielleicht nicht alle, doch die meisten … Und Reiseproviant bekamen sie. Und Wein natürlich auch. Er mußte nur noch diesen netten Schuldirektor Kienzle davon überzeugen, daß er während der Fahrt im Kultur-Bus nach Verona den entsprechenden kulturhistorischen Hintergrund lieferte …
    Er hatte sich im Bett aufgesetzt.
    Nun sah er sich um: Wo bin ich überhaupt? Ist doch nicht mein Zimmer? Und dieser grauslige Wecker, der da die Zeit zerhackt? …
    Laß ihn. Ist ja auch völlig egal, welches Bett, welches Zimmer. Auf was kommt's an? Auf die Idee. Und die Überzeugungskraft, sie in die Tat umzusetzen.
    Einige Gäste wird es natürlich geben, überlegte er, die im See baden, hier essen oder sich wieder betrinken wollen. Die zu versorgen ist einfach. Die anderen aber? – Er mußte sofort mit Zafirelli sprechen, ob er den Bus wieder haben könnte. Und dann Proviant-Tüten gepackt und hinein mit ihnen, ›zum einzigartigen kulturhistorischen Erlebnis Verona‹!
    Auch der Gedankensturm konnte Theo nicht abhalten, die rechte Gesichtsseite zu betasten. Was war denn das? … Und ›müssen‹ tat er auch mal.
    Wo, Herrgott noch mal, war das Licht?
    Theos Hände ertasteten eine aus zwei Kabeln geflochtene Schnur. Daran hing eine Art Walnuß. Und die ließ doch tatsächlich die Birne aufflammen.
    Theo erhob sich, und die Wange tat prompt weh. Wie komm' ich denn dazu? Ah ja … natürlich … Die Selbstmörderin und der Höhlenmensch. – Jede Erinnerung daran ist Verschwendung. Außerdem: … Dringend muß ich … Aber wo?
    Er sah sich um.
    An der Wand hing das vergrößerte Foto eines jungen Mannes in Uniform. Der betrachtete ihn aufmerksam aus dunklen Augen.
    Theo hatte ihn sofort erkannt: Vittorio Caprara, Giuliettas Verschiedener. Und hier als ›Bersaglieri‹. Damals in der Küche, als Lampo ihn attackiert hatte, blickte Vittorio grimmiger. Hier wirkte er fast sympathisch. Doch trotzdem: So lange schon tot – und füllt das ganze Haus! Kein Winkel, aus dem er dich nicht anstiert. Als ob das nicht reichte, kam von draußen auch noch Raubtiergefauche, wandelte sich nun in schrille Schreie, die Theo zusammenzucken ließen. Die Katzen hatten sich endgültig fürs Prügeln entschieden.
    Er aber tappte auf bloßen Füßen über den Korridor.
    Das Telefon wenigstens, das an der Wand hing, war Theo vertraut: Es war das Telefon, von dem Christa ihn angerufen hatte, damals, als sie ihm dringend vom ›Hotel Caruso‹ abriet.
    Hätte er doch bloß auf sie gehört!
    Vielleicht die nächste Tür?
    Sie öffnete sich von selbst.
    Da war Theo nun, in Shorts und Leibchen, und vor ihm stand eine Gestalt im Nachthemd: Eine weibliche. – Giulietta!
    Zunächst war sich Theo nicht einmal so klar gewesen, ob

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